Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
plötzlichem Reichtum offenhält«, schlug Asgenar vor.
»Unsinn, die meisten Heimatlosen hätten keinerlei Bedenken, für einen Anteil an der Beute einen Dieb zu verstecken«, grollte Sifer. »Ich habe doch selbst erlebt, wie solche Leute vorgehen.«
Robinton zog in gespielter Überraschung die Augenbrauen hoch, und Corman schnaubte verächtlich, denn daß die Bitraner bis an die Grenze des Betrugs schacherten, war ein gängiger Witz.
»Dann sind Sie also damit einverstanden, daß ich meinen Gesellen als Spitzel einschleuse?« Robinton musterte die Gesichter. Die Barone wollten, daß etwas geschah, ohne daß ihre ohnehin knappen Reserven noch weiter belastet wurden. Gut, daß er ihre Zustimmung vorweggenommen hatte, dachte er. Der Spion war nämlich bereits an Ort und Stelle, denn der Harfner hatte seine eigenen Quellen und war längst im Bilde gewesen, als die Barone sich an ihn gewandt hatten.
»Ich schlage vor, daß wir die Sache für uns behalten, außerhalb dieses Raumes sollte niemand davon erfahren.«
»Sie haben geschickte Männer in Ihrer Gildehalle«, bemerkte Corman. »Und natürlich Frauen«, ergänzte er hastig, denn er war ganz begeistert von Menolly. »Aber wenn er nun erfährt, daß sich in einer unserer Burgen etwas tut, und unsere Hilfe braucht?«
»Wenn er Hilfe braucht, Baron Corman«, sagte der Harfner und lächelte verschmitzt, »dann hat er sich nicht geschickt genug angestellt. Überlassen Sie die Angelegenheit ruhig mir, bis der Winter vorüber ist.
Für jemanden, der es nötig hat, seine Spuren zu verwischen, liegt im Moment zu viel Schnee.«
»Darauf würde ich nicht wetten«, murrte Sifer.
Thella hatte unter anderem verlangt, daß Keita sie über jede Veränderung im Ablauf des Burgalltags informierte. Keita wußte nicht viel mehr, als daß Baron Sifer von einem Drachenreiter abgeholt worden und über Nacht ausgeblieben war, aber sie hatte immerhin gehört, daß er bei seiner Rückkehr seinen Waldhütern befahl, ihm Bescheid zu geben, falls irgend etwas darauf hindeutete, daß die Höhlen an den Straßen oder in der Nähe von Höfen bewohnt würden, oder falls sie auf abgelegenen Wegen Spuren entdeckten. Auf dem Trommelturm von Bitra herrschte reger Betrieb, aber da man Geheimkodes verwendete, wußte Keita nicht, wovon die Botschaften handelten.
Thella las diese Nachricht immer wieder, sie freute sich fast auf die Herausforderung einer solchen Suchaktion. Sifers wegen machte sie sich keine Sorgen; seine Leute frönten lieber dem Glücksspiel oder jagten die Heimatlosen über Bitras Grenzen. Aber wenn man ihn reizte, entschlüpfte ihm vielleicht eher als Corman, Laudey oder Asgenar die eine oder andere brauchbare Information.
In letzter Zeit schienen tatsächlich mehr Patrouillenreiter im Tiefflug über den bewaldeten Hügeln und den Bergkämmen zu kreisen. Damit hatte sie eigentlich nicht gerechnet. Sie wies ihre Leute an, sich möglichst wenig nach draußen zu wagen - die Lagerräume waren gut gefüllt, sie brauchten also keine Not zu leiden - wer trotzdem unterwegs sei, müsse seine Spuren hinter sich verwischen. Dushik, Readis und Perschar brachten den Befehl zu den anderen Stützpunkten.
Die Bande würde eine Weile untertauchen.
Als Readis sechs Tage später zurückkehrte, berichtete er, daß der Meisterharfner zusammen mit Corman, Laudey, Larad und Sifer auf Burg Lemos gesehen worden sei.
»Sie haben also den Harfner zugezogen. Na und?«
»Er ist kein Dummkopf, Thella.« Readis runzelte die Stirn, er fand die Nachricht beunruhigend und hielt ihre Sorglosigkeit nicht für angebracht. »Er ist nach F`lar der mächtigste Mann auf Pern.«
Thella riß in gespieltem Schrecken die Augen auf.
»Du machst mir richtig angst!«
»Die Harfnerhalle weiß über alles Bescheid. Sie sind stolz darauf, daß Sie die Ohren überall in den Ostbergen haben, Thella.« Readis gab sich alle Mühe, ihre Selbstgefälligkeit zu erschüttern. »Nun, seine Ohren und seine Trommeln reichen über den ganzen Kontinent, manche behaupten sogar, bis in den Süden.«
»Die Harfnerhalle hat nicht einmal eine Wachmannschaft!« höhnte sie.
Aber selbst Dushik schien die Bedenken zu teilen.
»Harfner brauchen keine Wächter«, sagte er. »Was ein Harfner weiß, das kommt auch unter die Leute, falls er das will.« Er starrte finster vor sich hin. »Ich mußte bis in den Osten fliehen, um dem Harfnergeschwätz zu entrinnen.«
»Ich weiß, Dushik, ich weiß.« Thellas Stimme klang unwirsch, aber sie
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