Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
»Meister Zurg hat seit Jahren meine Maße, und diese bunten Fetzen hat er mir im Namen seiner Gilde zum Dank für die ergiebigen Gespräche mit Akki zum Geschenk gemacht.«
Sharra sah ihn mit gespieltem Abscheu an. »Und ich habe Sie für den ehrlichsten Menschen auf ganz Pern gehalten.«
»So ehrlich ist nicht einmal Lytol.« Robinton zeigte auf den Rücken des ehemaligen Ruatha-Vormunds, der gerade im Begriff war, neben Jaxom den Großen Saal von Tillek zu betreten. »Aber Lytol als ehemaliger Weber hat schon immer großen Wert auf Kleidung gelegt.«
»Wenn Jaxom diese Marotte nur von ihm übernommen hätte!« Sharra krauste die Nase. »Ich hatte einen so wunderbaren Stoff ausgesucht, eines von diesen neuen Brokatgeweben in einem herrlich satten Blaugrün, und er hat es geschafft, zu keiner einzigen Anprobe zu gehen.«
»Ich fürchte, er hat andere Dinge probiert.« Robinton konnte sich das Wortspiel nicht verkneifen.
»Sie sind unmöglich!« Sharra verdrehte die Augen und lachte.
Was für ein wohlklingendes, perlendes Lachen, dachte Robinton lächelnd. Zair, der auf der Schulter des Harfners hockte, zirpte beifällig.
In diesem Moment schlug der Verwalter von Tillek das große Burgtor so energisch zu, daß es über den ganzen Vorhof hallte. Der Harfner und Sharra standen so nahe, daß sie sogar das Klirren vernahmen, mit dem der Schlüssel umgedreht wurde. Alle Gespräche verstummten. Die Küchentüren gingen auf, und eine ganze Prozession von Mägden strömte heraus, um den Gästen mit Tabletts voller Klah, gekühltem Fruchtsaft und Knabberzeug das Warten bis zur Verkündung der Entscheidung erträglicher zu machen.
***
Für die im Großen Saal versammelten Burgherren war das Klirren ein Zeichen, ihre Plätze um den runden Tisch einzunehmen, wo bereits feine Gläser, kleine Kannen mit Klah, Krüge mit Wein und Schalen mit saftigen Früchten bereitstanden.
Am Abend zuvor hatte Jaxom zusammen mit den Weyrführern von Benden, Lytol, Meister Robinton, D'ram und Sebell an einer Besprechung in kleinem Kreis teilgenommen. Das Thema war er selbst gewesen. Er war der jüngste Burgherr, und obwohl er längst bewiesen hatte, daß er mindestens ebenso fähig, wenn nicht sogar fähiger war als so mancher von den Älteren, hatten ihm viele seine Jugend noch immer nicht verziehen.
»Schon gar nicht«, ergänzte Sebell und sah Jaxom um Verzeihung heischend an, »seit du so eng mit Akki zusammenarbeitest.«
»Das hätte ich mir denken können«, seufzte Jaxom mit tiefer Verachtung. »Und wie viele von den Alten bezeichnen Akki als ›Monstrum‹?«
Sebell grinste und zwinkerte Jaxom zu. »Genau die, von denen man es erwarten würde: Corman, Sangel, Nessel, Sigomal und Begamon.«
»Fünf also?« stöhnte Jaxom. »Das heißt, Ranrel hat keine klare Mehrheit, und ich muß den ganzen Tag im Konklave herumsitzen.«
»Und darf kaum etwas sagen«, ergänzte Lytol grimmig.
Händeringend sprang Jaxom auf und ging im Zimmer auf und ab. »Und wieviel länger muß ich noch den Idioten spielen, bis meine Meinung« - er tippte sich mit dem Daumen auf die Brust - »endlich zählt?«
»In diesem Fall zählt nur«, antwortete Lytol knapp, »was du nicht sagst.«
»Lytol!« Robinton sah den alten Vormund fest an und zog warnend eine Augenbraue in die Höhe. »Seine Taten sprechen lauter als Worte.«
»Auch wenn sie mich bei diesen engstirnigen Fossilen nur noch mehr in Verruf bringen«, sagte Jaxom verbittert. »Schon gut, schon gut.« Er breitete beschwichtigend die Arme aus, um nicht noch eine Predigt über sich ergehen lassen zu müssen. »Ich bin mir der Umstände ja bewußt und werde mich damit begnügen, so zu stimmen, wie ich es für richtig halte.
Ich werde die Höflichkeit selbst sein, wenn man sich über Akki und alles, was wir tun, abfällig äußert, aber beim ersten Ei, ich weiß über die Verwaltung einer Burg in Vergangenheit und Gegenwart mehr, als sie bereits vergessen haben.«
Er hatte Sharra von diesem Treffen nichts erzählt, aber es nagte immer noch an ihm - besonders, weil die öffentliche Meinung über Akki und ihn solchen Schwankungen unterworfen war.
Wie es sich gehörte, nahm Jaxom mit würdevoller Zurückhaltung zwischen Baron Groghe von Fort und Asgenar von Lemos Platz. Er war von Natur aus nicht nachtragend, und deshalb erheiterte es ihn, daß die bekannten Ranrel-Anhänger sich an einem Viertel des Tisches zusammendrängten. Wie nicht anders zu erwarten, hatten sich auch Blesserels und Terentels
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