Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
traktierte.
In den größeren Gebäuden, die man in Landing freigelegt hatte, richteten die Schmiede-, die Glasmacher- und die Holzgilde Zweigwerkstätten ein und besetzten sie mit Meistern, Gesellen und Lehrlingen.
Eines Morgens wurden Lytol und Robinton von einer lauten Explosion aufgeschreckt und rannten zu Meister Moriltons Glaswerkstatt, wo der Knall hergekommen war. Meister Morilton und Jancis waren schon dabei, Caselon, einem Lehrling des Glasmachers, das Blut abzutupfen, das ihm aus einem Netz feiner Schnitte über das Gesicht lief. Überall waren winzige Spiegelglasscherben verstreut.
»Nun seht ihr auch«, wandte sich Meister Morilton ganz ruhig an alle anderen, »warum die Schutzbrille so wichtig ist. Caselon hätte leicht sein Augenlicht verlieren können, als das Thermosglas zersprang. So wie es aussieht…« Morilton warf Jancis einen fragenden Blick zu.
»Wie es aussieht«, grinste sie spöttisch, »wird er nur ein hochinteressantes Narbengitter zurückbehalten. Oh, keine Sorge«, fügte sie hinzu, als der Junge entsetzt zurückfuhr. »Die Schnitte werden sauber verheilen und hinterher kaum noch zu sehen sein. Und nun laß die Grimassen, bis ich die Heilsalbe aufgetragen habe, sonst blutet es nur noch mehr.«
Lytol wandte sich der Schar von hereindrängenden Schaulustigen zu, während Robinton sich umsah. Meister Morilton hatte hier eine regelrechte Gildehalle geschaffen. In einer Ecke ratterte eine Pumpe vor sich hin, an der ein Schlauch befestigt war. An der Ledermanschette an seinem anderen Ende hing ein verspiegelter Flaschenhals. Der Rest des Gefäßes war in unzähligen winzigen Splittern überall im Raum verteilt.
»Scherben«, murmelte Caselon. Er mußte sich sehr beherrschen, um unter Jancis' fürsorglichen Händen nicht zu zucken. »Das wäre mein zwanzigster gewesen!«
Jetzt erst bemerkte Robinton die neunzehn ordentlich aufgereihten Vakuumkolben auf Caselons Hälfte des Arbeitstischs; zwölf weitere Kolben standen gegenüber, wo Vandentine, ein anderer Lehrling, arbeitete. Wieso sie vor den herumfliegenden Glassplittern verschont geblieben waren, konnte er sich nicht erklären.
»Wir liefern uns hier kein Wettrennen, Caselon«, mahnte Meister Morilton mit streng erhobenem Zeigefinger. »Was ist denn nun eigentlich passiert? Ich war mit Bengel und seinem Lesestift beschäftigt.«
»Keine Ahnung.« Caselon zog ratlos eine Schulter in die Höhe.
»Akki?« fragte Meister Morilton. Die Glaswerkstatt hatte einen Direktanschluß zu Akki.
»Er hat es versäumt, beim Schmelzen die Blasen mit Ultraschall oder auch, wie Sie es ihm beigebracht hatten, durch Klopfen aus der Glasmischung zu entfernen. Er war zu sehr damit beschäftigt, seinen Partner abzuhängen. Die Blasen im Glas führten dazu, daß der Kolben im Vakuum implodierte. Aber Sie können jetzt mit zweien seiner Behälter die Eigenschaften flüssiger Gase demonstrieren.«
Dank der Heilsalbe hatte Caselons Gesicht zu bluten aufgehört, und Meister Morilton winkte ihn und Vandentine in einen Nebenraum. Robinton kam ebenfalls mit. In diesem Raum befand sich eine Pumpe anderer Art; aus einer reifbedeckten Tülle tropfte eine blaßblaue Flüssigkeit im Sekundentakt in einen dicken, verspiegelten Auffangbehälter.
»Die blaue Flüssigkeit ist Luft, Luft aus diesem Raum«, erklärte Akki. »Wir komprimieren sie und lassen sie dann so rasch expandieren, daß sie abkühlt. Das wiederholen wir so lange, bis sich ein winziger Bruchteil davon verflüssigt.«
»Faßt die Radiatorspeichen nicht an«, mahnte Meister Morilton. »Sonst bekommt ihr Blasen an den Fingern. Dies hier, Meister Robinton« - er lächelte dem Gast zu -, »ist ein Mehrphasenkühler, etwas ganz anderes als der Eisschrank, mit dem Sie auf Ihrem Landsitz an der Meeresbucht Fruchtsäfte und Lebensmittel kühlhalten.«
Robinton nickte verständnisinnig.
»Die letzte Phase ist die schwierigste«, sagte Akki, und Meister Morilton forderte Caselon mit einem Wink auf, seinen Kolben zu füllen. Die flüssige Luft begann zu brodeln, bis sie Caselons Kolben auf die gleiche Temperatur heruntergekühlt hatte, und der Raum füllte sich mit Nebel. Robinton trat zur Seite, als etliche perlmuttfarbene Tropfen über den Fußboden auf ihn zugelaufen kamen. »Und nun, Caselon«, ordnete Akki an, »kehren Sie an Ihren Arbeitsplatz zurück, um dort die ungewöhnliche Verhaltensweise flüssiger Luft zu beobachten.«
Caselon war bereits damit beschäftigt, als er den Raum
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