Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
Havarie einzugreifen. Was dann kam, glich eher einer Vergnügungsfahrt. Es wird beinahe langweilig, dachte Jim, als die Southern Cross majestätisch in die dunkleren Wasser des Nordens hineinglitt und Kurs nahm auf ihren letzten Anlaufhafen.
Der letzte Anlaufhafen wird es auf Dauer nicht sein, berichtigte er sich sogleich in Gedanken. Während des Aufenthaltes in Key Largo hatten er und die anderen Skipper Pläne für die Zukunft geschmiedet und sich überlegt, wie sie ihre Schiffe vor den gefräßigen Fäden schützen konnten.
»Unter den Kaianlagen hat man für uns eine Art Bootsschuppen gebaut«, erzählte Kaarvan und zeichnete rasch eine Skizze der Anlage. »Die Masten müssen natürlich abgenommen werden. Die Venturer paßt gerade in den Schuppen hinein, zusammen mit zwei großen oder vier kleineren Schiffen.«
»Die reichen aus, um Fort mit Vorräten an frischem Fisch zu versorgen, wenn das Wetter es gestattet«, meinte Sejby, während er sich das stoppelige Kinn kratzte und Jim nachdenklich ansah.
Jim hörte die unausgesprochene Botschaft heraus. Grinsend hob er den in Gel geschienten Arm. »Na ja, vorerst bin ich als Fischer nicht viel nütze.«
»Es gibt auch eine gute Nachricht, Jim«, mischte sich Veranera hastig ein. »Ozzie erwähnte eine riesige Meeresgrotte am Ostende der Großen Insel. Er sagte, sie sei groß genug, um hinein zu segeln. Selbst bei Ebbe reicht die Wassertiefe auch für schwerere Boote aus, und die Höhlendecke ist so hoch, daß die Masten nicht heruntergeklappt werden müssen. Vielleicht könnten wir die Grotte in einer Art Rotationsverfahren nutzen. Ein, zwei große Schiffe bleiben ständig im Einsatz, und die anderen ankern derweil in der Grotte.«
Jim warf ihm eine Landkarte der betreffenden Gegend zu. Die Grotte war eingezeichnet. »Ich habe nichts dagegen. Für die Southern Crass wäre dieser Anlegeplatz ideal. Schnell und problemlos zu erreichen.«
»Ein ausgefuchster alter Fahrensmann wie du meistert jede Schwierigkeit«, bemerkte Per Pagnesjo. »Im übrigen muß ich mir jetzt einen längeren Landurlaub gönnen, sonst macht meine Frau mir die Hölle heiß.«
Sie beschlossen, daß die Southern Cross, die Maid und die Perseus das erste Jahr in der Grotte ankern sollten. Die Venturer würde sich später anschließen. Kaarvan brannte darauf, festzustellen, ob die Kaverne weiträumig genug war, um sein Schiff, das größte der gesamten Flotte, aufzunehmen. Wenn ja, dann sollte es das ganze kommende Jahr dort vor Anker liegen.
»Auf diese Weise können wir mehr von den kleinen Booten im Hafen unterbringen«, erklärte Kaarvan. »Das heißt, daß viele Seeleute Arbeit finden und einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen. Das ist ungeheuer wichtig.«
»Du willst was mit der Southern Cross tun?« wunderte sich Theo, als Jim ihr von seinem Plan erzählte.
»Ich will sie einmotten.«
»Was ist das?«
»Früher schützte man Kleidung, die man lange nicht trug, mit sogenannten Mottenkugeln vor Mottenbefall. Motten sind Insekten, die aus Kokons schlüpfen. Bei Dunkelheit fliegen sie umher und werden von einer Lichtquelle, oder auch einer Flamme, angelockt.« Jim achtete kaum darauf, was er sagte; es war Nacht, sie lagen eng aneinander geschmiegt in der Koje, und die Nähe ihres weichen Körpers lenkte ihn ab.
»Du wirst die Segelei vermissen, Jim.«
Natürlich hatte sie recht, doch beide wußten, daß er eine vernünftige Entscheidung traf. In letzter Zeit ermüdete er rasch, selbst wenn er seiner Lieblingsbeschäftigung – dem Segeln – nachging.
»Das stimmt, aber es ist ja nicht für immer. Um so schöner wird es sein, wenn wir wieder mit dem Segeln beginnen.«
»Wir?«
»Nun ja, es macht Dart doch nichts aus, zum offiziellen Begleitdelphin der Southern Cross ernannt zu werden, oder?«
»Nee.« Theo strich ihm das Haar aus der Stirn. »Du mußt dir die Haare schneiden lassen.«
»Später.« Er liebte ihre spontanen, vollkommen trivialen Bemerkungen. »Zwei Leute Besatzung genügen, um die Southern Cross mit Darts Hilfe zur Großen Insel zu segeln«, fuhr er fort, während er es insgeheim zutiefst bedauerte, sein über alles geliebtes Schiff für eine Weile aufgeben zu müssen.
»Wir könnten den Törn als unsere Flitterwochen betrachten«, kicherte Theo.
Er drückte sie fest an sich. »Und nächstes Jahr…«
»Nächstes Jahr sind wir zu dritt, Jim…«
Er stützte sich auf die Ellbogen und blickte auf sie hinab. »Soll das etwa heißen…«
Seine Verblüffung
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