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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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in den vergangenen drei Jahren bei den Sommerspielen die Langstreckenläufe gewonnen. Mit Gleichaltrigen kam er nicht besonders gut aus. »Sie denken halt anders als ich«, lautete seine lapidare Erklärung.
    Das stimmte sogar, denn er setzte neue Maßstäbe für die Eignungstests, denen sich die angehenden Studenten unterziehen mussten. Seine Familie, allesamt Fischer aus Burg Tillek, verstand ihn nicht und wusste nichts mit ihm anzufangen; eine Zeit lang hielt man ihn sogar für geistig zurückgeblieben. Mit vierzehn war er der Familientradition gefolgt und hatte sich bemüht, das Fischereihandwerk zu erlernen. Drei Seereisen machte er mit.
    Zwar bewährte er sich als Navigator, doch da er ständig an Seekrankheit litt, war er an Bord zu nichts zu gebrauchen, brachte seine Familie nur in Verlegenheit. Kapitän Kizan interessierte sich für den Burschen und schlug vor, ihn zum Lehrer ausbilden zu lassen.
    Kurzerhand schickte er ihn nach Burg Fort, wo er sämtliche Prüfungen mit Auszeichnung absolvierte. Clisser war außer sich vor Begeisterung über einen so eifrigen Schüler. Und als er merkte, dass Jemmy selbst der schwierigste Lehrstoff förmlich zuflog, arbeitete er eigens für ihn ein Studienprogramm aus. Obwohl Jemmy das absolute Gehör besaß, konnte er nicht singen und begann deshalb, das Spielen von Instrumenten zu erlernen. Nach nur wenigen Übungsstunden war er in der Lage, sein Können eigenständig zu perfektionieren.
    Jemmys gesamte Familie, desgleichen der Burgherr, Lord Bastom, hatten erwartet, dass er als Lehrer nach Tillek zurückkehren würde. Clisser indessen argumentierte, jeder könne Kindern das notwendige Grundwissen beibringen, und er versprach, einen geeigneten Kandidaten bereitzustellen.
    Doch er fand, Jemmy müsse im Kollegium bleiben, damit der ganze Kontinent von seinen Talenten profitieren könne. Was kein Angehöriger der gelehrten Hallen an die große Glocke hängte, was nur im privatesten Kreis geäußert wurde, war die Tatsache, dass Jemmy über eine ungeheure Intuition verfügte. Instinktiv schien er zu wissen, wie man lückenhafte Berichte ergänzte oder falsche Abschriften korrigierte. Seine knappen, präzisen Kommentare waren Muster an intelligenten, an Klarheit nicht zu überbietenden Eingebungen.
    Als Lehrer hatte er wenig Erfolg, da Menschen, die ihm geistig nicht folgen konnten, ihn frustrierten; doch er erstellte Handbücher und Leitfäden, die die Texte der ersten Kolonisten optimal erklärten. Jemmy übersetzte ›Erde‹ mit ›Pern‹.
    Mit seinesgleichen kam er nicht gut aus, dafür genoss er umso mehr die Gesellschaft seiner Mentoren; schon bald überflügelte er mit seinem Wissen und seinem technischen Können nach alle seine Lehrer. Es war allgemein bekannt, obschon man taktvoll darüber hinwegsah, dass er Bethany vergötterte. Diese begegnete allen Leuten mit Freundlichkeit und guter Laune, verschmähte jedoch eine feste Bindung mit einem Partner. Sie hatte sich seit langem entschlossen, kinderlos zu bleiben, um ihre Missbildung nicht eventuell zu vererben, und selbst eine platonische Liebschaft kam für sie nicht infrage.
    Dennoch überlegte sich Clisser, während sie sich gemessenen Schritts zur Bühne begaben, ob es Jemmy nicht doch gelingen könnte, Bethany für sich zu gewinnen. Er war fest davon überzeugt, dass Bethany den jungen Mann in ihr Herz geschlossen hatte. In den dreißig Jahren, seit er Bethany kannte, zuerst als Studierende und dann als Lehrerin, war sie noch nie jemandem so zugetan gewesen.
    Bethany war eine sanftmütige Frau mit einem gewinnenden Wesen; sie verdiente es, zu lieben und wiedergeliebt zu werden. Da es Mittel zur Empfängnisverhütung gab, ließ sich ihre Hauptsorge ohne weiteres zerstreuen. Den Altersunterschied zwischen den beiden hielt Clisser für unerheblich. Und Jemmy würde in einer intakten, funktionierenden Partnerschaft aufblühen.
    Clisser und Jemmy halfen Bethany die wenigen Stufen zur Bühne hinauf, und mit wirbelnden langen Röcken, die ihren orthopädischen Schuh kaschierten, nahm sie auf ihrem Stuhl Platz. Den Flötenkasten, die Notenblätter sowie die kleine Rohrflöte legte sie sich griffbereit zurecht. Diese Band brauchte im Grunde keine gedruckten Noten, um zu musizieren, doch andere Gruppen waren auf diese Hilfe angewiesen.
    Danja hob die Fiedel an ihr Kinn, hielt den Bogen bereit und schaute Jemmy an, der den Ton A summte, damit sie das Instrument stimmen konnte. Sheledon klimperte leise auf der Gitarre, um

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