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Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Titel: Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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fragte sie sich, wie die Höhle wohl aussehen würde, wenn sie bewohnt wäre. Sie hätte eine phantastische Große Halle abgegeben, wie man sie von den mittelalterlichen Burgen der Erde her kannte - nur noch großartiger.
    Mit angehaltenem Atem streckte Tarvi zögernd seine noch nicht eingeschaltete Handlampe aus, als widerstrebe es ihm, dieses majestätische Gewölbe mit Licht zu erfüllen. Sie hörte ihn tief einatmen, fast als schicke er sich an, einen Frevel zu begehen, und dann ging das Licht an.
    Geflatter war zu hören, die Schatten wichen lautlos in dunklere Winkel zurück. Sallah und Tarvi duckten sich, als die geflügelten Bewohner in Scharen dicht über ihre Köpfe hinweg aus der Höhle flüchteten, obwohl der Eingang mindestens vier Meter hoch war. Ohne darauf zu achten, trat Tarvi scheu in den riesigen Raum.
    »Erstaunlich«, murmelte er, als er den Lichtstrahl auf- und abgleiten ließ und feststellte, daß die Außenwand über ihnen kaum zwei Meter dick war. »Der Fels ist sehr dünn.«
    »Eine Blase«, sagte Sallah; es klang respektlos, aber sie war so überwältigt, daß sie irgendwie ihr seelisches Gleichgewicht wiederfinden mußte. »Schauen Sie, hier könnte man eine Treppe hineinschlagen.« Ihre Lampe erhellte ein Felsband, das schräg zu einem Sims hinaufführte. Darüber herrschte tiefe Dunkelheit, offenbar befand sich dort eine weitere Höhle.
    Sie sprach zu tauben Ohren, denn Tarvi war schon weitergegangen, um die Breite des Eingangs und die Außenmaße der Höhle festzustellen. Sie eilte ihm nach.
    Der erste Raum des gewaltigen Höhlenkomplexes maß an der breitesten Stelle siebenundfünfzig Meter und verjüngte sich links auf sechsundvierzig und rechts auf zweiundvierzig Meter. An der Rückwand befanden sich in verschiedenen Höhen unzählige unregelmäßig geformte Öffnungen; einige der unteren führten offenbar in Tunnelsysteme, deren Gänge meist so hoch waren, daß nicht einmal Tarvi mit dem Kopf an die Decke stieß. Andere Löcher befanden sich weiter oben an der Innenwand und spähten wie riesige, tote Augen auf sie herab. Tarvi war von der Entdeckung wie verzaubert, aber das setzte seine geschulte, wissenschaftliche Beobachtungsgabe nicht außer Kraft. Mit Sallahs Hilfe begann er, einen genauen Plan der Haupthöhle einschließlich der Öffnungen zu kleineren Höhlen und der nach innen führenden Tunnelsysteme zu zeichnen. In jeden Tunnel drang er bis in eine Tiefe von hundert Metern vor, durch ein Seil mit der nervösen Sallah verbunden, die ständig zur Höhlenöffnung zurückschaute, wo das ständig schwächer werdende Tageslicht ein wenig Sicherheit versprach.
    Im Schein des Gaskochers ergänzte er seine Notizen, während Sallah mit dem Abendessen beschäftigt war. Tarvi hatte beschlossen, so tief in der Höhle zu lagern, daß sie vor dem frischen Wind geschützt waren, der durch das Tal blies, und weit genug links, um die natürlichen Höhlenbewohner nicht zu stören. Später sollte der kleine Gaskocher auf niedriger Flamme weiterbrennen, um die wilden Tiere Perns davon abzuhalten, sich die Eindringlinge näher anzusehen.
    Sallah fühlte sich im Innern der Höhle tatsächlich wie ein Eindringling, obwohl sie das vorher nicht so empfunden hatte. Ein wahrhaft gespenstischer Ort.
    Tarvi war zum Schlitten hinuntergestiegen, um Zeichenmaterial und einen Klapptisch zu holen, dann hatte er sich sofort in seine Arbeit gestürzt. Den Eintopf, den sie mit solcher Sorgfalt zubereitet hatte, hatte er kommentarlos hinuntergeschlungen und ihr dann mechanisch den Teller zum Nachfüllen hingehalten.
    Sallah wußte nicht so recht, was sie von dieser Geistesabwesenheit halten sollte. Einerseits war sie eine gute Köchin und legte Wert darauf, daß ihr Können gewürdigt wurde. Andererseits war sie froh, daß er so zerstreut war. Einer der Apotheker hatte ihr ein Pulver gegeben, das angeblich ein starkes einheimisches Aphrodisiakum sein sollte, und sie hatte Tarvis Portion damit gewürzt. Sie selbst hatte es nicht nötig, seine Gegenwart hier in dieser Einsamkeit war erregend genug. Aber sie fragte sich allmählich, ob das Aphrodisiakum wohl stark genug war, um gegen Tarvis Begeisterung über die Höhle anzukommen. Da hatte sie ihn endlich einmal ein oder zwei Nächte für sich allein, und schon belegte ihn die gute alte Mutter Erde im pernesischen Gewand völlig mit Beschlag. Aber sie hatte sich nicht so lange geduldet, um eine so ausgezeichnete Gelegenheit ungenützt vorübergehen zu lassen. Sie

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