Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
Bitra nicht viel Auffälliges gemeldet. Sousmal scheint sich als Burgherr so zu bewähren, dass seine Leute keinen Anlass zu Klagen haben.«
Pinch stöberte in einem Stapel Petitionen herum. »Warte nur ab, das kann sich schnell ändern. Was ist mit den Skizzen, die ich dir schickte? Konnte man die drei Leute identifizieren?«
»Die Frau stammt aus Tillek und ist als streitsüchtig verschrien. Sie begann in der örtlichen Heilerhalle eine Lehre, wurde aber wieder fortgeschickt, weil man glaubte, sie sei für diesen Beruf nicht geeignet. Alsdann ersuchte sie Lord Ranrel, ihr das Anwesen ihres Vaters zu überschreiben, obwohl der Vater ausdrücklich einen jüngeren Sohn zu seinem Nachfolger bestimmt hatte. Nach einem Riesenkrach mit ihrem Bruder verschwand das Weibsbild aus der Gegend. Erst auf der letzten Versammlung im Herbst tauchte sie wieder in Tillek auf.«
»Dann ist sie also heimatlos?«
Sebell zuckte die Achseln und zog die drei Skizzen aus einer Schublade. »Ein Händler, der hier vorbeikam - jemand aus der Familie Lilcamp - erkannte diesen Typen.« Er zeigte auf den Mann, dem die Spitze des linken Zeigefingers fehlte. »Reist viel herum. Packt mit an, wenn man ihn um Hilfe bittet, ist ein geschickter Handwerker und stellt viele Fragen. Hat eine ganz eigentümliche Stimme.« Er legte eine Pause ein. »Sev meinte, die Fragen, die er stellte, seien provokativ.«
»Provokativ? Und er suchte die Gesellschaft von Händlern?«, wunderte sich Pinch.
»Händler kommen mit vielen Menschen zusammen und tauschen Ansichten aus. Sie kennen die Einstellungen der unterschiedlichen Leute und wissen, wen wo der Schuh drückt. Sie sind besser unterrichtet als die meisten Kuriere, die ja nirgendwo lange bleiben.«
»Aber die Kuriere sind auch eine große Hilfe«, wandte Pinch ein. »Chesmic von der Station bei der Ringfestung erzählte, er bekäme oft Besuch von Fremden, die Nachrichten abschickten und gut dafür bezahlten.«
Sebell hob eine Augenbraue. »Mehr als den üblichen Tarif? Um Kuriere zu bestechen?«
»Das hat Chesmic nicht gesagt.«
»Weiß er eigentlich, dass du Harfner bist?«
»Er fragt mich nicht aus.« Pinchs Augen funkelten vergnügt. »Weißt du übrigens, dass sämtliche Fensterscheiben, die durch die Schockwelle zerbarsten, von Meister Norist angefertigt wurden? Die Scheiben aus Meister Moriltons Glasmacherhalle blieben heil. Dank der modernen Technik.« Er legte den Kopf schräg. »Weiß man vielleicht - offiziell oder inoffiziell - ob die … äh … Exilanten die Flut überlebten?«
Sebell schürzte die Lippen und sah seinen Besucher nachdenklich an. »Wer hat dich danach gefragt?«
»Niemand. Aber es kann nicht schaden, wenn man informiert ist.«
»Nun ja, die Inseln, auf die wir unsere Verbannten schicken, sind so beschaffen, dass dort kein Schiff anlegen kann. Die meisten bestehen aus schroffen Felsen, die steil ins Meer abfallen. Die Tsunamis fegten über diese Inseln hinweg, setzten sie aber nicht unter Wasser.«
»Hast du herausbekommen, wen die dritte Skizze darstellt?«
»Der Mann kommt mir vage bekannt vor, aber ich kann ihn nirgends einordnen.«
»Mir geht es genauso. Ein unscheinbarer Typ, ohne Moral oder Gewissen. Er könnte ein jüngerer Sohn aus einer Grundbesitzerfamilie sein, ohne Erbansprüche. Trägt die Nase sehr hoch. Dünkt sich über seine Kumpane erhaben, passt sich aber seiner Umgebung besser an als beispielsweise Nummer Drei und Nummer Fünf.«
»Nummer Drei und Nummer Fünf?«
Pinch schnitt eine Grimasse. »Sie gehören alle einer Gruppe an, die sich nicht mit ihren Namen, sondern mit Zahlen ansprechen. Einer, der Nummer Zwei genannt wurde, scheint mittlerweile verstorben zu sein. Die anderen sind froh darüber, weil er nicht allen ihren Plänen zustimmte. Nummer Drei ist ein groß gewachsener Kerl. Derjenige mit der Nummer Sechs kommt aus Tillek und spricht mit einem näselnden Akzent. Einige dieser Leute haben sich der Bande angeschlossen, weil sie einfach Freude daran haben, Unruhe zu stiften, andere haben tatsächlich Angst vor modernder Technik. Eine Frau ist auch dabei. Sie möchte gern die Führung übernehmen, ohne dafür geeignet zu sein. Dieses Weibsbild ist reaktionär durch und durch, lehnt grundsätzlich jede Veränderung ab, will, dass alles so bleibt; wie es immer war, schließt von sich auf andere. Sie ist rechthaberisch und intolerant.«
»Führt diese Bande etwas im Schilde?«, fragte Sebell.
»Sie benehmen sich, als heckten sie Pläne aus.
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