Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
strich er sich das verschwitzte, angegraute rote Haar aus der Stirn und reckte den Hals, um einen Blick auf den Piasfilm zu werfen. Als er Torenes ängstliche Miene sah, deutete er ein Lächeln an.
»Ich bin froh, daß es mehr als eine Kopie davon gibt.«
»Mutter…« setzte Torene zu einer Erklärung an und wußte dann nicht, was sie weiter sagen sollte.
Seans Lächeln zog sich in die Breite. »Auf Mütter kann man sich immer verlassen.«
Torene schluckte krampfhaft, ergriff die sich bietende Gelegenheit kühn beim Schopf und platzte heraus: »Sagtest du, wir würden den Platz bekommen? Nicht die Insulaner von Ierne?«
Sean schnaubte durch die Nase. »Oh, sie waren sehr daran interessiert, aber ich konnte sie davon überzeugen, daß diese andere Klippe für ihre Zwecke viel besser geeignet ist und landschaftlich beinahe genauso schön. Dort gibt es ein Tal mit gutem Ackerboden, einen Fluß, der Zugang zur Küste gewährt, und Südhänge, an denen man Wein anbauen könnte. Rene Mallibeau dürfte begeistert sein; obendrein findet sich dort Schieferton, der seiner Meinung nach für einen exzellenten Tropfen unerläßlich ist.« Er tippte mit dem Finger auf den Piasfilm. »Sowie sich Ozzie von Telgar loseisen kann, möchte ich mit ihm zusammen noch einmal das Gelände besichtigen.«
»Mutter bestand darauf, daß wir ihn mitnahmen, als sie mir diese Sonarkarte gab«, entgegnete Torene und schaute flüchtig zu Sorka hin, die, wie immer, nur Augen für ihren Mann hatte. Torene war nicht die einzige Frau im Weyr, die Sorka und Sean um ihre innige Partnerschaft beneidete.
»Du gründest also deine eigene Splittergruppe, wie?« erkundigte sich Sean mit ausdrucksloser Miene. Doch sein Wangenmuskel zuckte nicht wie sonst, wenn er vorhatte, einem auf Abwege geratenen Weyrling oder Reiter die Leviten zu lesen.
Torene erwog rasch, welche Antwort sie geben sollte, und lächelte Sean an – nicht zu strahlend, denn das hätte ihn verärgert –, aber ein bißchen pfiffig, denn er sollte sie nicht für naiv halten. Sie war nur froh, daß der Tisch ihre schlotternden Knie verbarg.
»Du weißt doch, wie groß Alaranth wird, und ganz ehrlich, Sean, wir sind zu viele geworden, um noch halbwegs bequem hier hereinzupassen. Obendrein gibt es ja Ausweichmöglichkeiten. Ich habe mir halt erlaubt, von einem neuen Weyr zu träumen.« Ihre Stimme ebbte ab zu einem abbittenden Flüstern.
Sean nippte an seinem Klah und schaute weder Torene noch Sorka an.
Ja, sie sagt die Wahrheit, vernahm Torene Carenath, der sich seinem Reiter mitteilte. Sie ist ganz besessen von diesem Ort und war schon mehrere Male da. Alaranth hat es mir erzählt.
Torene hütete sich, ihren Gesichtsausdruck zu verändern, doch sie bekam mit, daß Sorka sie mit leicht gerunzelter Stirn anfunkelte.
»Sean, hast du vergessen, daß ich Carenath hören kann?« Torene fand, sie müsse ihn daran erinnern, weil es sonst auf heimliches Lauschen hinauslief. »Seine Gedanken zu diesem Thema sind sehr stark.«
Sean blickte versonnen drein. »Ich hab's nicht vergessen. Danke, daß du mich daran erinnert hast.«
»Ich höre ihn, egal, ob er intensiv denkt oder nur ganz beiläufig.«
»Das kann dir nur zum Vorteil gereichen, Torene«, meinte er. Seine Worte überraschten sie, genauso wie die volle Unterstützung durch Carenath. Gab der Bronzedrache lediglich Ansichten seines Reiters wieder, oder hatte er eine eigene Meinung bezüglich des gewünschten Weyrs. Mit dem Finger zog er Linien nach und verweilte schließlich an dem großen See. Dann reckte er resolut das Kinn vor, trank den restlichen Klah und stand auf.
»Bist du mit Essen fertig, Liebes?« wandte er sich an Sorka, nachdem er Torene kurz zugenickt hatte.
»Ja.«
»Halt das Diagramm bitte griffbereit, Torene«, fügte Sean hinzu. Dann verließ er Arm in Arm mit Sorka die Küche.
Vor Erleichterung blies Torene heftig den Atem aus. Ihr Brot in die Suppe stippend, begann sie zu essen, mehr, um ihre angespannten Nerven zu beruhigen, denn aus Hunger. Sean Connells unverhofftes Erscheinen hatte ihr den Appetit genommen. Die Suppe war kalt geworden, doch Torene aß sie bis zum letzten Happen auf. Man verschwendete kein Essen, und sogar kalt schmeckte die Suppe noch köstlich.
»Sie hat die Dinge beim Namen genannt, Sean«, meinte Sorka, als sie in ihrem Apartment anlangten, eine Reihe von fünf hintereinander angeordneten Höhlen; mit nur geringfügigen Ausbauten hatte sie sie in eine behagliche, ruhige Heimstatt
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