Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
brachte sie in Sicherheit, schloß den Korb und trat die brennende Flüssigkeit aus. »Ich werde die Alten Tag und Nacht überwachen lassen, Piemur. Saneter soll einen Dienstplan aufstellen. Ich darf nicht zulassen, daß noch etwas passiert. Ich hatte gehofft, ein paar Worte mit F'lar reden zu können…«
Piemur verschluckte sich fast bei dieser Anmaßung.
»Nein, das war wohl nicht der richtige Moment dafür«, fügte der Burgherr hinzu und schüttelte bedauernd den Kopf. »Dein Meisterharfner hat übrigens gute Ideen. Ich würde mich gern einmal mit ihm unterhalten.« Toric wandte sich um und sah Piemur scharf an.
Der Junge wich dem Blick aus, räusperte sich und kratzte sich verlegen den Kopf. Er wollte nicht erwähnen, wie gering Meister Robintons Einfluß auf die Weyrführer von Benden gerade jetzt war.
»Ich habe mir die Drachen genau angesehen, Toric, und ganz ehrlich, ich glaube, die Zeit arbeitet für Sie.
Der Raub des Eis, und ich bin wie Sie der Meinung, daß sie ihn begangen haben, auch wenn Benden es nicht beweisen konnte, hat sie fast ihre letzten Kräfte gekostet. Sie haben völlig recht, wir sollten sie unauffällig überwachen. Am einfachsten wäre es, wenn man die Feuerechsen in die Nähe des Weyrs schicken könnte, aber Farli schnattert immer noch etwas von Drachen, die sie mit ihrem Feuer versengen. Was sagen denn Ihre Tiere?«
»Ich hatte heute noch keine Zeit, mich um Feuerechsen zu kümmern, schließlich haben mir ausgewachsene Drachen aus dem Norden ihren Feuersteingestank direkt ins Gesicht geblasen«, gab Toric bissig zurück.
»Diesmal werden wir Benden also sofort informieren wenn wir etwas Verdächtiges bemerken«, fuhr Piemur munter fort und hoffte, den Burgherrn damit erst einmal von Meister Robinton abgelenkt zu haben. »Ich muß gestehen, Toric, Ihr Verhalten N'ton gegenüber war wirklich bewundernswert!«
»Vielen Dank«, sagte Toric sarkastisch.
»Gern geschehen«, fauchte Piemur im gleichen Ton zurück.
Dann grinste er selbstgefällig und bemerkte mit genau berechneter Unverschämtheit: »Sie wären allerdings sehr viel schlechter dagestanden, wenn Saneter und ich nicht für Sie gebürgt hätten!«
Toric reagierte zuerst mit einem starren Blick und dann mit schallendem Gelächter auf diesen Hinweis.
»Ja, du und der alte Saneter, ihr habt tatsächlich mitgespielt, und dafür bin ich euch aufrichtig dankbar, Harfnergeselle.«
»Sogar verpflichtet«, deutete Piemur mit schiefem Lächeln an.
»Noch etwas…«
Toric setzte sich auf die Kante seines Arbeitstisches - das Lachen hatte seine Spannung ein wenig gelöst - und verschränkte die Arme. Die rechte Hand spielte mit dem Burgherrenemblem auf seiner Schulter.
»Du bist schon öfter auf einem Drachen geflogen. Was glaubst du, wieviel sie wirklich gesehen haben?«
Piemur schnaubte. »Splitter und Scherben, Toric, sie suchten nach einer Stelle, wo ein Ei heranreifen konnte, oder nach den Braunen und den Bronzedrachen der Alten. Sie waren so aufgeregt, daß sie sonst bestimmt nichts bemerkt haben. Nun, vielleicht mit Ausnahme von T'bor, aber Sie haben sich ja sehr genau überlegt, wo die vielen Neuankömmlinge ihre Siedlungen errichten durften.«
Piemur grinste verschmitzt.
»Hamians Bergwerk würde aus der Luft im Grund nicht anders aussehen als früher; die übrigen Stollen sind schließlich nichts als Löcher im Boden; der Kai und das Gebäude am Inselfluß dürften vom Himmel aus nicht zu erkennen sein; die Siedlung an der Großen Lagune ist groß, gewiß, und wahrscheinlich waren auch ein paar Fischerboote draußen…«
Piemur zuckte die Achseln.
»Könnte sein, daß T'bor oder F'nor oder sonst jemand, der sich im Süden auskennt, später ein paar peinliche Fragen stellt, aber ich bezweifle es. Das Verbot ist noch immer in Kraft. Sie wollten das Ei zurückholen. Es tauchte ganz von selbst auf. Da zogen sie wieder ab.«
Piemur hatte bereits einen leisen Verdacht, wer das Ei zurückgebracht haben könnte, aber er konnte nicht den geringsten Beweis dafür liefern.
»Und wir müssen uns weiter mit den verdammten Alten herumschlagen.« Torics Tritt gegen das Tischbein fiel jedoch nicht mehr ganz so heftig aus.
»Sie haben Ihre Pläne doch bisher nicht allzu sehr behindert, nicht wahr?« fragte Piemur spöttisch. »Was sie nicht wissen, tut ihnen nicht weh. Ich würde einfach abwarten, Toric.«
»Dann stehst du auf meiner Seite?«
»Wenn ich das heute nicht bewiesen habe, weiß ich nicht mehr, was ich noch tun
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