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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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bestimmte Sitten und Gebräuche eingebürgert, die mit den Eigenheiten und Bedürfnissen der Drachen zusammenhingen, doch Promiskuität wurde keineswegs gefördert.
    Im Gegenteil, im Weyr herrschte ein strenger Verhaltenscodex. Es gab keine formellen Bündnisse, aber kein Reiter ließ seine Partnerin im Stich oder drückte sich davor, für die Kinder zu sorgen, die aus dieser Liaison entstanden. Und nur wenige junge Leute, die im Weyr geboren waren, kehrten in die Burgen ihrer Großeltern zurück, auch wenn sie keinen Drachen für sich gewinnen konnten.
    Inzwischen hatte in der Hauptkaverne das Fest begonnen. Die Musiker spielten eine fröhliche Weise, die den Triumph einer erfolgreichen Brutsaison interpretieren sollte. Obschon die neuen Reiter immer noch dabei waren, ihre Drachen zu füttern oder sich in der Weyrling-Kaserne häuslich einzurichten, würden sie sich ihren feiernden Familien anschließen, sowie die gesättigten Jungtiere schliefen.
    Zulaya überlegte, ob sie Lavel darauf hinweisen sollte, dass die Reiterinnen von ihren männlichen Gefährten getrennt wohnten. Offensichtlich hatte Deberas Vater nicht die geringste Ahnung, wie viel Fürsoge ein junger Drache von seinem menschlichen Partner verlangte. An den meisten Abenden fielen die Weyrlinge todmüde ins Bett und hatten nichts weiter im Sinn als ihre wohlverdiente Nachtruhe. Des Morgens mussten sie oftmals von dem Weyrling-Meister aus den Betten gescheucht werden, wenn sie zu müde waren, um durch das fordernde Geschrei der hungrigen Drachen geweckt zu werden.
    Ganmar, der jugendliche Bewerber um Deberas Hand, blickte mürrisch drein; er fühlte sich sichtlich unwohl in der gegenwärtigen Situation. Zulaya glaubte nicht, dass er an gebrochenem Herzen litt, weil er seine Auserwählte nicht bekommen hatte. Obwohl ein junges Mädchen in seinem Bett gewiss ein angenehmer Ausgleich war, wenn er schon gemeinsam mit seinem Vater bei der Errichtung einer neuen Ansiedlung mitwirken musste.
    »Ich möchte zu gern wissen«, bemerkte Salda, »wieso Debera allein hier eintraf und buchstäblich im allerletzten Augenblick. Für mich steht fest, dass ihr sie verfolgt habt, um sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Sie sind sich doch wohl darüber im Klaren«, fuhr sie fort, wobei sie den strengen Gesichtsausdruck aufsetzte, den Zulaya so gut an ihr kannte, »dass wir – Lord Tashvi und ich – kein Verständnis dafür hätten, sollte man Debera ihre Rechte als Burgbewohnerin vorenthalten.«
    »Burgbewohnerin?«, schnaubte Lavel und zuckte zusammen, als die ruckhafte Bewegung ihm Schmerzen verursachte. »Sie gehört nicht mehr in die Festung, oder? Wir haben sie für immer an den Weyr verloren, ist es nicht so?«
    »Und obendrein das Land, das ihr ansonsten von Rechts wegen zustünde«, ergänzte Salda schnippisch. Mit einem knurrenden Laut wandte sich Lavel von der Burgherrin ab. »Sie haben doch schon genug Grundbesitz an sich gerafft. Wie geht es Ihrer Gemahlin Gisa? Ist sie vielleicht schon wieder schwanger? Die vielen Geburten werden sie genauso schwächen, wie sie schon Ihre erste Gattin, Milla, ins Grab brachten. Aber wahrscheinlich wird es immer Frauen geben, die dumm genug sind, um auf Ihren Wohlstand hereinzufallen.« Angewidert rückte Salda von ihm ab. »Schafft ihn mir aus den Augen. Sein Anblick ist mir zuwider. Dieser Vorfall wirft einen Schatten auf das feierliche Ereignis.«
    »Seine Verletzungen sind nicht so schwer, dass er nicht reisefähig wäre«, kommentierte der Sanitäter.
    »Wie, ihr wollt ihm die Gastfreundschaft verweigern?«, empörte sich Boris, der die ganze Zeit zur Unteren Kaverne hinüberschielte, wo man gerade saftige Bratenstücke auftrug.
    »Ich könnte ihm für die Nacht ein Quartier besorgen«, erbot sich Maranis zögernd.
    Just in diesem Moment führten vier junge Weyrlinge die Pferde der Gäste vor, die sie eingefangen hatten.
    »Ach, da sind ja eure Reittiere«, rief Zulaya. »Dann wünschen wir euch eine sichere Heimkehr. Vor Einbruch der Dunkelheit seid ihr in eurer Burg. Maranis, versorgen Sie Lavel mit genügend Fellis-Saft, damit er unterwegs keine Schmerzen leidet. Jungs, helft ihm in den Sattel! Komm, K'vin, wir müssen endlich den glücklichen Eltern der neuen Drachenreiter gratulieren.«
    Sie hängte sich bei K'vin und Lady Salda ein und bugsierte sie durch den Kraterkessel.
    »Mit dem Ergebnis des Schlüpfens bin ich sehr zufrieden«, meinte sie, ohne den abgewimmelten Männern einen weiteren Blick zu gönnen.

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