Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
leise: »Diese faulen Bastarde«, um dann abermals die Stimme zu erheben: »Ich sehe genau, wer sich auf seinem Ruder nur ausruht! Nummer vier, du da, Tawkin - du und dein Partner an Nummer sechs, strengt euch an, verdammt noch mal, oder es gibt heute abend kein Bier - so sieht das schon besser aus!
Weißt du was, Piemur«, fügte er hinzu, als er den enttäuschten Blick des jungen Mannes nicht mehr ertrug, »du kannst dir die Ruinen ja zusammen mit Dummkopf auf dem Rückweg ansehen. Fertige doch auf eigene Faust eine Skizze an, um Toric zu beweisen, daß du messen und zeichnen kannst. Achte auf die Biegungen an der Steuerbordseite…« Er umriß das Gebiet. »Sieh nur, wie lang diese Kurve ist. Dieser flache Schleppkahn ist für die Flußschiffahrt gut und schön, aber wir wissen beide, daß er in Küstengewässern nicht viel taugt. Wenn wir hier einen Sammelpunkt hätten…«
Hamian überlegte einen Moment lang, dann grinste er.
»Wir könnten in den Ruinen einen festen Umschlagplatz einrichten und das Erz von hier aus direkt nach Nerat oder zur Meeresburg von Keroon verschiffen. Würde uns eine Menge Zeit und Mühe sparen, und ein verantwortungsbewußter Mann bekäme dann einen anständigen Posten. Hmm, ja, mach das mal so.«
Hamian hatte bereits vorher ausgerechnet, daß die Flußmündung auf der Route von Osten her entlang der Küste schneller zu erreichen sein sollte als bei der Umrundung des Südkaps, wo sie warten mußten, bis das Schiff von der Flut über das Riff in die Lagune getragen wurde. Dann waren sie zwei Tage lang in aller Ruhe den Inselfluß hinabgesegelt, bis sie eine Gabelung erreichten, wo ein kleinerer, aus den Hügeln im Landesinneren kommender Wasserlauf einmündete. Kurz hinter diesem Zusammenfluß hoffte Hamian seinen Umschlagplatz zu errichten, falls sich der Fluß so weit als schiffbar erwies.
Um das mühsame Treideln durch den Lagunenfluß und die Sümpfe zu vermeiden, die seine Schwester Sharra so faszinierten, hatte Hamian sich ein paar Tage Zeit genommen, um nach Osten zu segeln. Irgendwo in dieser Richtung mußte der Inselfluß entspringen. Es war kein Problem gewesen, durch die Vorberge bis zu einer Stelle zu gelangen, wo er den Fluß in der Ferne glänzen sehen konnte. Das Gelände war bestens geeignet für Lasttiere. Mit Toric hatte er ziemlich hart verhandeln müssen, aber mit zarter Unterstützung von Sharra und ihrem Bruder Kevelon hatte er den Burgherrn doch überzeugen können, daß es von Vorteil sei, die Reisezeiten zu verkürzen. Da inzwischen eine weitere Schiffsladung mit Leuten aus dem Norden eingetroffen war, die beschäftigt werden mußten, hatte Hamian sich erboten, sie Toric abzunehmen und sie beim Bau von Mole und Hafengebäuden oberhalb der Frühjahrsflutlinie einzusetzen. Es war ausreichend Weideland für Herdentiere vorhanden, und die Berge waren nahe genug, um dort die nötigen Steine zu brechen.
Nun wollte Hamian seine Einschätzung der neuen Fahrtroute bestätigt wissen. Er mußte Toric beweisen, daß auch noch andere Leute außer dem selbsternannten Burgherrn sich auf dem Südkontinent auskannten.
Manchmal beunruhigten den jungen Schmiedemeister die Allüren seines Bruders; zudem warf Toric ihm immer wieder vor, er habe sich während seiner Gesellenzeit in der Gildehalle von der Denkweise des Nordens vergiften lassen.
Hamian hatte sich seine Argumente sorgsam zurechtgelegt. Der Lagunenfluß mochte zwar als die kürzere Route erscheinen, aber wenn man mit Erz beladene Barken über die Hälfte des Weges durch das Sumpfland staken mußte, sah die Sache ganz anders aus. Hamian scheute keine harte Arbeit und war erstaunlich tüchtig darin, ähnliche Leistungen aus seinen Leuten herauszuholen, aber zwischen den einzelnen Fahrten zerbrachen oft die Markierungen für die Fahrrinnen, oder der tückische Schlammgrund veränderte sich und verschluckte sie. Nach tiefem Wasser zu suchen, während man von Insekten aufgefressen, von Sumpfschlangen gebissen und von Wheren bedrängt wurde, die alles, was sich bewegte, als leichte Beute betrachteten, war nicht die effektivste Art, die verfügbaren Arbeitskräfte einzusetzen. Hamian hatte sich von Meister Fandarels fast zwanghaftem Streben nach Effektivität anstecken lassen.
»Du sollst dieses Ruder nicht streicheln, Tawkin, du sollst daran ziehen!« brüllte er, als das Langboot leicht nach Backbord abfiel. Hamian hatte vor, den Burschen im Auge zu behalten. Allmählich bekam er einen ebenso guten Blick für Leute,
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