Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
schwenkte auf die unausgesprochene Bitte hin unvermittelt ab. Ihre Rückenwirbel preßten sich in Bays Weichteile, und sie packte Sorkas Gürtel noch fester.
»Dort!« Sorka richtete den Blick nach unten.
Fünfundsiebzig Meter vom Haupthaus entfernt befand sich eine überdachte Anlage mit einzelnen Gehegen und einem Lförmigen Korridor, der zwei Seiten eines eingezäunten Bereichs bildete. Eine der Außenmauern und mehrere Zwischenwände waren zerstört, und eine Ecke des Dachs war nach außen aufgesprengt. Bay konnte sich nicht erinnern, ob es in diesem Gebiet weitere Erdstöße gegeben hatte, die solchen Schaden hätten anrichten können. Alle anderen Gebäude waren intakt.
Als der Drache noch einmal die Richtung änderte, legte Bay die Arme um Sorka, spürte den beruhigenden Druck ihrer Finger, und dann waren sie unten.
»Es ist ein Vergnügen, auf Faranth zu reiten. Sie hat so elegante, kraftvolle Bewegungen«, sagte Bay und streichelte zaghaft den warmen Drachenhals.
»Nein, steigen Sie nicht ab«, warnte Sorka. »Faranth sagt, hier streicht irgend etwas herum. Die Zwergdrachen werden mal nachsehen. He!«
Plötzlich war die Luft erfüllt vom Schnattern und Schwatzen zorniger Feuerechsen. Bays Mariah kreischte ihr ins Ohr.
»Nein, nein, schon gut. Faranth wird nicht zulassen, daß euch jemand etwas zuleide tut.« Bay streckte ihrer Goldenen den Arm entgegen, aber Mariah schloß sich den Schwärmen an, die die Gegend erkunden wollten. Bay registrierte verblüfft, daß der Drache knurrte, sie konnte es am ganzen Körper spüren. Faranth wandte ihren imposanten Kopf der Anlage zu, die Facetten ihrer Augen schillerten rot und orange.
Deutlich war ein durchdringendes Jaulen zu hören, dann war alles still. Die Schwärme sammelten sich aufgeregt über den Köpfen der beiden Drachenreiter und übermittelten ihnen mit lautem Schnattern die Neuigkeit. Faranth blickte mit funkelnden Augen nach oben und nahm die Bilder der Zwergdrachen in sich auf.
»Hier treibt sich irgendwo eine große, gefleckte Bestie herum«, erklärte Sorka Sean. »Und ein anderes Tier, das noch größer, aber stumm ist.«
»Dann brauchen wir Betäubungsgewehre«, sagte er. »Sorka, Faranth soll Verstärkung anfordern. Marco und Duluth wenn möglich; Dave, Kathy - vielleicht brauchen wir auch einen Arzt. Peters Gilgath ist kräftig, Nyassa gerät nicht in Panik, und verlange auch Paul oder Jerry. Ich glaube, wir sollten Mary und die beiden Kinder von hier wegbringen, bis man die Bestien eingefangen hat.«
Mary Tubbermans Leidenszeit war zu Ende, und sie weinte sich an Bays Schulter aus. Ihr Sohn Peter, normalerweise ein aufgeweckter Siebenjähriger, stand starr vor Angst mit ausdruckslosem Gesicht daneben. Seine zwei kleinen Schwestern hatten sich in einen Sessel verkrochen, klammerten sich aneinander und reagierten nicht auf Pols Tröstungsversuche, obwohl er im allgemeinen mit Kindern sehr gut umgehen konnte. Mary wehrte sich nicht gegen den Vorschlag, sich an einen sicheren Ort bringen zu lassen.
»Dad ist tot, nicht wahr?« fragte Petey und trat dicht an Sean heran.
«Vielleicht ist er auch draußen und versucht, die Tiere wieder einzufangen«, redete ihm die weichherzige Bay zu. Der Junge sah sie nur verächtlich an und ging den Korridor hinunter zu seinem Zimmer.
Die angeforderte Verstärkung traf ein und brachte die Betäubungsgewehre mit. Sean sah zufrieden, daß die Drachenreiter genau in der Reihenfolge landeten, die er mit ihnen geübt hatte. Er gab Paul, Jerry und Nyassa die Gewehre und schickte sie mit ihren Drachen los, um die entflohenen Tiere zu suchen und außer Gefecht zu setzen.
Sorka blieb zurück, um den Tubbermans beim Packen zu helfen, und Sean und die anderen näherten sich, mit Pistolen bewaffnet, vorsichtig der demolierten Anlage. Im Inneren des Gebäudes hing ein starker Raubtiergeruch, überall lagen frische Kothaufen herum. Sie fanden Ted Tubbermans erbärmlich zerfleischten, angefressenen Körper vor seinem kleinen Labor liegen.
»Verdammt, wir haben hier keine Tiere, die so töten!« rief David Catarel aus und wich rückwärts in den Korridor zurück.
Kathy kniete mit ausdruckslosem Gesicht neben der Leiche nieder. »Was immer es war, es hatte Reißzähne und scharfe Klauen«, bemerkte sie und erhob sich langsam. »Es hat ihm den Rücken gebrochen.«
Marco riß einen alten Labormantel und ein paar Handtücher von einer Stange und deckte die Leiche zu. Dann hob er einen zerbrochenen Stuhl auf, der wie
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