Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
sich unter dem Ansturm einer Woge aufbäumte. Sie hörten, wie sich das Pfeifen des Windes zu einem schrillen Creszendo in die Höhe schraubte, die Takelage gegen den Mast klatschte und die Wellen steuerbords wütend gegen den Rumpf der Cross anstürmten.
Sich mit der unverletzten Hand einen Halt suchend, schob sich Theo in die Vorderkajüte; die Doppelkoje im Bug war auch nicht viel breiter als die Einzelkojen. Jim folgte ihr, um darauf zu achten, daß sie nicht gegen die Wände geschleudert wurde. Den verbundenen rechten Arm hielt er eng an den Körper gepreßt, den linken Arm streckte er aus, um balancieren zu können.
Gerade als sie die Kajüte erreichten, schwankte die Cross wie wild, und Theo taumelte gegen Jim. Instinktiv griff er nach ihr und drückte sie an sich; seine lebenslange Erfahrung auf dem Meer half ihm, auch bei stärkstem Seegang auf den Beinen zu bleiben.
Theo schlang den linken Arm um seine Taille und schmiegte sich dicht an ihn. Er spürte, wie sie zitterte, und wie glatt und weich ihre Haut war; automatisch festigte er seinen Griff. Zu seiner Überraschung durchströmten ihn die widersprüchlichsten und längst vergessen geglaubte Emotionen.
»Dieser Sturm wird bestimmt nicht so schlimm wie der letzte«, tröstete er sie, obwohl ihm schleierhaft war, wieso die beherzte Theo sich auf einmal fürchten sollte… »Ich habe keine Angst, du ahnungsloser alter Kerl«, erwiderte sie leise. Sie legte den linken Arm um seinen Hals und zog seinen Kopf herunter; dann küßte sie ihn so leidenschaftlich, daß beide das Gleichgewicht verloren und torkelten, als die Cross sich gebärdete wie ein bockendes Pferd. Theo ließ ihn auch dann nicht los, als sie stürzten und auf einer der schmaleren Kojen landeten.
»Aber was ist mit deinen Beinen? Und deinem Arm?« begann Jim, ohne seinen Griff um Theo zu lockern. »Ich könnte dir weh tun…«
»Es gibt mehr als eine Position, Jim Tillek. Muß ich es dir erst beibringen?«
Obwohl die Southern Cross hin und her geworfen wurde, was in dieser speziellen Situation manchmal ganz angenehm war, entdeckte Jim, daß es in der Tat phantasievolle Möglichkeiten gab, um die Liebe zu genießen. Was sich zwischen ihm und Theo innerhalb der nächsten Stunde abspielte, wirkte auf ihn wie ein Lebenselixier. Viel zu lange hatte er auf Freuden wie diese verzichtet.
»Wir sind beide nicht mehr jung«, meinte Theo, als die Cross wieder ruhig in der Dünung dümpelte. »Aber du bist auf jeden Fall noch ein ganzer Mann, Jim.«
»Das glaube ich auch.« Jim gab sich keine Mühe, seinen Stolz und seine Überraschung zu verbergen. »Ich bin froh, daß ich es dir beweisen konnte.« Er küßte sie zärtlich.
Das Funkgerät gab einen Summton von sich; mit einem resignierten Seufzen stand Jim auf, um sich zu melden.
»Dart hat dich sehr gern, weißt du«, rief Theo ihm hinterher.
Er grinste über diese Bemerkung, doch insgeheim fühlte er sich geschmeichelt. Delphine galten als außerordentlich gute Menschenkenner; bezüglich charakterlicher Schwächen und Stärken konnte ihnen keiner etwas vormachen.
Beth Eagles gestattete Jim, einer leichten Beschäftigung nachzugehen. »Und wenn ich ›leicht‹ sage, dann meine ich ›leicht‹, Jim, auch wenn du ausgeruht aussiehst.«
»Ich bin wieder auf dem Damm«, entgegnete er und suchte Kaarvan auf, der ihm eine wenig anstrengende Tätigkeit zuteilen sollte.
Jim kannte sich im Schiffsbau aus, so daß er gemeinsam mit Kaarvan die Reparaturen überwachen konnte. Der Sturm hatte ihrer behelfsmäßigen Werft kaum Schaden zugefügt, dafür weit abgetriebene Frachtstücke in Strandnähe zurückbefördert, wo sie von Delphinen und den Delphineurlehrlingen geborgen werden konnten.
Auch Theo jammerte, die erzwungene Untätigkeit würde sie ganz kribbelig machen; deshalb erlaubte Beth ihr, jeden Tag an Land zu gehen und dabei zu helfen, vom Wasser beschädigte Strichcodes an nicht identifizierten Waren zu entziffern.
Wenn Jim und Theo dann jeden Abend zum Übernachten zur Cross zurückruderten, schien dies niemand zu wundern, vor allen Dingen, wenn sie von Dart begleitet wurden.
»Ob sie glauben, daß Dart bei uns die Duenja spielt?« mokierte sich Jim. Als Theo ihn verständnislos anschaute, erklärte er ihr, daß dies ein veralteter Ausdruck für Anstandsdame war, und die Delphineurin lachte schallend.
»Dart hat gegen unsere Beziehung nichts einzuwenden. Ist dir noch nicht aufgefallen, daß sie sich beim Schwimmen niemals zwischen uns
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