Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
arbeitet, und ich habe es fünfmal von Anfang bis Ende durchlaufen lassen, müssen wir uns mit den Sporen noch herumschlagen, wenn dieser rote Planet das innere System schon lange verlassen hat.«
»Und wie lange wird das sein?« Paul spürte, wie seine Finger sich um die Armlehnen krampften, und zwang sich, sie zu lockern, während er gleichzeitig versuchte, sich an irgendeine beruhigende Einzelheit in bezug auf Planetenumlaufbahnen zu erinnern.
»Meinen Ergebnissen nach zwischen vierzig und fünfzig Jahre!«
Emily verzog das Gesicht und schnappte überrascht nach Luft, dann atmete sie langsam aus. »Vierzig oder fünfzig Jahre, sagen Sie?«
»Wenn«, fuhr Ezra grimmig fort, »die Bedrohung tatsächlich von diesem Planeten ausgeht.«
Paul sah ihm fest in die Augen und bemerkte die tiefe Müdigkeit und Resignation darin. »Wenn? Gibt es noch eine Alternative?«
»Ich habe eine Trübung um den Planeten entdeckt, die nichts mit seiner Atmosphärenhülle zu tun hat. Einen Schleier, der sich hinter dem Wanderstern im System verteilt und an seiner Bahn entlangwirbelt. Das Teleskop vergrößert nicht so weit, daß ich Genaueres sagen könnte. Vielleicht handelt es sich auch um Weltraumschutt, um einen Nebelfleck, um die Reste eines Kometenschweifes, es könnte alle möglichen harmlosen Erklärungen dafür geben.«
»Und wenn es nicht harmlos ist?« fragte Emily.
»Es würde fast fünfzig Jahre dauern, bis dieser Schweif aus dem Orbit um Pern verschwindet, ein Teil wird in Rubkat stürzen - und der Rest, wer weiß?«
Lange Zeit schwiegen alle.
»Irgendwelche Vorschläge?« fragte Paul schließlich.
»Ja«, sagte Ezra, nahm mit einem Ruck die Schultern zurück und hob zwei Finger. »Wir fliegen zur Yokohama, stellen fest, was mit den Sonden los ist und schicken zwei davon zu dem Planeten, um so viele Daten zu bekommen, wie nur möglich. Die beiden anderen lassen wir an diesem Kometenstaub entlangfliegen, und mit dem stärkeren Weltraumteleskop auf der Yokohama versuchen wir, ohne Störung durch den Planeten seinen Ursprung und seine Zusammensetzung zu bestimmen.« Ezra verschränkte die Finger und knackte mit den Knöcheln, eine Angewohnheit, bei der Emily jedesmal ein Schauder über den Rücken lief. »Entschuldigung, Em.«
»Wenigstens ein positives Konzept«, bemerkte Paul anerkennend.
»Die große Frage ist, ob wir genügend Treibstoff haben, um jemanden zur Yoko und wieder zurück zu bringen. Kenjo hat schon mehr Flüge gemacht, als ich für möglich gehalten hätte.« »Er ist ein guter Pilot«, sagte Paul diskret. »Für das, was wir dazu brauchen, reicht es. Kenjo wird fliegen, wollen Sie mit?«
Ezra schüttelte langsam den Kopf. »Für solche Dinge ist Avril Bitra ausgebildet.«
»Avril?« fauchte Paul schroff, dann schüttelte er den Kopf und grinste säuerlich. »Avril ist die letzte, die ich in die Mariposa setzen würde, ganz gleich, aus welchem Grund. Selbst wenn wir wüßten, wo sie ist.«
»Tatsächlich?« Ezra sah Emily fragend an, aber die zuckte nur die Achseln. »Na, dann soll Kenjo beides machen. Nein«, verbesserte er sich. »Wenn mit den Sonden etwas nicht stimmt, brauchen wir einen guten Techniker. Stev Kimmer. Er ist wieder da, oder nicht?«
»Wer noch?« Paul kritzelte Namen auf einen Block, um Ezra nicht mit weiteren Verdächtigungen zu beunruhigen.
»Kenjo ist ein sehr fähiger Techniker«, betonte Emily.
»Aus Sicherheitsgründen sollte der Auftrag von zwei Leuten durchgeführt werden«, beharrte Ezra stirnrunzelnd. »Wir müssen die Ergebnisse bekommen, wir brauchen sie dringend.«
»Zi Ongola«, schlug Paul vor.
»Ja, das ist genau der richtige Mann«, stimmte Ezra zu. »Wenn er auf Schwierigkeiten stößt, kann ich Stev als fachkundigen Berater ans Interface setzen.«
»Hm, vierzig Jahre?«
Emily sah zu, wie Paul die beiden Namen, für die man sich schließlich entschieden hatte, auf dem Block unterstrich.
»Einiges länger, als wir gerechnet hätten, mein Freund. Wir sollten anfangen, unsere Nachfolger einzuarbeiten.«
Unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zu Windblüte, die ganz offensichtlich zu schwach war, um die Arbeit fortzusetzen, die ihre Großmutter begonnen hatte.
***
Avrils Mißtrauen wurde nicht durch etwas geweckt, was sie hörte, obwohl das, was sie nicht hörte, ebenso bedeutsam war, sondern durch das, was sie in den langen Stunden am Schlittenteleskop sah. Es war normalerweise auf die am anderen Ende des Landegitters stehende Mariposa
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