Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
war, eilte zu Hilfe. Das Mädchen Debera trachtete gleichfalls danach, ihren Drachen von ihrem Vater zu trennen, denn so nannte sie den auf dem Sand liegenden Mann.
»Vater! Vater! Lass ihn in Ruhe, Morath! Jetzt kann er mich zu nichts mehr zwingen, ich bin eine Drachenreiterin. Morath, wirst du wohl auf mich hören!«
Wenn K'vin nicht so besorgt gewesen wäre, Morath hätte den Mann bereits verletzt, hätte er über Deberas autoritäres Gebaren herzlich gelacht. Instinktiv schlug das Mädchen ihrem frisch geschlüpften Schützling gegenüber den richtigen Ton an. Kein Wunder, dass man sie gesucht und gefunden hatte … außerdem musste sie aus einer nahe gelegenen Festung stammen.
K'vin half Debera, während T'dam den gestürzten Mann aus der Reichweite des Drachen schleifte. Dann übernahmen ihn seine Gefährten und brachten ihn noch ein Stück weiter in Sicherheit, derweil Morath unentwegt kreischte und zu einem neuerlichen Angriff übergehen wollte.
Er wollte dir etwas antun. Er wollte Besitz von dir ergreifen. Du bist die meine, und ich bin dein, niemand darf sich zwischen uns stellen, äußerte Morath so heftig, dass jeder Drachenreiter sie hören konnte.
Zulaya trat zu der Gruppe und bückte sich, um die Verletzungen des Mannes zu untersuchen. Dann schickte sie nach dem Sanitäter, der die oberflächlichen Blessuren behandelte, die bei Ereignissen wie diesen immer wieder vorkamen. Zum Glück besaß Morath noch keine Reißzähne und hatte dem Mann mit ihren zwar jungen, aber dennoch scharfen Krallen lediglich Kratzer im Gesicht und an der Brust zugefügt. Das Lederwams hatte den Kerl vor schwereren Läsionen bewahrt.
Mittlerweile hatten die meisten der Jungdrachen die Brutstätte verlassen und ließen sich zum ersten Mal von ihren Partnern füttern. Die Zuschauer trollten sich aus den gestuften Reihen des Amphitheaters und reckten den Hals, um einen Blick auf den verwundeten Mann zu werfen. Zweifelsohne würden sie den Vorfall bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Besten geben. K'vin hoffte, die Ausschmückungen hielten sich in Grenzen. Nun musste er sich mit dem Zwischenfall beschäftigen.
»Könntest du uns vielleicht aufklären, was das Ganze zu bedeuten hatte?«, fragte er Debera. Wie das Mädchen so vor dem Weyrführer und der Weyrherrin stand, kamen ihr plötzlich Zweifel und Bedenken.
»Man hat mich gesucht«, erwiderte sie, während sie Morath streichelte, die zärtlich ihren Kopf an Deberas Schulter rieb. »Ich hatte das Recht, hierher zu kommen. Und ich wollte dabei sein.« Ungeduldig wies sie auf ihren immer noch am Boden liegenden Vater. »Aber sie zeigten mir nicht einmal den Brief mit der Einladung. Er will mich verheiraten, weil er mit Boris ein Abkommen wegen irgendwelcher Schürfrechte hat, das in Kraft tritt, wenn Ganmar mich zur Frau nimmt. Bloß dass ich mir nichts aus Ganmar mache und vom Bergbau nichts verstehe. Ich wurde gesucht, und es steht mir zu, über mein Schicksal zu entscheiden.« Erregt sprudelte sie die Worte hervor, und auf ihrer Miene spiegelten sich Abscheu, Zorn und Eigensinn wider.
»Ja, ich erinnere mich, deinen Namen auf der Suchliste gesehen zu haben, Debera«, entgegnete Zulaya und rückte, wie um Unterstützung zu gewähren, näher an das Mädchen heran. Die Haltung der Weyrherrin war dem älteren der beiden Männer, die sich um Deberas Vater kümmerten, nicht entgangen. »Sie sind sicher Boris«, wandte sich Zulaya an ihn. »Und Sie müssen Ganmar sein«, sprach sie den jungen Burschen an. »Wussten Sie denn nicht, dass Debera gesucht wurde?«
Ganmar blickte betreten drein und starrte beharrlich zu Boden; Boris hingegen verzog grimmig das Gesicht und schob sein Kinn streitsüchtig vor.
»Lavel sagte mir, sie hätte abgelehnt.«
In diesem Moment traf der Sanitäter des Weyrs ein, um sich den Verletzten anzusehen. Kurz darauf schickte er einen Gehilfen los, der eine Trage und zwei Träger holen sollte. Als er das zerfetzte Lederwams öffnete, fing Deberas Vater vor Schmerzen an zu stöhnen.
»Nun, Boris«, fuhr Zulaya in ernsthaftem Ton fort, »wie Ihnen bekannt sein dürfte, liegt die Entscheidung allein bei Debera …«
»Das sagt ihr Weyrleute immer. Aber wir anderen haben unter euren sogenannten Privilegien zu leiden.«
»Zetteln Sie schon wieder einen Streit an, Boris?«, mischte sich Tashvi ein, der soeben mit Salda eintraf.
» Sie waren einverstanden, Tashvi«, legte Boris empört los, ohne Respekt für seinen Burgherrn. » Sie sagten, wir
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