Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
sich.
Es war, als hätten niemals Menschen hier gesiedelt. Wo früher die Wellen an weißen Stränden und grasbewachsenen Dünen ausgerollt waren, leckten sie nun träge an der Steilwand aus Granit. In einer Spalte im Kliff, dem ehemaligen Flussbett, gurgelte schlammiges Wasser.
Das angeschwemmte Treibgut, das sich stellenweise hoch auftürmte, ließ erkennen, wie weit ins Binnenland die Tsunamis gerauscht waren. Erst wenn der Wasserstand gesunken war, konnte man die angerichteten Schäden korrekt abschätzen. Riesige Baumstämme, die nur von den küstennahen Inseln stammen konnten, schaukelten gemächlich auf den Wogen. Die meisten dieser Eilande waren so zerklüftet, dass sie zum Besiedeln nicht taugten, doch sie waren dicht bestanden mit Obstbäumen und wertvollen Edelhölzern.
Mealth hat Rauch gesichtet , meldete Golanth seinem Reiter und drehte den Kopf in die entsprechende Richtung.
F'lessan stieß den Atem aus. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er ihn angehalten hatte. Keinen Moment lang zweifelte er daran, dass Lady Medda die schwierige Situation, in der sich ihre Leute befanden, zu ihrer vollen Zufriedenheit meistern würde.
Nachdenklich richtete er den Blick in die Ferne. Am Himmel glänzte immer noch ein eigentümliches Licht, eine sonderbare Lumineszenz, die vielleicht von dem Kometenfragment herrührte. Er nahm sich vor, in seinen alten Aufzeichnungen über Astronomie zu stöbern, und er war sich sicher, dass er nicht der Einzige bleiben würde, der sich nun vermehrt für Himmelsphänomene interessierte.
Lass uns nachschauen, wo das Feuer ist.
Am Waldrand schwenkt jemand eine Fahne , berichtete Golanth und nahm Kurs auf die Stelle.
F'lessan verwünschte sich, weil er sein Fernglas in Benden gelassen hatte. Doch mit bloßem Auge sah er ein paar Gestalten, die sich die Hemden ausgezogen hatten und damit winkten.
Sie ist da! erzählte Golanth, und unwillkürlich hielt F'lessan Ausschau nach einem grünen Drachen mitsamt Reiterin. Die alte Frau. Sie sitzt in ihrem Schaukelstuhl.
Die Matriarchin wirkte wie aus dem Ei gepellt. Adrett gekleidet, das Haar ordentlich geflochten, wiegte sie sich gelassen in ihrem Stuhl. Abrupt hielt sie mit Schaukeln inne, als sie drei Drachen am Himmel erspähte. Begeisterte Jubelrufe begleiteten die Landung. Die Leute schickten sich an, auf die Drachen zuzurennen, doch Binness schnauzte ein Kommando, und jeder nahm seine unterbrochene Tätigkeit wieder auf.
In einem Steinkreis flackerte ein munteres Feuer, über dem zwei große Kessel hingen. Aus einem kräuselte sich dichter Dampf. Am Saum des Waldes waren ein paar Männer dabei, ein Herdentier abzuhäuten. Man hatte Früchte gesammelt, und unter Ölzeug lagerte Brennholz.
Binness, die Arme an den Stellen verbunden, wo Golanths Krallen ihn erwischt hatten, kam ihnen entgegen. Er humpelte ein wenig. Er ging immer noch barfuß, und trat auf dem rauen Boden vorsichtig auf.
»Ich hatte nicht mit eurem Besuch gerechnet, Drachenreiter«, sagte Lady Medda.
»Dachtest du, wir wollten nicht wissen, wie es euch nach eurer Rettung ergangen ist, Lady Medda?«, erwiderte F'lessan schmunzelnd.
Binness zuckte die Achseln. »Normalerweise sehen wir Drachenreiter nur, wenn es Fäden regnet, aber ihr habt uns heute vor einem viel schlimmeren Los bewahrt. Und ihr habt drei Boote in Sicherheit gebracht.« Mit ernstem Gesicht deutete er auf die Dorys, die man umgekippt und mit Ästen abgestützt hatte, damit sie schlafenden Kindern als Unterstand dienten.
»Landing schickt euch Trinkwasser, Brot, Klah, Leuchtkörbe, Taschenlampen, Medikamente und Segeltuch für Zelte«, zählte F'lessan fröhlich auf.
»Die Nächte sind noch ziemlich mild«, entgegnete Binness und legte den Kopf in den Nacken.
»Ich glaube, es sind auch ein paar Weinschläuche dabei«, flocht St'ven ein. »Jemand dachte wohl, sie kämen gelegen.«
»Habe ich etwas von Wein gehört, Binness?«, rief Lady Medda.
»Eure Matriarchin ist eine wunderbare alte Dame«, meinte F'lessan aufrichtig.
»Bring den Drachenreiter und den Wein hierher, Binness. Wir können nur Kräutertees brühen, aber die Rezepte stammen von mir. Sie regen die Lebensgeister in Mensch und Tier an. Ein Schuss Wein verstärkt die wohltuende Wirkung.«
»Gibt es Kranke oder Verletzte?«, erkundigte sich F'lessan bei Binness, nachdem er von Golanth herabgestiegen war und einen Weinschlauch aus einem Beutel gezogen hatte.
»Den meisten Leuten steckt der Schrecken noch in den Gliedern, ansonsten
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