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Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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sich, auf Bauch und Ellbogen rutschend, mit Zehen und Knien voranschieben. Der Boden war glitschig vom Schleim, und er konnte sich nicht vorstellen, wie jemand es fertiggebracht hatte, ein bewußtloses Mädchen durch dieses Loch zu stoßen.
    Eine schleimige Hand berührte sein Gesicht, er wich aus, schlug sich den Kopf an der niedrigen Tunneldecke an und konnte gerade noch einen Fluch unterdrücken.
    »Empfindlich, was?« bemerkte Readis leise. »Von hier aus können wir aufrecht gehen, und es ist auch nicht mehr weit. Dushik bewacht wahrscheinlich die leichter zugängliche Seite.«
    Als Jayge sich aufrichtete, stellte er überrascht fest, daß durch einen dünnen Spalt hoch über ihren Köpfen ein blasser Lichtstrahl hereindrang.
    »Du darfst nicht laut sprechen, wenn wir die Grube erreichen«, schärfte Readis ihm ein, »aber du mußt mit ihr reden. Wir werden sie heraufziehen müssen. Je schneller, desto besser.«
    Die schwache Helligkeit aus dem Deckenspalt verblaßte, und dann waren sie in einem stockfinsteren Tunnel. Readis legte den Arm um Jayge und bedeutete ihm zu schweigen. Lange standen sie da und lauschten, aber nur das Wasser tröpfelte über die feuchten Wände - bis die Stille plötzlich von einem leisen Stöhnen zerrissen wurde, das dumpf widerhallte, als käme es aus großer Tiefe.
    Plötzlich flammte ein Licht auf, und Jayge kauerte sich erschrocken zusammen, aber als seine Augen sich umstellten, sah er, daß Readis einen schwach glühenden, fast verbrauchten Leuchtkorb abgedeckt hatte. Das trübe Licht erhellte die gähnende Öffnung der Grube.
    »Sprich mit ihr, Jayge«, murmelte Readis. »Ich knüpfe eine Schlinge in das Seil. Die soll sie sich um die Brust legen und sich daran festhalten.«
    »Aramina!« rief Jayge zaghaft, legte die hohlen Hände an den Mund, um den Schall geradewegs nach unten zu lenken, und beugte sich über den Rand des grausigen Lochs. »Aramina, ich bin es, Jayge!«
    »Jayge?«
    Ein Schrei, der in einem Keuchen endete.
    »Sag ihr, es braucht nicht jeder zu erfahren«, verlangte Readis bissig.
    »Leise, Mina!« rief Jayge. Der Spitzname, den er an jenem Tag in der Nähe der Burg zum ersten Mal gehört und falsch verstanden hatte, kam ihm nun wie von selbst über die Lippen.
    »Wir sind hier. Wir lassen ein Seil zu dir hinab.«
    Er wandte sich an Readis.
    »Können wir nicht auch das Licht hinunterschicken? Sie kann es ja wieder mit heraufbringen.«
    »Gute Idee.«
    Readis legte die Schlinge um den Leuchtkorb und ließ ihn rasch Hand über Hand die Grube hinab.
    Sie sahen das Licht weiter und weiter versinken. Gerade als Jayge schon dachte, die Grube wolle überhaupt kein Ende nehmen, hielt es an.
    »Du mußt mit den Armen durch die Schlinge schlüpfen«, rief er Aramina zu. »Wir ziehen dich schnell herauf, also halte dich gut fest.«
    »Du mußt mir helfen, Jayge«, sagte Readis. Jayge packte mit an, das Seil bewegte sich in ihren Händen, als sie es sich um den Leib band. Dann begannen sie zu ziehen.
    Aramina war nicht schwer, aber das derbe Seil war glitschig, Jayge fürchtete, es könne ihm entgleiten, und krallte die Finger tief in den Hanf. Aramina wurde durch den heftigen Ruck gegen die Grubenwand geschleudert und stöhnte auf. Jayge zuckte zusammen.
    Doch das Licht kam stetig näher. Endlich beugte Jayge sich hinab, faßte zu und hätte ihr fast den Arm ausgerenkt, als er sie über die Kante hievte. Zitternd und keuchend klammerte sie sich an ihn. Er war gerade im Begriff, sie von ihrem schaurigen Gefängnis wegzutragen, als er das warnende Keuchen seines Onkels hörte.
    Ein schwarzer Schatten fiel über Readis her, und ehe Jayge einen Finger rühren konnte, stürzten zwei Körper in die Grube, ihre Schreie hallten gräßlich wider. Jayge drückte Aramina fest an sich und versuchte, ihr die Ohren zuzuhalten.
    »Komm. Wenn Thella in der Nähe ist…«
    Er stellte das bebende Mädchen auf die Beine, griff nach dem fast erloschenen Leuchtkorb und wandte sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Aramina wankte, hielt sich aber aufrecht. Jayge spürte, wie wilde Krämpfe ihren Körper schüttelten. Sie schluchzte, und ihre Finger gruben sich in seine Hand.
    Wie konnte er ihr zumuten, durch den engen dunklen Gang zu kriechen?
    Er wandte sich ihr zu, um ihr zu sagen, sie solle den Leuchtkorb nehmen und vorangehen, und dabei bemerkte er, daß sie nicht nur mit Schleim besudelt war - sie war nackt.
    Sie zitterte mehr vor Kälte als vor Angst oder wegen des

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