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Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Titel: Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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zusammensackte, als er eine Antwort erhielt, und dann ließ er ein leises Jammern hören, fast ein Schluchzen, dachte sie und griff hinauf, um ihn zu streicheln. Er schmiegte sich an ihre Hand, als sei er dankbar für ihr Mitgefühl. Sie spürte die Spannung in seinem kleinen Körper, seine Klauen krallten sich heftig in ihren Pullover. Wieder einmal war sie froh, daß ihre Mutter das Gewebe verstärkt hatte, denn sonst hätte er ihr die Haut aufgerissen. Sie drehte den Kopf und rieb ihre Wange an seiner Seite.
    Alle Augen waren auf Sean gerichtet, der nun ganz nahe war. Bald konnte man erkennen, daß das Bündel in seinen Händen aus Schichten von breiten Blättern bestand, die mit grünen Kletterranken fest zusammengebunden waren. Er spürte die forschenden Blicke, und er sah müde und, wie Sorka fand, traurig aus. Er ging direkt auf die beiden Wissenschaftler zu und legte sein Bündel behutsam vor Pol ab.
    »Bitte sehr. Zwei. Einer ist fast unversehrt. Und ein paar von den grünen Eiern. Ich mußte beide Nester absuchen, um welche zu finden, die nicht von den Schlangen ausgesaugt waren.«
    Pol legte eine Hand auf das Bündel. »Danke, Sean. Ich danke dir sehr. Sind die zwei - aus dem Gelege einer Goldenen oder einer Grünen?«
    »Natürlich aus einem goldenen«, sagte Sean verächtlich. »Grüne schlüpfen selten aus. Die Schlangen hatten sie schon angefressen. Ich kam gerade noch rechtzeitig.« Er sah Sorka fast herausfordernd an.
    Sie wußte nicht, was sie sagen sollte.
    »Genau wie Sorka«, bemerkte Jim Tillek stolz und nickte zu Bay hin.
    Erst jetzt sah Sean den schlafenden Zwergdrachen. Überraschung, Bewunderung und Ärger zuckten schnell hintereinander über sein Gesicht, dann ließ er sich unvermittelt zu Boden plumpsen.
    Sorka wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen. »Du warst besser als ich«, hörte sie sich sagen. »Du hast das mitgebracht, was wir besorgen sollten. Ich nicht.«
    Sean knurrte etwas, ohne eine Miene zu verziehen. Über seinem Kopf tauschten seine Braunen mit ihrem Bronzefarbenen in einem Schnellfeuer von Pieps-, Zirp- und Murmellauten Neuigkeiten aus. Dann schwebten sie herab, legten sich auf den Boden und ließen sich mit angelegten Flügeln von der Sonne wärmen.
    »Essen ist fertig«, sagte Jim Tellek und begann, die Teller zu füllen. Es gab gebratenen Fisch und eine Obstart, die durch das Kochen genießbar wurde.
    ***
    »Nun, Ongola, was gibt es Neues?« fragte Paul Benden.
    Emily Boll verteilte ein wenig von Bendens kostbarem Brandy auf drei Gläser und reichte sie herum, dann nahm auch sie Platz. Ongola nutzte die Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. Die drei hatten sich wie schon oft im Wetterbeobachtungsturm neben der Landebahn getroffen, die jetzt nur noch von den Schlitten und einer einzigen, zum Frachttransporter umgebauten und so selten wie möglich benützten Fähre angeflogen wurde.
    Der Admiral und die Gouverneurin hatten von Natur aus eine helle Haut, aber jetzt waren sie beide fast so braun wie Ongola. Alle drei hatten schwer gearbeitet, in den Feldern, in den Bergen und auf dem Meer, und sich an allen Unternehmungen der Kolonie aktiv beteiligt.
    Sobald die Kolonisten das ihnen zustehende Land in Besitz genommen und Landing damit seinen Zweck erfüllt hatte, sollten die bisherigen Führer die Rolle von Beratern einnehmen, die nicht mehr Befehlsgewalt besaßen als die anderen Grundbesitzer. Der Rat sollte regelmäßig zusammentreten, um allgemeine Themen zu besprechen und Mißstände abzustellen, die die gesamte Kolonie betrafen. Einmal im Jahr sollten in einer Generalversammlung demokratisch die Entscheidungen gefällt werden, die der Zustimmung aller bedurften. Richterin Cherry Duff sprach in Landing Recht und sollte als Anlaufstelle für Beschwerden und Streitfälle fungieren. Nach der Verfassung von Pern waren Konzessionäre wie Kontraktoren auf ihrem eigenen Besitz gleichermaßen autonom. Das mochte idealistisch gedacht sein, aber, wie Benden wiederholt betonte, gab es ausreichend Land und Bodenschätze, um allen genügend Spielraum zu gewähren.
    Bisher war nur vereinzelt über Joel Lilienkamps Methoden bei der Verteilung von Vorräten und Material aus dem Magazin gemurrt worden. Alle wußten, daß die mitgebrachten Vorräte irgendwann erschöpft sein würden und sie lernen mußten, mit dem auszukommen, was sie hatten, Dinge mit eigenen Mitteln zu ersetzen oder mit den jeweiligen Handwerkern zu tauschen. Viele Leute waren stolz auf ihr Improvisationstalent, und alle

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