Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
energischeres Rütteln. Ein dunkler Brummton rang sich aus Golanths Brust. Das Aroma von Klah kitzelte ihn in der Nase, und ein appetitlicher Bratenduft ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Er öffnete ein Auge und sah eine Gestalt vor sich knien, in den Händen einen dampfenden Becher und einen Teller mit mundgerecht zerteilten Häppchen. Sich gegen Golanth stemmend, richtete er sich auf. Fast wäre er wieder nach unten gesackt, weil sein rechter Arm eingeschlafen war.
»F'lessan? Trink das. Dein Körper braucht die Flüssigkeit.«
Das klang nach Tais Stimme. Er öffnete auch noch das andere Auge. Sie sah genauso mitgenommen aus, wie er sich fühlte. Ihr Gesicht war schmutzig und verhärmt, doch ihre Hände waren sauber. Geduldig hockte sie vor ihm und hielt ihm Essen und Trinken entgegen.
»Man ließ uns ausschlafen. Dafür bin ich dankbar.«
»Ich auch.« F'lessan gähnte, bis die Kiefer knackten und nahm Tai den Becher und den Teller ab.
Dann merkte er, dass die Luft diesig war. Die Sonne, die normalerweise von einem blanken Himmel auf Landing schien, drang nur noch als verschwommene gelbe Scheibe durch dichte Dunstschleier.
»Jemand hat gesagt, Staubwolken ziehen um den ganzen Globus«, erzählte Tai, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
»Und was passiert im Augenblick?«, erkundigte sich F'lessan.
»Die Tsunamis toben weiter.«
»Wurde der Landsitz an der Meeresbucht zerstört?«, platzte F'lessan heraus. Die Vorstellung war ihm unerträglich.
»Oh nein«, beruhigte sie ihn lächelnd. »Dort wurde nur der Garten überschwemmt. Die Leute hatten fast vier Stunden Zeit, um das Wichtigste einzupacken, doch das Wasser erreichte nicht mal die Veranda des Meisterharfners.«
Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Er schloss die Augen und stellte sich den Landsitz an der Meeresbucht vor, wie er ihn zuletzt gesehen hatte. Gärten ließen sich neu anlegen. Er war froh, dass Meister Robintons Heimstatt diese Katastrophe relativ unbeschadet überstanden hatte. Tai machte indessen keinen besonders glücklichen Eindruck. Sie schwieg, ihr Blick ging ins Leere, und ihre Schultern sanken herunter. Das Lächeln erlosch, und sie wirkte irgendwie deprimiert. F'lessan nahm ihre Hand. Er glaubte zu wissen, was ihr noch mehr am Herzen lag als der Landsitz an der Meeresbucht.
»Und was ist mit dem Observatorium?«
»Es kam noch mal glimpflich davon. Die Kuppel ist wasserdicht. Kap Kahrain bremste die Wellen. Und bei den Klippen des Jordan-Flusses türmten sich ungeheure Wogen auf.« Mit einem Schauder dachte F'lessan an die Monsterwelle, die ihn um ein Haar erwischt hätte. »Es sollen viele Leute zugeschaut haben.«
»Das tut mir Leid, Tai. Von Monaco wird nicht viel übrig geblieben sein«, murmelte er und drückte mitfühlend ihre Hand.
»Es gab dort fünf Wellen«, erklärte sie in nüchternem Ton. »Sie kamen unmittelbar hintereinander und verwüsteten Monaco. Die Schiffsanleger mussten dran glauben, und sämtliche Hütten am Strand wurden weggeschwemmt. Aus der Bootswerft konnte man jedoch eine Menge an Handwerkszeug retten. Die Schiffe, die in den Docks lagen, wurden zu Kleinholz zerschmettert. Auf die Tsunamis folgten dann die Seiche-Wellen. Das sind periodische Niveauschwankungen des Wasserspiegels, sagt T'lion, die auftreten, nachdem sich die Tsunamis ausgetobt haben. T'lion ging hin und suchte nach der Delfinglocke. Der Pylon, an dem sie aufgehängt war, steht tatsächlich noch, er scheint aus einem unverwüstlichen Material zu sein. Aber Zewe, der Hafenmeister, hatte die Glocke vorsichtshalber abgenommen. T'lion bekam mit, wie Gadareth auf dem Wasser landete und die Delfine rief. Es war hoher Seegang, doch die Schulen kamen angeschwommen.« Nun kehrte ihr Lächeln zurück. »Kein Delfin kam zu Schaden, und die einzelnen Schulen haben versucht, die Menschen zu warnen.«
Tröstend streichelte F'lessan ihre Hand. »Ich weiß. Bei den orangeroten Klippen habe ich es selbst erlebt.« Er zögerte kurz. »Wie geht es Readis und seiner Delfinhalle?«
»Er hat noch mal Glück gehabt.« Sie grinste schief. »T'lion hat sich selbst davon überzeugt. Als es losging, befand sich Readis hoch droben auf den Klippen des Rubicon-Flusses.«
Ihm fiel nichts ein, was er sonst noch hätte sagen können. Er wusste, dass der Weyr der Monaco Bucht ein Opfer der Tsunamis geworden war. Vermutlich erstreckte sich dort eine Wasserwüste, auf der Splitter der hölzernen Landestege und abgerissene Äste von Sträuchern und Bäumen
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