Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
mitgenommen.
Vielleicht sind es wilde Tiere, die hier Unterschlupf gefunden haben , vermutete Golanth. Mit raschen Flügelschlägen landete er, gerade als im Westen das letzte Abendrot verglühte, am Fuß der schroffen Klippe.
Der breite, ausgetretene Pfad, der auf die Felswand zu und durch ein großes Tor schräg ins Innere führte, war nicht zu verfehlen. Als F'lessan durch die Öffnung spähte, mußte er husten. Der Gestank war überwältigend. Hoch oben in den Wänden gab es Fensterschlitze, durch die aber nicht genügend Licht eindrang, und der Geruch war schlimm genug, um ihn von einer genaueren Untersuchung abzuhalten. Die Herdentiere blökten, als sie ihn sahen, und wichen erschrocken zurück. Offenbar stand er am Eingang einer gewaltigen Höhle. Der intensive Ammoniakgeruch raubte F'lessan den Atem und trieb ihm das Wasser in die Augen. Er flüchtete ins Freie zurück, lehnte sich gegen die Felswand und sog in tiefen Zügen die frische Abendluft ein.
»Sieht so aus, als hättest du Honshu gefunden, Golanth«, sagte er und fuhr mit der Hand am Stalltor entlang.
»Die Kanten sind so glatt, als habe man mit einem glühenden Messer einen Käse durchgeschnitten. Genau wie in der Burg und im Weyr von Fort - als die Alten noch Strom für ihre Steinschneider hatten. Demnach muß dies Honshu sein.« Seine Finger ertasteten eine Tür, die ordentlich in die Wand hineingeschoben war. »Immerhin wollte man uns den Zugang nicht verwehren. Komm, Golanth, wir schlagen irgendwo ein Nachtlager auf. Mit einem Feuerchen sieht die Nacht gleich freundlicher aus. Ich weiß zwar nicht, ob die großen Katzen, von denen Sharra und Piemur erzählt haben, so weit nach Süden kommen, aber…«
Mit mir würde sich keine Katze anlegen!
»Jedenfalls nicht, wenn sie den morgigen Tag noch erleben will«, lachte F'lessan und spähte ins Dunkel, um einen geeigneten Lagerplatz zu finden.
Folge mir , sagte Golanth und trottete gemächlich nach links.
»Du bist besser als jede Fackel.« Sorgsam darauf bedacht, ihm nicht auf den Schwanz zu treten, ging F'lessan hinter seinem Drachen her.
Trockenes Holz war nicht schwer zu finden, es gab auch genügend Steine, um einen Ring um das Feuer zu legen, und so lehnte F'lessan schon bald bequem an Golanths Schulter, kaute an seinem Reiseproviant und tat sich am Bendenwein gütlich, den ihm Manora auf gutes Zureden hin in die Feldflasche gefüllt hatte. Da es sonst nicht viel zu tun gab, entrollte er nach kurzer Zeit das Fell, mit dem er Golanths Nackenwulst ausgepolstert hatte, kuschelte sich behaglich zwischen die Vorderbeine des Drachens und schlief ein.
Er erwachte, als der Himmel im Osten hell wurde. Unter der Asche fand sich noch so viel Glut, daß er das Feuer zum Leben erwecken konnte, um sich seinen Morgen-Klah zu wärmen und mit einer warmen Fleischpastete zu stärken. Golanth trottete zum Fluß hinunter und trank in tiefen Zügen.
Ein guter Platz zum Schwimmen - wenn erst die Sonne aufgegangen ist, verkündete er sachkundig. Und auf der Klippe kann man sich nach dem Schwimmen herrlich aufwärmen. Die Sonne heizt das Gestein nämlich auf, und dann strahlt es Wärme ab.
Grinsend nippte F'lessan an seinem heißen Klah.
Du hast beim Zuhören wirklich einiges gelernt.
Nur Dinge, die mir einleuchten.
Dann hörte F'lessan die Tiere, die in der Höhle Schutz gesucht hatten, leise blöken und winseln.
Bleib, wo du bist, Golanth, sonst kommen sie nicht heraus, und ich möchte doch die Höhle erkunden.
Nichts dagegen , gab Golanth gleichmütig zur Antwort, obwohl sie gar nichts zu befürchten haben, weil ich noch nicht hungrig bin.
Ich habe so meine Zweifel, daß sie dir das glauben würden, mein Herz. F'lessan wärmte sich einen zweiten Becher Klah und deckte dann sein Feuerchen mit Kies und Erde ab, damit der Holzrauch die Tiere nicht verschreckte.
Er brauchte nicht lange zu warten. Kaum erreichten die ersten Sonnenstrahlen den Eingang, als die Tiere - mehrere verschiedene Arten von Herdentieren, wie sich nun zeigte auch schon nacheinander herauskamen, um den Tag auf der Weide beim Grasen zu verbringen. Die meisten hatten Junge bei sich. Ohne sich zu regen, beobachtete F'lessan den Auszug. Erst als alle den Pfad hinuntergetrottet waren und sich nach verschiedenen Richtungen zerstreuten, trat der Bronzereiter auf die Öffnung zu.
»Puuuh!« Der Gestank warf F'lessan immer noch fast um - an manchen Stellen lag der Kot knietief. Mit angehaltenem Atem streckte er den Kopf durch die
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