Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
»Ich entscheide, welche öffentlichen Mitteilungen in meiner Station an die Kuriere verteilt werden. Die Anwohner der Weiten Bucht wissen bereits Bescheid, welche Abscheulichkeiten von einer Gruppe heimat- und herrenloser Rebellen begangen wurden, und diese Nachricht muss sich überallhin verbreiten. Jeder soll aus erster Hand erfahren, was sich in der letzten Nacht zugetragen hat.«
Er zeigte auf einen Absatz im Text. »Ich war einer der Zeugen, die alles mitangesehen haben, und ich weiß, dass in diesem Bericht die lautere Wahrheit steht. Sei bedankt, Meister Tagetarl. Die Kuriere werden ihren Teil dazu beitragen, dass bezüglich dieser Angelegenheit keine wilden Gerüchte entstehen.«
Burg Ruatha - am späten Abend - 2.9.31
»Du hast einen von ihnen erkannt, stimmt's, Jaxom?«, fragte Sharra leise, nachdem der Burgherr den ganzen Tag über schweigend vor sich hin gebrütet hatte. Sie wusste, dass er mitten in der Nacht zu einer Hilfsaktion aufgebrochen war. Nach seiner Rückkehr hatte er sich bemüht, seine Niedergeschlagenheit und seine Erschöpfung zu verbergen. Doch das Mittag- und Abendessen hatte er kaum angerührt. Und selbst als er mit seinen Söhnen spielte, ließ er es an der gewohnten Begeisterung vermissen.
Sie hielt sich bereit, falls er mit ihr über die Sorgen, die ihn offensichtlich quälten, sprechen wollte. Nur einmal hatte sie ihn ähnlich deprimiert erlebt, als er die Leute, die für Meister Robintons Entführung verantwortlich waren, ins Exil schicken musste.
Geduldig wartete sie, bis sie in ihrem Quartier waren und er aus dem Fenster starrte, ohne etwas zu sehen. Gerade als sie sich anschickte, ihn offen nach dem Grund für sein Verhalten zu fragen, stieß er einen tiefen Seufzer aus und begann von sich aus zu reden.
»Rutil und ich flogen zur Weiten Bucht, um Tagetarl zu helfen. Es gab einen Angriff auf die Druckerhalle.«
»Wieder diese Rebellen?« Wer sonst würde die Druckerhalle zerstören wollen, die von jeder Zunft voller Enthusiasmus begrüßt wurde.
Er nickte, ging jedoch nicht ins Detail.
In der eintretenden Stille sah Sharra, wie ihr Gemahl zerstreut mit der Hand über den schweren Brokatvorhang strich, der den Raum vor Zugluft schützte. Sie gab ihm Zeit, sich zu sammeln. Sie wusste immer, wann ihn etwas bedrückte.
»Dorse war bei der Bande.«
Sharra lief es kalt den Rücken hinunter. Jaxom hegte keine freundlichen Erinnerungen an seinen Ziehbruder, doch er hatte nie aufgehört, an seinen guten Kern zu glauben, auch nachdem seine Ziehmutter längst gestorben war. Dorse kehrte seiner Familie den Rücken, ehe sich Jaxom gezwungen sah, ihn wegen einer weiteren Missetat fortzuschicken.
»Ich dachte, er sei in den Süden gegangen. Um dort für Toric zu arbeiten.«
Jaxom nickte bedächtig. »Er sprach kein Wort. Schwieg beharrlich.«
Sharra trat neben Jaxom und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie spürte seine innere Anspannung. »Aber er hätte doch nur zu sagen brauchen …«
»Man fragte die Übeltäter, zu welcher Burg oder Halle sie gehörten.« Jaxoms Finger krallten sich so fest in den Vorhang, dass die Naht oben an der Stange einriss.
»Bist du so betroffen, weil er sich nicht zu seiner Herkunft bekannt hat?«
»Ich bin mir nicht sicher.« In seiner Stimme schwang Verzweiflung mit. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich glaube …« - er barg das Gesicht in den Falten des Vorhangs -, »dass er der Anführer war. Fast schien es, als wollte er mich herausfordern. Mir und allem, wofür ich stehe, die Stirn bieten. Was erwartete er von mir? Dass alle lediglich in die Minen geschickt werden anstatt ins Exil?«
Ehe er den Vorhang herunterzerren konnte, löste sie sanft seine Finger von dem Stoff.
»Vielleicht tat er das Ganze nur, um sich an dir zu rächen, Jaxom«, mutmaßte sie in sachlichem Ton. »Hat jemand anders ihn noch erkannt? Rutil erzählte mir, dass du nicht der Einzige warst, der zu Hilfe eilte.« Er maß sie mit einem durchdringenden Blick. »Oh nein, Liebster, ich frage ihn nie. Aber er weiß, dass ich mir manchmal Sorgen mache, ihr beide könntet in Schwierigkeiten geraten. Deshalb spricht er mir Mut zu.« Sie schlug einen betont leichtherzigen Ton an, denn Jaxom mochte es ganz und gar nicht, wenn sie sich ›unnötig aufregte‹, wie er es nannte.
»Pinch hatte Dorse seit einer Weile beschattet und wusste natürlich gleich, wer er war. Vielleicht hat N'ton ihn erkannt, obwohl er Dorse seit vielen Planetenumläufen nicht mehr begegnet ist.« Nach
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