Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
ihr herrschsüchtiges Wesen kannte, hegte sie eine große Sympathie für die junge Frau, bei deren Ausbildung sie maßgeblich mitgewirkt hatte.
Erragon, kürzlich zum Meister ernannt, hatte außerdem F'lessan und eine grüne Reiterin aus dem Monaco-Weyr namens Tai eingeladen. Tai ging bei Meister Erragon in die Lehre. Die Weyr-Führer von Benden wussten, dass dieses Mädchen aus Monaco half, die Vandalen in Landing zu fassen, und dass sie sich bei der Evakuierung von Monaco hervorgetan hatte.
Als die Weyr-Führer den Landsitz betraten, wurden sie von Meister Wansor, dem Gastgeber, begrüßt. Wansor stand an der Tür zu dem Zimmer, das alle der Anwesenden mit liebevollen Erinnerungen verbanden. Lächelnd wandte er sein Gesicht den Eintretenden zu, wie wenn er sie immer noch sehen könnte. Erragon wartete in gebührendem Respekt hinter Wansor. Er trug den diamantenen Anhänger als Zeichen seines neuen Ranges, den er sich durch seinen Einsatz während der Katastrophe aus dem Kosmos wahrlich verdient hatte.
Man stellte ihn den Weyr-Führern vor, die er noch nicht persönlich kannte. Lytol und D'ram sortierten an einem Tisch emsig Papiere und schichteten sie zu neun Stapeln auf. Acht Weyr waren vertreten - für wen war der neunte Stapel bestimmt? Lessa richtete ihr Augenmerk wieder auf die Tür, um F'lessan zu mustern, der gerade die Treppe heraufstieg, eine Hand unter den Ellbogen einer groß gewachsenen jungen Frau gelegt, die ihn begleitete. Das Erste, was Lessa an ihr auffiel, waren der breite Mund und die schräg gestellten grünen Augen.
Zaranths Reiterin , erklärte Ramoth mit einem beinahe wohlwollenden Beiklang. Lessas gerunzelte Stirn glättete sich. F'lessan war kein Kind mehr. Bei der Rettungsaktion nach dem Kometeneinschlag hatte er bis zur Erschöpfung gearbeitet. Unter anderem hatte er Fischerboote befördert, wusste sie von Ramoth. Und dass er diesen Küstenbewohner davor bewahrt hatte, von dem Tsunami an den Klippen zerschmettert zu werden, galt als Glanzleistung, obwohl an jenem denkwürdigen Tag so manche Heldentat vollbracht wurde.
F'lessan hatte schon immer ein extrem feines Gespür für Zeitsprünge gehabt, und sie nahm sich vor, ihn zu fragen, wie er es geschafft hatte, den Mann in buchstäblich allerletzter Sekunde zu retten. Mittlerweile hielt sich F'lessan nur noch in Benden auf, wenn seine Pflichten als Geschwaderführer es verlangten. Die meiste Zeit verbrachte er in Honshu.
Dort gefällt es ihm besser , erklärte Ramoth in unergründlichem Ton.
F'lessan erspähte seine Mutter, lächelte ihr herzlich zu und richtete dann das Wort an Wansor. Sein lässiger Gruß amüsierte Lessa. Zu ihrer Verwunderung griff Wansor nach Tais Hand und strahlte über das ganze Gesicht. Er hob die Augenbrauen, wie wenn er sie dadurch trotz seiner Blindheit sehen könnte. Offenbar war diese grüne Reiterin im Landsitz an der Meeresbucht ein gern gesehener Gast. Erragon begrüßte das Mädchen wie ein zufriedener Lehrer, der seine beste Schülerin willkommen heißt.
»Attraktiv, wenn auch keine Schönheit«, murmelte F'lar Lessa ins Ohr, nachdem er F'lessans Begleiterin flüchtig gemustert hatte. »Kein Wunder, dass er von Honshu gar nicht mehr weg will.«
Er ist gern dort , mischte sich Ramoth abermals ein.
T'gellan, Mirrim und Talina stiegen die Treppe hinauf. Lessa fand, Monacos Weyr-Führer sei viel zu dünn, und in seinen Augen lag ein gehetzter Ausdruck. Er hatte schwer gearbeitet, um seinen Weyr wiederaufzubauen. Auch Mirrim und Talina machten einen abgekämpften Eindruck.
Lessa stellte fest, dass alle geladenen Gäste erschienen waren, und F'lar führte sie zu ihren Plätzen an einem Ende des großen ovalen Tisches.
»Wir sind vollzählig, nicht wahr?«, vergewisserte sich F'lar. Er wartete, bis jeder Platz genommen hatte.
Zweiundzwanzig Reiter beziehungsweise Reiterinnen, drei Männer, die alt genug waren, um ihren Lebensabend in Ruhe zu genießen, zwei Zunftmeister und ein Burgherr: achtundzwanzig Personen, die sich anschickten, nach der Lösung für ein Problem zu suchen, das nach Lessas Ansicht unlösbar schien. Aber es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie es auch für unmöglich gehalten, dem Tyrannen Fax Einhalt zu gebieten. Bis er in einem von ihm selbst angezettelten Kampf zu Tode kam. Auch mit der Fädenplage waren sie fertig geworden. Wieso glaubte sie dann, die derzeitige Krise könnte nicht bewältigt werden? Energisch straffte sie die Schultern und setzte sich neben ihren
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