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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Berufs brauchte. Es wäre Blödsinn, sich mit unnützen Theorien, Fakten und Zahlen zu belasten.
    Kalvi zum Beispiel wäre gut beraten, wenn er … wie lautete doch gleich der alte Ausdruck – ah ja, Lehrlinge! – also, er täte gut daran, Lehrlinge auszubilden, die bei ihm Metallkunde und Metallverarbeitung lernten. Es gab so viele verschiedene Fachrichtungen – Bergbau, Weberei, Landwirtschaft, Fischerei, und nicht zuletzt der Lehrberuf –, auf die man sich spezialisieren konnte. Natürlich zielte jede Form von Bildung darauf ab, den Menschen beizubringen, wie sie alltägliche Probleme lösten, doch ein jeder besaß auch bestimmte Talente, die es aufzubauen galt.
    In gewisser Weise gab es auf Pern bereits ein erzieherisches System, das einer Lehrlingsausbildung gleichkam. Eltern unterwiesen ihre Kinder in ihren eigenen Fertigkeiten, die sich in bestimmten Familien traditionsgemäß fortsetzten. Mitunter schickte man auch einen Jungen oder ein Mädchen zu Nachbarn, damit sie dort etwas Bestimmtes lernten. Zwei von Kalvis Söhnen arbeiteten mittlerweile in seiner Anlage in Telgar.
    Aber es musste auch möglich sein, dass talentierte junge Leute, wie zum Beispiel Jemmy, ihr natürliches Potential entwickelten, das in ihrer heimischen Umgebung verkümmern würde. Jedes Kind sollte im Alter von sechs Jahren einen Test absolvieren, damit man einen generellen Eindruck von dessen Fähigkeiten bekam. Mit elf oder zwölf ließe sich ein spezialisiertes Prüfungsverfahren wiederholen, durch das sich besondere Begabungen erkennen ließen. Dann war es möglich, den jungen Burschen und Mädchen eine Ausbildung angedeihen zu lassen, die bereits vorhandenes Leistungsvermögen maximierte.
    Selbst in der Medizin war eine Reform der Ausbildung nötig; die Angehörigen der heilenden Berufe sollten sich einheimischen, auf Pern vorkommenden Ressourcen widmen, und sich nicht mit den Verfahren und Medikamenten beschäftigen, die die ersten Kolonisten von ihren Heimatwelten mitbrachten.
    Corey beklagte ständig den Mangel an diesen und jenen Instrumenten, Therapien und Drogen, die Leben hätten retten können, wenn es sie noch auf Pern gäbe. Aber bestimmte Dinge waren einfach nicht mehr vorhanden, und damit musste man sich wohl oder übel abfinden. Clisser schnaubte ärgerlich durch die Nase. Es war reine Zeit- und Energieverschwendung, wenn sie einer fortschrittlichen Technik nachtrauerten, die ihnen abhanden gekommen war. Stattdessen sollten sie lieber ihre Kräfte bündeln und das Beste aus dem machen, was sie in ihrer gegenwärtigen Situation vorfanden. Wie hieß doch noch das alte Sprichwort: »Das Geheimnis des Lebens ist nicht zu tun, was du gern hast, sondern gern zu haben, was du tust.«
    Nun ja, er konnte sich nicht mehr entsinnen, wo er es aufgeschnappt hatte. Doch die Bedeutung war nach wie vor aktuell. Pern war reich an natürlichen Schätzen, die man leicht übersah, indem man die Vergangenheit glorifizierte. Selbst Corey gab zu, dass die heimischen Heilkräuter beinahe jede gewöhnliche Krankheit kurieren konnten, ja, oftmals sogar wirkungsvoller waren als die chemischen Drogen von der Erde, die so sorgfältig rationiert und mittlerweile aufgebraucht worden waren.
    Elementare Konzepte der Mathematik, Geschichte, Bürgerkunde und Sozialwissenschaft ließen sich gut in eine musikalische Form umsetzen; auf diese Weise waren sie leichter zu vermitteln und auswendig zu lernen. Jeder, der irgendein Instrument beherrschte, konnte den Kindern in den verschiedenen Burgen die Grundlagen im Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen. Danach sollte sich ein jeder getrost in den für ihn geeignetsten Beruf stürzen. Im Übrigen hatte die Musik auf Pern seit jeher eine große Rolle gespielt.
    Beschwingt durch seine, wie er glaubte, bahnbrechende Eingebung, setzte Clisser seinen Weg fort. Das gesamte Erziehungs- und Bildungswesen musste umgekrempelt und an die speziellen Bedürfnisse dieses Planeten angepasst werden. Er nahm sich vor, ein ausgefeiltes Konzept zu erarbeiten – sobald er die Zeit dazu fand.
    Sie hatten bereits von so vielen eingeschliffenen und überlieferten Traditionen Abschied nehmen müssen. Warum sollten sie nicht auch die gesamte Pädagogik revolutionieren? Vor allem die Methode, wie Wissen verabreicht wurde, bedurfte dringend der Erneuerung. Er stutzte. War das das richtige Wort: verabreichen? Wurde Bildung ausgeteilt wie eine Medizin? Er seufzte. Wie sehr wünschte er sich, dass Gelehrsamkeit nicht als bittere

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