Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
Dazwischen drohte ihnen alle Wärme aus dem Körper zu saugen, und dann schien plötzlich die helle, heiße Nachmittagssonne des Südens auf sie herab. Die Feuerechsen kamen scharenweise angeflattert, um Ruth, ihren Liebling, zu begrüßen. Wie im Süden üblich, bestand der Schwarm zur Hälfte aus wilden Tieren, während die anderen am Hals die Farbmarkierungen ihrer Besitzer trugen.
»Beim ersten Ei, der Ort ist ja nicht wiederzuerkennen«, rief Oldive fassungslos, als Ruth zur Landung ansetzte.
»Ich weiß auch nicht, ob ich mich noch zurechtfinde.« Jaxom lächelte Oldive über die Schulter hinweg an. »Einen Anbau hat Meister Esselin schon fast fertig.« Er zeigte auf die rechte Seite des Akki-Gebäudes, wo Arbeitstrupps in fieberhafter Eile Wände hochzogen.
»Man verwertet ja Teile der alten Häuser!« rief Oldive.
»Ein Vorschlag von F'lar! Durchaus vernünftig übrigens, wozu Material heranschaffen, wenn so viele Bauten leerstehen?«
»Oh, gewiß, gewiß.« So ganz überzeugt klang das freilich nicht.
»Man schlachtet auch nur die kleineren Gebäude aus - die Familienhäuser, wie Akki sie nennt. Und die gibt es zu Hunderten«, fuhr Jaxom fort, um den Heiler zu beruhigen. Terry hatte ihn über das Morgentreffen mit Akki und die geplanten Renovierungsarbeiten informiert, als sie miteinander die Catherine-Höhlen durchsuchten.
»Sind denn alle Weyrführer hier?« fuhr Oldive fort, als er die lange Reihe sich sonnender Drachen auf dem Bergkamm über der Siedlung bemerkte.
Jaxom lachte. »Seit Akki versprochen hat, bei der Vernichtung der Fäden zu helfen, hängen sie sozusagen an seinen Lippen.« Oldive kletterte von Ruths Rücken, und Jaxom streckte die Hand aus, um ihn zu stützen.
»Wie?« Der alte Mann war so überrascht, daß er fast den Halt verloren hätte. Jaxom konnte ihm gerade noch beispringen und erwischte auch die Tasche, die nach vorne zu schwingen und den Heiler gänzlich aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte.
»Das weiß ich auch nicht genau.« Jaxom zuckte die Achseln. Wieder übermannte ihn der Zorn, weil er schon den ganzen Tag abseits stehen mußte. »Ich hatte gehofft, im Laufe des Vormittags mehr zu erfahren, aber ich war ständig anderweitig beschäftigt.«
Oldive legte ihm die Hand auf den Arm und sah ihn verständnisvoll an. »Als Beförderungsmittel für Schaulustige?«
»Oh, das macht mir nichts aus, Oldive.« Er grinste verschmitzt. »Aber Sie könnten daran denken, Akki nach den beiden Patienten zu fragen, die Sharra so große Sorgen bereiten.«
»Sie stehen als erste auf meiner Liste, Jaxom, das versichere ich Ihnen. Sharra ist eine großartige Frau, niemals geizt sie mit ihren Kräften, sie opfert sich auf, genau wie Sie!«
Jaxom wandte den Kopf ab, das Lob beschämte ihn, schließlich hätte er den Vormittag viel lieber damit verbracht, sich von Akki neue Kenntnisse vermitteln zu lassen. Aber nun war er ja endlich hier, und er konnte es kaum erwarten, wie Meister Oldive auf Akki reagieren würde.
Im Inneren des Gebäudes veranstalteten Esselins Handwerker mit ihrem Gehämmere einen ohrenbetäubenden Lärm. Alles war voll Staub. Staunend sah Jaxom, wieviel bereits geleistet worden war. Die frisch gereinigten Wände erstrahlten in bunten, fröhlichen Farben. Jaxom überlegte, daß man das Material wohl damit getränkt haben mußte, denn getünchte Flächen, wie er sie kannte, sahen ganz anders aus. Irgendwo zu seiner Linken unterhielt man sich lebhaft; F'lars Stimme war herauszuhören, aber er erkannte auch T'gellan und R'mart. Er führte Meister Oldive nach rechts, und als sie vor der Tür zu Akkis Raum standen, erfüllte ihn wieder die gleiche Erregung wie gestern kurz vor der großen Entdeckung.
Jaxom klopfte höflich an die Tür, und als er sie öffnete und sah, wie emsig hier gearbeitet wurde, wäre er fast an seinem Groll erstickt. Man hatte eine Platte über mehrere leere Kartons gelegt, und an diesem behelfsmäßigen Tisch saßen Piemur, Jancis und Benelek tief über die Geräte gebeugt, die mit seiner Hilfe aus den Catherine-Höhlen geborgen worden waren. Und der Gipfel der Ungerechtigkeit war, daß die verfluchten Dinger tatsächlich funktionierten! Seine drei Freunde tippten eifrig auf den Tastaturen herum. Er atmete tief durch die Nase, um seinen Neid zu unterdrücken: er wollte sich diese kleinliche Reaktion nicht durchgehen lassen.
Piemur wandte den Kopf, um zu sehen, wer gekommen war. »Guten Tag, Meister Oldive. Willkommen in Akkis Heiligen Hallen.
Weitere Kostenlose Bücher