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Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern

Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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legte den Kopf schräg und überlegte, ob er sich ein einschmeichelndes Lächeln gestatten sollte. Er hielt ihr das geöffnete Fläschchen unter die Nase. »Riechst du das? Gutes, altbewährtes Taubkraut. In diesem Frühling frisch angesetzt. Einen kleinen Vorrat führe ich immer bei mir.« Er sprach in dem Tonfall, den er bei seinen Söhnen angewendet hatte, als sie noch klein waren. Dann streckte er die Hand aus und wackelte auffordernd mit den Fingern, um ihre Schüchternheit zu zerstreuen. »Später, beim Tanzen, packt vielleicht jemand deine Hand ein bisschen zu fest, und dann tut es wirklich weh.« Als hätten die Musikanten auf dieses Stichwort gewartet, steigerte sich die flotte Weise draußen zu einem furiosen Tusch.
    Sie gab nach und reichte ihm beinahe demütig ihre Hand. Behutsam ließ er das zähflüssige Taubkraut auf die verletzten Stellen tropfen. Die Schrammen waren nicht besonders tief, verliefen jedoch von den Fingerknöcheln bis zum Handgelenk. Es war leichtsinnig von ihr gewesen, die Kratzer nicht unverzüglich zu versorgen. Dem verkrusteten Blut nach zu urteilen hatte sie sich die Wunden bereits vor mehreren Stunden zugezogen. Wieso hatte sie sie ignoriert?
    Sie schnappte nach Luft, als das kühlende Taubkraut über den Handrücken floss. Geschickt drehte F'lessan ihre Hand hin und her, damit die heilende Flüssigkeit sich überallhin verteilte.
    »Bei den Feiern zum Ende eines Planetenumlaufs benötigen die meisten Leute eher Fellis-Saft als Taubkraut, um ihren Kater zu lindern«, probierte er einen kleinen Scherz. Gleich darauf hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen, weil ihm diese taktlose Bemerkung entschlüpft war. »So, das hätten wir. Jetzt kann sich die Wunde nicht mehr entzünden.«
    »Ich hatte die Verletzung nicht beachtet, weil ich ziemlich in Eile war.« Ihr Blick wanderte durch den Lesesaal.
    »Du wolltest wohl ungestört deinen Studien nachgehen.« Er schmunzelte. »Das Gleiche kann ich von mir behaupten. Einen Augenblick noch«, hielt er sie zurück, als sie sich zum Gehen wandte. »Lass das Taubkraut erst ein Weilchen einwirken.«
    Er rückte ihr einen Stuhl zurecht und bedeutete ihr, sie möge Platz nehmen. Für sich selbst drehte er einen Stuhl um, sodass er sich rittlings darauf setzen und die Arme auf der Lehne abstützen konnte. Tai legte die Hand auf eine Tischplatte und sah zu, wie sich die klare Flüssigkeit auf ihrem Handrücken zu einem milchigen Weiß verfärbte. Derweil überlegte F'lessan, wie er ein Gespräch mit dem Mädchen in Gang halten konnte, ohne sie misstrauisch zu machen oder sie zu verprellen. Normalerweise fiel es ihm leicht, mit anderen Menschen Kontakte zu knüpfen. Er fing an, sich zu fragen, ob er einen Fehler begangen hatte, als er sie im Lesesaal angesprochen hatte. Vielleicht wäre es das Beste gewesen, er hätte ihr keine Beachtung geschenkt und sich in aller Stille seinen Büchern gewidmet.
    Dann fiel bei ihm der Groschen. Auf einmal verstand er, wieso sie sich in die Aufzeichnungen der Yoko vertieft hatte.
    »Darf ich fragen, warum du dich für die Geister interessierst?«
    Vor Verblüffung klappte sie den Mund auf.
    Er zuckte beiläufig die Achseln. »Aus welchem anderen Grund sollte sich jemand am Ende des Planetenumlaufs diese alten Sternenkarten ansehen? Zu dieser Zeit erscheinen die Geister scharenweise am Himmel.«
    Sie vermied es, ihm in die Augen zu sehen, und dann platzte sie heraus: »Meister Wansor beauftragt mich oft mit Nachforschungen. Er hatte gehört, dass die Geister - die wir von hier aus zwar nicht beobachten können - aber das weißt du ja, weil du aus Benden stammst …« Sie brach ab und schluckte hart, als hätte sie etwas Ungehöriges gesagt.
    »Ja, mir ist bekannt, dass man sie auf der südlichen Halbkugel nicht sehen kann. Und ich weiß auch, dass sie zurzeit besonders zahlreich und ungewöhnlich hell sind. Beim Beobachten des Himmels ist es mir selbst aufgefallen«, erzählte er, um sie zum Weitersprechen zu ermutigen. »Aber da ich mein Leben lang im Benden-Weyr wohnte, kann ich mich erinnern, dass sie auch früher schon in regelrechten Schauern vom Himmel regneten und dabei einen ungemein grellen Glanz abstrahlten. Ich habe mich mit Astronomie befasst. Was meinst du, könnte ein Drachenreiter aus Benden, der in Himmelskunde nicht ganz unbewandert ist, dir eventuell helfen?«
    »Persönliche Beobachtungen kommen immer gelegen«, gab sie geziert zurück. »Manche Leute haben festgestellt«, fuhr sie fort

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