Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
lächelte ihren treuen Gefolgsmann beschwichtigend an. »Du überprüfst jeden, der plötzlich den Wunsch verspürt, sich unserer aufrechten Truppe anzuschließen. Harfner haben vom ständigen Saitenzupfen Schwielen an den Fingerspitzen.«
Dushik nickte, er war zufriedengestellt, aber Readis zog die Stirn in Falten.
»Ich weiß nicht, ob das genügt, Thella«, begann er.
»Wer hat hier das Sagen, Readis? Führen wir nicht ein gutes und viel bequemeres Leben als die meisten dieser windigen Berghofbauern? Auf jeden Fall geht es uns doch besser als allen anderen Heimatlosen?« Ihre Worte hallten durch die Gänge bis in die anderen Höhlen. Sie schätzte diesen Effekt, der ihrer Stimme einen so vollen Klang verlieh, und außerdem schadete es nie, ihre Leute daran zu erinnern, wie gut sie unter ihrer Führung bisher gefahren waren. »Fast zwölf Planetenumläufe hat es gedauert, bis die Barone überhaupt merkten, was vorgeht.«
Readis hielt ihrem Blick stand. »Thella, Herrin der Geächteten, Sie haben sich sehr für Fax' Vorgehen im Westen interessiert. Sie sollten nicht den gleichen Fehler machen wie er und die Harfner unterschätzen. Mehr habe ich nicht zu sagen.«
»Readis hat recht, was die Harfner angeht, Lady Thella.« Alle waren überrascht, als Giron das Wort ergriff. »Und dieser Robinton ist der gerissenste Mann auf ganz Pern.«
»Was ihr anführt, klingt überzeugend«, lenkte Thella ein, und Dushik atmete auf. Er reagierte immer sehr empfindlich, wenn jemand sie kritisierte. »Wir hatten viel Erfolg, das verführt zur Unvorsichtigkeit. Giron, wie viele Harfner kennst du?«
Giron zuckte die Achseln. »Ein paar. Bedella, unsere Weyrherrin, liebte Musik. Wenn sie es wünschte, hat die Harfnerhalle immer jemanden in den Telgar-Weyr geschickt.«
»Ich würde mich lieber um diese verfluchten Patrouillenreiter kümmern, die man erst sieht, wenn sie direkt über einem sind«, sagte Dushik mit einem bedeutungsvollen Blick auf Giron. »Sie sind das eigentliche Problem.«
Giron stand abrupt auf und verließ die Höhle, und Thella fuhr Dushik wütend an. »Überlaß ihn gefälligst mir, Dushik!«
***
»Hamian!« rief Piemur dem Bergwerksmeister zu und deutete auf die Klippe am rechten Ufer des Inselflusses.
»Diese Hügel dort! Das sind keine natürlichen Formationen!«
»Nein, da hast du recht«, antwortete Hamian, ohne von dem Tau aufzusehen, das er gerade ordentlich zusammenrollte. Von seiner Ausbildung her mochte er Bergmann sein, aber zur See war er seit frühester Kindheit gefahren, zuerst von der Palisadeninsel und später vom Südkontinent aus, und er hielt auf dem Deck eines Schiffes ebenso auf Ordnung wie in einer Schmiede oder in einem Schacht. »Ich weiß nicht, wie sie früher ausgesehen haben, die Pfähle sind jedenfalls noch da.«
»Wollen Sie sich das denn nicht ansehen?« Piemur konnte Hamians Gleichgültigkeit gar nicht begreifen.
Manchmal hatte er den Eindruck, als halte der Mann all die Schönheit und den Reichtum ringsum für selbstverständlich.
Hamian grinste den jungen Harfner an. »Ich habe schon genug am Hals, ohne durch die Gegend zu rennen und mir Ruinen anzugucken, die ich sowieso nicht durchsuchen kann, weil mir dazu die Zeit fehlt.« Sein Grinsen wurde breiter, und er zauste Piemurs sonnengebleichtes Haar. »Was ich in der offenen Grube gefunden habe, kommt mir immerhin sehr gelegen. Sie haben sogar markiert, in welcher Richtung die Erzadern verlaufen, auch wenn ich nicht weiß, wie sie das gemacht haben!«
Piemur duckte sich unter Hamians Hand weg. »Aber wer sind >Sie Sie sagten doch, in den Archiven der Schmiedehalle würde von Erzförderung auf dem Südkontinent nichts erwähnt.«
Hamian zuckte die Achseln. »Das hat nicht viel zu bedeuten. Soweit die Aufzeichnungen zu entziffern sind, geht es nur um Förderleistungen und um die Anzahl verhütteter Tonnen, und man erfährt, wer was kaufte und wohin es geliefert wurde. Abgesehen von Meister Fandarel haben sich die Handwerksmeister um Dinge außerhalb der Gildehalle nicht viel gekümmert.«
»Nun legt euch aber in die Riemen!« brüllte er die Ruderer an. Sobald sie das Deltagebiet hinter sich hatten, würde hoffentlich eine frische Brise von Westen die Segel füllen und das Boot über den breitesten Teil des Inselflusses tragen. Er befeuchtete einen Finger und hielt ihn in die Höhe. »Der Wind frischt auf!« Er legte die Hände an den Mund und ermunterte die Ruderer: »Bald sind wir da!« Zu Piemur sagte er jedoch
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