Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
auf.«
»Wetten, daß Ihren Wachen doch einige Renegaten durchschlüpfen, auch wenn sie noch so gut aufpassen«, murrte Sifer. »Jedenfalls will ich, daß die Männer gefunden und bestraft werden, die für diese Überfälle verantwortlich sind. Das wäre ein abschreckendes Beispiel für andere, die glauben, sie könnten im Schutz der Fädeneinfälle alles stehlen, was nicht niet- und nagelfest ist.«
»Meiner Ansicht nach suchen wir eine gut organisierte und gut informierte Bande«, schaltete sich Asgenar ein. »Diese Leute wissen, was sie wollen, und das holen sie sich. Wir haben am nächsten Morgen im Umkreis von Kadross kein einziges Getreidekorn gefunden. Sie müssen den Berg hinaufgestiegen und irgendwo untergekrochen sein, sonst hätte T'gellans Geschwader sie auf dem Heimweg gesehen. Um so viel Getreide zu schleppen, waren fünfzehn bis zwanzig Mann erforderlich. Dieser Überfall zeichnet sich aus durch ausgeklügelte Planung, genaue Informationen und disziplinierte Durchführung.«
»Wie sollen wir sie denn aufspüren, wenn nicht mit Drachenreitern?« wollte Sifer wissen. »Außerdem haben die Heimatlosen viel zu wenig Rückgrat, um so etwas durchzuziehen.« Er deutete auf die lange Liste von Diebstählen, die der Harfner in der Mitte des runden Tisches ausgelegt hatte. »Ich gehe sogar jede Wette ein, daß es keine Heimatlosen sind.« Er beugte sich mit verschwörerischer Miene über den Tisch. »Ich wette, es sind die Alten. Sie nehmen vom Süden aus Rache und reißen alles an sich, was sie den Höfen und Gildehallen nicht auf andere Weise abpressen können.«
Er spähte in die Runde, um die Reaktion der anderen abzuschätzen.
»Ich glaube nicht, daß ich diese Wette annehmen würde, Baron Sifer«, sagte Robinton höflich.
»Sie müssen bedenken, daß die Drachenreiter von Benden erfahren würden, wenn irgendwelche Alte aus welchem Grund auch immer im Norden auftauchten.«
»Da hat der Harfner recht«, pflichtete Corman bei und mahnte Sifer mit einem eisigen Blick zum Schweigen. »Wir in Keroon sind etwas besser dran, weil das Land nach allen Richtungen offen ist. Im allgemeinen sieht man Reisende schon aus ziemlich großer Entfernung. Meine Söhne reiten in letzter Zeit aufs Geratewohl die Pachthöfe ab, und seitdem sind solche Vorfälle deutlich weniger geworden.« Er sah Asgenar an. »In ihrer gebirgigen Gegend würde das sicher nicht so gut funktionieren.«
»Damit haben Sie sie nur aus Keroon hinaus- und nach Bitra hineingetrieben!« rief Sifer empört. Er war puterrot angelaufen.
»Hören Sie auf zu nörgeln, Sifer«, mahnte Laudey ungeduldig. »Igen liegt gleich gegenüber von Keroon auf der anderen Flußseite, und bei uns lebt es sich leichter - ich glaube also nicht, daß Sie so sehr ausgebeutet werden, wie Sie glauben.«
»Es gibt eine alte Redewendung«, begann Robinton mit erhobener Stimme, um dem Wortwechsel ein Ende zu machen. »Wer einen Dieb fangen will, der setze einen Langfinger auf ihn an.« Sein verschmitztes Lächeln blieb nicht ohne Wirkung. Asgenar und Larad beugten sich interessiert vor.
»Wer soll da wen fangen?« fragte Sifer verächtlich.
»Besonders wenn der erste Dieb so erfolgreich ist.«
»Ich meine keinen echten Dieb, Baron Sifer«, fuhr Robinton fort, »sondern einen Gesellen von mir, einen aufgeweckten Burschen, der es versteht, Zugang zu allen möglichen Kreisen zu finden. Wie Baron Asgenar schon sagte, werden die Ziele stets sorgfältig ausgewählt, und die Überfälle zeigen, daß die Banditen bestens Bescheid wissen über Karawanenwege und leere Höhlen sowie über Gewohnheiten und Arbeitsabläufe in Burgen, Höfen und Gildehallen.« Der Harfner sah zufällig in Larads Richtung, und nur deshalb bemerkte er den Schrecken und die Bestürzung in den Augen des jungen Barons.
»Am besten macht er gleich in meinen Höhlen den Anfang«, schlug Laudey vor und trommelte gereizt mit den Fingern auf die Tischplatte. »Dort herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, obwohl meine Wachen, wie bereits erwähnt, für Ordnung sorgen«, fügte er trotzig hinzu. »Es ist ein riesiger Komplex - viele Korridore und Tunnel, die bisher noch niemand erforscht hat. Ich habe so viele von den kleineren Eingängen zumauern lassen, wie ich nur konnte, aber ich hatte schließlich noch anderes zu tun.«
»Bei den vielen Leuten, die Sie aufnehmen, Laudey, ließe sich doch sicher jemand finden, der sich gerne ein paar Marken damit verdient, daß er die Augen nach Unregelmäßigkeiten oder
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