Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
angeschnallt, und Kenjo flog den Schlitten mit Höchstgeschwindigkeit. Sie rasten über die grüne Landspitze der unberührten Halbinsel am Jordan vorbei und dann hinaus auf das Meer, wo sporadische, aber heftige Gewitterschauer Turbulenzen verursachten und den ohnehin schon unruhigen Flug in der nicht für solche Geschwindigkeiten gebauten Maschine noch unangenehmer machten.
»Keine Spur vom vordersten Rand des Niederschlags. Die Wolkenformation südlich von uns besteht zur Hälfte nur aus Regen«, sagte Paul, blickte vom Teleskop auf und rieb sich die Augen. »Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht«, fügte er leise hinzu, »haben diese Schauer auch Sadrid gerettet.«
Trotz der hohen Geschwindigkeit schien der hauptsächlich über Wasser führende Flug kein Ende nehmen zu wollen. Plötzlich verringerte Kenjo das Tempo. Auf der Steuerbordseite war nun das Meer zu erkennen, nicht mehr nur ein blauer Wischer, und backbords konnte man durch den Dunst der Regenschauer undeutlich das riesige Festland näher kommen sehen. Die Sonne brach durch die Wolken und beschien vom Wind gepeitschte Pflanzen ebenso wie kahlgefressene Stellen.
»Selten ein Schaden ohne Nutzen«, bemerkte Jim Tillek und zeigte auf das Meer, das unter Wasser mehr aufgewühlt wurde als an der Oberfläche durch den Wind.
»Übrigens habe ich, ehe ich Monaco Bay verließ, unsere mit Flossen ausgestatteten Freunde beauftragt, sich umzusehen und so viel wie möglich herauszufinden.«
»Du lieber Himmel!« rief Bay und preßte das Gesicht gegen das dicke Plastik des Kanzeldachs. »So schnell können sie doch nicht bis hierher gekommen sein.«
»Wohl kaum«, lachte Jim leise, »aber für die Einheimischen ist der Tisch wirklich reich gedeckt.«
»Sitzen bleiben!« schrie Kenjo und kämpfte mit dem Steuerjoch.
»Wenn die Delphine feststellen könnten, wo es angefangen hat… Fakten, das ist es, was Dieter und Boris brauchen.« Paul ging wieder an das vordere Teleskop. »Sadrid hatte nur teilweise Glück«, fuhr er stirnrunzelnd fort. »Es sieht aus, als hätte jemand die Pflanzen dicht über dem Boden mit einem heißen Messer abrasiert«, murmelte er leise und wandte sich ab. »Bringen Sie uns runter, so schnell es geht, Kenjo!«
»Es war der Wind«, erklärte Wade Lorenzo der Rettungsmannschaft. »Der Wind hat uns gerettet, und die Regenschauer. Es hat in Strömen gegossen, aber es war Wasser, keine Fäden. Nein, uns ist nicht viel passiert«, versicherte er ihnen und zeigte auf die Zwergdrachen, die auf den Dachbalken saßen und sich putzten. »Sie haben uns beschützt, genau wie damals in Landing.« Die jüngeren Kinder wurden gerade aus einem der großen Gebäude geführt und sahen sich mit großen Augen ängstlich um. »Aber wir wissen nicht, ob Jiva und Bahka durchgekommen sind. Sie waren draußen beim Fischen.« Er zeigte mutlos nach Westen.
»Wenn sie nach Nordwesten gefahren sind, hatten sie eine gute Chance«, beruhigte ihn Jim.
»Aber wir sind ruiniert«, schaltete sich Athpathis ein. Der Agronom deutete verzweifelt auf die verwüsteten Felder und Obstgärten.
»In Landing gibt es noch genügend Sämlinge«, versicherte ihm Pol Nietro und klopfte ihm unbeholfen auf die Schulter. »Und das Klima hier ermöglicht mehrere Ernten im Jahr.«
»Wir kommen später wieder«, sagte Paul und half mit, die Flammenwerfer auszuladen. »Jim, kannst du hier die Aufräumarbeiten leiten? Du weißt, was zu tun ist. Wir müssen die Hauptwolke bis ans Ende verfolgen. Hier, Wade. Machen Sie Asche aus dem Zeug!«
»Aber Admiral -« begann Athpathis; das Weiße seiner angstvoll aufgerissenen Augen hob sich grell von seinem sonnengebräunten Gesicht ab.
»Es liegen noch zwei weitere Anwesen im Gefahrenbereich«, erklärte Paul, kletterte in den Schlitten und schloß die Luke.
»Direkt zu Ihnen nach Hause, Paul?« fragte Kenjo, als der Schlitten abhob.
»Nein, fliegen Sie zuerst nach Norden. Mal sehen, ob wir Jiva und Bakha finden können. Und dann bis an den Rand des Niederschlags.«
Sobald der Schlitten in der Luft war, schaltete Kenjo die Düsenverstärker zu, und die Passagiere wurden in die Sitze gepreßt. Aber gleich darauf verringerte er das Tempo wieder. »Sir, ich glaube, Ihr Besitz ist verschont geblieben.«
Sofort preßte Paul ein Auge an das Teleskop und sah zu seiner Erleichterung, wie die Pflanzen am Strand von den Windböen geschüttelt wurden. Jetzt war er beruhigt und konnte sich ohne Ablenkung auf die vordringlichsten Aufgaben
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