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Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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überstandenen Schreckens, und wenn sie durch den Tunnel kroch, würde sie sich die Haut blutig schürfen. Er zog seine Jacke aus und steckte ihr die Arme hinein. Die Jacke reichte ihr bis an die Hüften. Dann schlüpfte er aus seinem Hemd, riß es in Streifen und umwickelte ihr damit Knie und Füße.
    »Das hilft ein wenig«, sagte er. »Schieb den Leuchtkorb vor dir her. Es ist nicht weit bis nach oben. Stoß dir den Kopf nicht an. Los!«
    Ein schauriges Stöhnen hallte durch die Tunnel und Gänge des unheimlichen Höhlensystems, und das genügte, um sie in Bewegung zu bringen. Schluchzend vor Angst ließ sie sich auf Hände und Knie nieder und kroch in den Tunnel. Jayge hoffte inständig, es möge Thellas Körper gewesen sein, der da zu Readis in die Grube gestürzt war.
    Irgendwie schafften sie es, nach draußen zu gelangen.
    Dort herrschte tiefe Dämmerung. Im schwachen Schein des Leuchtkorbs tasteten sie sich hangabwärts auf sicheres Gelände. Jayge fand sein Bündel wieder, das er zurückgelassen hatte, als er sich aufmachte, um den Steinschlag zu untersuchen, holte die Decke heraus und legte sie ihr um, ehe er nach seinem Topf mit Heilsalbe kramte.
    »Könntest du jetzt die Drachen rufen, damit sie uns von hier fortbringen?« fragte er, während er ihre Beine und Füße mit Salbe bestrich.
    »Nein.«
    Verwirrt blickte er zu ihr auf.
    »Sag das noch mal.«
    »Nein, ich werde die Drachen nicht rufen. Wenn ich sie nicht hören könnte, wäre mir das alles nie passiert.«
    Sie legte ihm die abgeschürften, mit blauen Flecken übersäten Hände auf den Arm. »Jayge, du weißt ja nicht, wie das ist. Ich höre sie sogar jetzt. Besonders Heth, der lautlos nach mir weint. Ich weine auch, aber ich werde ihm nicht antworten. Ich kann es nicht! Sie würden mich im Benden-Weyr festhalten, und dort müßte ich sie hören, ständig, tagein, tagaus!« Jetzt liefen ihr die Tränen über das Gesicht, und ihre Finger krampften sich um seinen Arm. »In der Burg war es nicht so schlimm. Da gab es nur den Wachdrachen, und der schlief die meiste Zeit. Wenn die Patrouillenreiter miteinander redeten, konnte ich mich beschäftigen und so tun, als hörte ich nichts.«
    »Aber - du kannst Drachen hören. Dein Platz ist im Weyr.«
    »Nein, Jayge, das glaube ich nicht«, sagte sie und bedeckte ihr blutendes Knie mit Heilsalbe. »Ich bin anders. Oh, ich stand in der Brutstätte, und die kleine Königin stürzte geradewegs auf Adrea zu. Ein sehr nettes Mädchen, ich gönne ihr Beljeth von ganzem Herzen.
    Ich mag auch K'van und Heth sehr gern. Sie haben mich schon einmal vor Thella gerettet. Diesmal warst du mein Retter. Du hast die lange Reise zum Weyr auf dich genommen, und niemand wollte dir glauben, wie ernst es war. Ja, ich habe sie über dich reden hören.
    Aber als ich zu Gardilfon gehen wollte, hatte ich zwei starke, zuverlässige Männer bei mir.« Sie nahm einen langen, zittrigen Atemzug. »Ich habe gesehen, wie Dushik Brindel das Genick brach und wie Thella Hedelman die Kehle durchschnitt.
    Sie haben es mit Genuß getan. Der dritte Mann ist wenigstens totenblaß geworden. Hat er dir geholfen, mich da herauszuholen? Wer ist in die Grube gestürzt, Thella oder Dushik?«
    Sie redete leise und hastig auf ihn ein, schien aber durchaus bei klarem Verstand zu sein.
    »Ich weiß nicht, wer Readis mit sich hinabgerissen hat, und ich werde auch nicht zurückgehen und nachsehen. Wir müssen schleunigst fort aus dieser Gegend.
    Wenn du keinen Drachen rufen willst…«
    Er sah ihr entschlossen vorgerecktes Kinn, also zuckte er nur die Achseln, schlang sich das Bündel über die Schulter und hob sie auf.
    Anfangs spürte er ihr Gewicht kaum, aber allmählich wurde er müde und mußte sich immer wieder ausruhen.
    »In Gedanken mache ich mich ganz leicht«, sagte sie einmal, und er klopfte ihr tröstend auf die Schulter.
    Der Leuchtkorb erlosch, als sie die Höhle erreichten, nach der er gesucht hatte. Er stolperte hinein und hätte Aramina fast fallen gelassen. Die Höhle war kaum mehr als eine Mulde, in der einst ein großer Felsblock gesteckt hatte, aber sie war frei von Schlangen, und für eine Nacht konnte man sich darin aufhalten. Er teilte seine Verpflegung mit Aramina, flößte ihr mehrere tiefe Schlucke aus seiner Branntweinflasche ein und drängte sie, sich in die Decke zu wickeln.
    »Schlaf dich erst einmal richtig aus, dann hat morgen alles ein freundlicheres Gesicht«, riet er ihr, ein Rezept seiner verstorbenen

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