Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
sein würde, der als Zwölfter die Tische wechselte. Die Lehrlinge im vierten Jahr waren genauso ratlos wie alle anderen.
»Geselle Shonagar, als du vor zwei Jahren deine Ausbildung beendet hast, erwarbst du dir das Recht, beim Wechseln der Tische mitzuwirken. Hiermit fordere ich dich auf, von deiner Autorität Gebrauch zu machen.«
Aller Augen richteten sich auf Shonagar, der von seinem Platz aufstand und sich gemessenen Schritts dem Tisch näherte, an dem die Lehrlinge im dritten Ausbildungsjahr saßen. Dabei setzte er das betont lässige Grinsen auf, das für ihn typisch war.
Robinton erstarrte, als Shonagar unverhofft vor ihm stehen blieb. Seine Kinnlade klappte herunter, und seine Augen weiteten sich vor Überraschung.
»Mach den Mund zu und glotz nicht so blöde«, zischelte Shonagar ihm zu. »Denk daran, jetzt zahlst du es ihm heim, auf die einzige dir mögliche Weise.« Shonagars Grinsen zog sich in die Breite.
Robinton hatte immer noch nicht ganz begriffen, was mit ihm geschah – er wurde zum Gesellen befördert – als Shonagar ihn kurzerhand unter den Ellbogen fasste und ihn auf die Füße stellte. »Geh, Robinton, geh!« Mit dieser Aufforderung bugsierte Shonagar den Jungen in Richtung des Gesellentisches. »Geh, Robinton, geh!«
»Und es wurde höchste Zeit!« rief Meister Washell über das allgemeine Händeklatschen und Skandieren. Er sprang hoch und fiel überschwänglich in den Singsang und das Geklatsche ein. Meister Bosler folgte seinem Beispiel. Betrice sprang als Nächste von ihrem Stuhl auf, gefolgt von allen anderen Meistern. In der Tür drängte sich das Küchenpersonal und trug zu dem Lärm und der Aufregung bei.
Die Einzigen, die noch auf ihren Plätzen saßen, waren Robintons Eltern. Seine Mutter weinte, und sein Vater schien wie versteinert zu sein. In diesem Moment wusste Robinton, dass Shonagar Recht gehabt hatte mit seiner Bemerkung. Er hatte es seinem Vater heimgezahlt, auf die einzige ehrenhafte Art und Weise, die er kannte – durch Erfolg.
» Geh, Robinton, geh! «
Ohne sich seiner Tränen zu schämen, die ihm über das Gesicht strömten, und an dem Kloß in der Kehle schluckend, wechselte Robinton die Tische. Trotz seiner weichen Knie hielt er den Kopf stolz erhoben. Dann kam der Augenblick, als Shonagar ihn an der Hohen Tafel vorbeiführte.
Aus tränenfeuchten Augen bedachte seine Mutter ihn mit einem triumphierenden Blick, ehe sie sich wieder die Wangen abwischte. Weder sie noch Robinton nahmen Notiz von seinem Vater.
Als Robinton endlich den letzten freien Stuhl besetzte, zitterte er so heftig, dass er kaum die Glückwünsche der anderen frisch gebackenen Gesellen entgegennehmen konnte. Er bemerkte, dass alle ihre Rangabzeichen, einen kunstvoll geschlungenen Knoten, an der Schulter trugen, und dann spürte er, wie Shonagar ihm seinen Gesellenknoten über den Ärmel streifte und an der Schulter festzog.
»Geselle Robinton wird Meister Lobirn im Hochland zugeteilt, und wir wollen hoffen, dass unser junger Absolvent dem ehrenwerten Meister Lobirn hilft, nicht noch mehr Unfug anzustellen«, verkündete Gennell. Dann verlangte er nach Wein und Gläsern für die neuen Gesellen.
Zu irgendeinem Zeitpunkt verließ Petiron den Saal, aber Merelan blieb. Und genauso musste es sein, fand Robinton.
Kapitel 9
Und so kam es, dass Robinton mit fünf prall gefüllten Packsäcken zu seiner ersten Stellung auszog, obwohl er ein paar Erinnerungsstücke aus seiner Kindheit in den riesigen Kellergewölben der Harfnerhalle verwahrte. Seine Mutter bestand darauf, dass er F'lon eine Trommelbotschaft schickte.
»Es kann deinem Ruf nicht schaden, wenn du auf einem Drachen eintriffst«, beharrte Merelan.
»Das sieht nach Angeberei aus, Mutter«, meinte er.
»Andere haben auch auf dieser Art der Beförderung bestanden«, beschied sie ihm und fuhr fort, seine Habe zu packen.
Wenn er später zu Besuch in die Harfnerhalle zurückkäme, würde er im Quartier der Gesellen wohnen. Seinen Vater hatte er seit dem letzten Abend nicht mehr gesehen, doch das wunderte ihn nicht. Von Petiron hatte er sich endgültig gelöst, sowohl als Sohn wie als Schüler. Robinton verspürte nichts als Erleichterung über diese Trennung, gleichzeitig sorgte er sich zunehmend um seine Mutter. Sie erschien ihm ungemein zerbrechlich, und ihre Hände zitterten leicht, als sie seine Panflöte einwickelte und in den Packsack steckte. Dieser Abschied fiel ihnen beiden schwer.
»Du würdest drei Lasttiere brauchen, um den
Weitere Kostenlose Bücher