Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
T'dam hatte ja keine Ahnung, wie gern sie diese Arbeit verrichten würde, eine Tätigkeit, die sie aus Liebe zu einem Geschöpf tat, und die ihr mannigfach gedankt wurde.
Ihre Hand schwebte über Morath, und am liebsten hätte sie sie gestreichelt, doch sie wollte sie nicht stören. Auch Debera fühlte sich wie ausgepumpt. Eine Weile stand sie trotz ihrer Erschöpfung da und sah zu, wie sich Moraths Rippen im Gleichklang mit ihren Atemzügen hoben und senkten. Dann vermochte sie dem Schlaf nicht länger zu trotzen.
Sie war der einzige Neuzugang im Weyr ohne Familie. Alle anderen hatten Angehörige mitgebracht, die mit ihnen das frohe Ereignis feierten. Wer hätte gedacht, dass Debera von Burg Balan in dieser Nacht neben ihrem Drachen schlafen würde? Sie ganz gewiss nicht.
Rasch schlüpfte sie aus dem hübschen grünen Kleid und strich mit den Händen andächtig über den weichen Stoff, ehe sie ihn säuberlich zusammenfaltete. Das Gewebe fühlte sich auf der Haut sehr angenehm an, und die Farbe stand ihr ausgezeichnet. Noch nie zuvor war sie so gut gekleidet gewesen.
Gisa hatte sich der gesamten Garderobe ihrer Mutter bemächtigt, die von Rechts wegen ihr zugestanden hätte. Debera zog sich das Nachthemd über den Kopf und sog tief den dezenten Kräuterduft ein, den das Gewand verströmte. Einmal war sie gemeinsam mit ihrer Mutter losgezogen, um Kräuter und Blüten für Duftkissen zu sammeln, die zwischen die Wäsche gesteckt wurden.
Sie schlug die dicke Zudecke zurück und befingerte den flauschigen Wollstoff. Daheim hatte sie sich mit ihren Stiefschwestern ein dünnes, verwaschenes Plaid teilen müssen. Auch das Kissen fühlte sich mollig an, als sie die Wange darauf legte, und das Aroma, das von dem Bezug ausging, erinnerte an eine sonnenbeschienene Sommerwiese. Das war ihr letzter Gedanke, ehe sie einschlief.
Auf Drachen reitend kehrten Sheledon, Bethany und Sydra ins Kollegium zurück. Ihre Gemüter waren noch angefüllt von dem begeisterten Applaus, mit dem man sie im Telgar-Weyr belohnt hatte.
»Ich verstehe gar nicht, wieso wir nicht schon früher darauf gekommen sind, Lehrballaden zu komponieren«, dachte Sydra laut nach; von der vielen Singerei klang ihre Stimme ein wenig heiser.
»Schade, dass wir das Repertoire nicht schon für die beiden vorherigen Gegenüberstellungen komplett hatten«, meinte Sheledon, der immer etwas zu kritisieren fand. »Sind noch mehr Prägungszeremonien zu erwarten?«
»Nun, da wären die Festivitäten zum Jahresende …«, erwiderte Bethany.
»Zum Jahreswechsel bleiben wir für gewöhnlich hier«, antwortete Sheledon, der die Feiern nicht vermissen wollte, die Chrislee während der Ferien ausrichtete. Die älteren Lehrer des Kollegiums wurden automatisch nach Burg Fort eingeladen und pflegten den Aufforderungen nachzukommen, selbst wenn sie die Gelegenheit hatten, für die drei Tage andauernden Festlichkeiten an ihre Heimatorte zurückzukehren.
»Vielleicht sollten wir ausnahmsweise einmal ausschwärmen und die Leute daheim wenigstens mit den Texten der Balladen vertraut machen«, schlug Sydra vor, dabei Sheledon anblickend.
Bethany furchte die Stirn. »Aber der Chor und die musikalische Begleitung machen die Lieder erst zu dem, was sie sind.«
Auch Sheledon zog die Stirn kraus. »Für die wichtigsten Burgen ließe sich ohne weiteres etwas arrangieren. Die Drachenreiter kommen stets als Gäste, und dann bekämen alle die Chance, die Balladen zu hören …« Er lächelte seine Frau an und legte ihr liebevoll den Arm um die Schultern. »Du hast den Part des Knaben wundervoll gemeistert. Aber zum Jahreswechsel sollten wir doch einen Buben mit geeigneter Stimme finden. Heute bist du heiser.«
»Hallo ihr da unten!« Alle schauten hoch und entdeckten Clisser, der sich weit aus einem der oberen Fenster beugte und ihnen zuwinkte. »Haben die Balladen Eindruck gemacht?«, brüllte er, die Hände trichterförmig an den Mund legend.
Die Musiker blickten einander an. Sheledon zählte den Takt, und dann schrien sie zurück: »Die Leute waren begeistert!«
Clisser wedelte vor Freude mit beiden Armen und bedeutete dann der Gruppe, in sein Büro zu gehen, das sich im ursprünglichen Trakt des Instituts befand.
Die Musikanten waren vor ihm da, immer noch wie berauscht von ihrem Erfolg; doch ihre Hochgestimmtheit verflog, als sie Clissers Gesichtsausdruck sahen.
»Was ist los?«, fragte Bethany und erhob sich halb von ihrem Stuhl.
»Die Computer sind abgestürzt, und Jemmy
Weitere Kostenlose Bücher