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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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die Spannung der Saiten zu prüfen, und Lozell intonierte ein Arpeggio auf seiner Großen Harfe. Das einzige noch verbliebene Klavier auf dem ganzen Kontinent – sein Lieblingsinstrument – wurde gerade repariert. Teile des Hammerwerks mussten erneuert werden, aber man konnte noch nicht die gleiche Sorte Filz herstellen, die man ursprünglich benutzt hatte.
    Clisser wandte sich mit einem Kopfnicken an Jemmy, der einen Trommelwirbel veranstaltete, um die allgemeine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann, auf Clissers Zeichen hin, legten die Musikanten los.
    Mehrere Tage vergingen, ehe Clisser die Gelegenheit bekam, mit Jemmy über das Projekt zu reden.
    »Ich habe mich schon immer gefragt, wieso wir keine Lehrballaden benutzen, um den Geschichtsunterricht aufzulockern«, entgegnete Jemmy.
    »Hier geht es nicht um Historie, die vertont werden soll.«
    »Aber genau das ist es doch«, widersprach Jemmy ihm auf seine unverblümte Art. Clisser hatte eine Weile gebraucht, um sich an seine direkten, unsensiblen Umgangsformen zu gewöhnen. »Nun ja, bereits für die kommende Generation wird das Ganze nichts anderes als Geschichte sein.«
    »Gewiss, in dem Punkt haben Sie Recht.«
    Jemmy summte eine Melodie, unterbrach sie abrupt und flitzte an einen Tisch; er schnappte sich ein darauf liegendes Blatt Papier und drehte es auf die unbeschriebene Seite. Flink zeichnete er fünf waagerechte Linien, fügte einen Notenschlüssel hinzu und begann in fliegender Hast, Noten zu schreiben. Fasziniert sah Clisser zu.
    »Oh«, rief Jemmy, während seine Finger über das Blatt huschten, »seit Monaten spukt mir diese Weise im Kopf herum. Es ist fast eine Erleichterung, dass ich sie endlich zu Papier bringen kann.« Er kennzeichnete einen Rhythmuswechsel, zögerte kurz und komponierte flugs weiter. »Man kann ein Bühnenstück daraus machen. Es beginnt mit einem Sopran – eine Knabenstimme, natürlich, der die Szene beschreibt. Die Tenöre fallen ein … das sind die Drachenreiter, gefolgt von den Baritonstimmen … Burgherren, durchmischt mit den Bässen der verschiedenen Berufsstände. Jede Gruppe schildert ihre Pflichten den Weyrn gegenüber … zum Schluss ertönt ein großer Chor mit einer Reprise des ersten Teils, in der ganz Pern bekräftigt, was man den Drachen schuldet. Jawohl, das gefällt mir fürs erste.«
    Clisser wusste, wann er überflüssig war und verließ schmunzelnd das Zimmer. Falls Bethany Recht hatte und die Studenten dieses Semesters angemessen recherchierten, würde er sein Versprechen, das er der Ratsversammlung so sorglos gegeben hatte, halten können. Er hoffte inständig, dass die Computer wenigstens noch so lange funktionierten, bis die umfangreichen Forschungen abgeschlossen waren. In letzter Zeit waren sie so oft defekt, dass man sich besser nicht blind auf sie verließ. Eine Menge an Material war ohnehin verstümmelt oder ganz verloren gegangen. Und niemand wusste, wie man Ersatzteile für Computer herstellen sollte. Mittlerweile waren die PCs so alt und störanfällig, dass es ohnehin an ein Wunder grenzte, wenn sie überhaupt noch zu nutzen waren. Ob es sich dieser Tage überhaupt noch lohnte, Kurse über Computer-Elektronik abzuhalten?
    Dabei fiel ihm ein, dass er Gesprächstermine mit zwei Elternpaaren vereinbart hatte, die darauf bestanden, dass ihre Kinder in den Computerkurs aufgenommen wurden, weil dies der prestigeträchtigste Lehrgang war, den das Kollegium anzubieten hatte. Obendrein war er mit einem Minimum an Arbeitsaufwand verbunden, da es kaum noch Computer gab.
    Wo sollten die Studierenden die Fertigkeiten, die man ihnen beibrachte, üben, fragte sich Clisser. Außerdem besaß keiner der beiden jungen Leute, deren Eltern bei ihm vorstellig wurden, eine technische Begabung. Sie verrannten sich lediglich in die Vorstellung, sie müssten Computerkurse belegen. In jedem akademischen Jahr musste er sich mit Fällen wie diesen herumschlagen. Obendrein verfolgten ihn ein Burgherr und dessen Gemahlin mit dem Ansinnen, ihre Tochter von Studenten fern zu halten, die ›dem gemeinen, anarchistischen Volk‹ angehörten.
    Als ob sie bei dem herrschenden Platzmangel im Kollegium wählerisch sein durften. Manche Burgherren bildeten sich ein, sie hätten aufgrund ihres gehobenen Rangs Anspruch auf private Tutoren. Ha! Lehrer ohne feste Anstellung waren das ganze Jahr lang unterwegs, um den Kindern in abgelegenen Siedlungen wenigstens ein Grundwissen beizubringen. Nun ja, vielleicht gelang es ihnen eines Tages,

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