Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege
sah in dem traditionellen Harfnerblau geradezu vornehm aus. Kindan bemühte sich, nicht ständig an sein eigenes Erscheinungsbild zu denken; er befürchtete, die anderen Kinder aus dem Camp würden ihn in Zukunft erbarmungslos hänseln.
Meister Zist schien zu erraten, was Kindan bedrückte, denn wie aus heiterem Himmel sagte er: »Du siehst großartig aus, Junge.«
Die Tradition sah vor, dass der feierliche Hochzeitsritus am frühen Morgen vollzogen wurde, so dass das Paar bei Sonnenaufgang das Ehegelöbnis sprach; die Sonne, die sich über den Horizont erhob, sollte die Szenerie mit ihren wärmenden Strahlen vergolden und dem jungen Paar samt ihren Familien Glück und Wohlstand im Leben verheißen.
Aber um diese Tageszeit wäre es nicht möglich gewesen, Dask in die Feierlichkeit miteinzubeziehen. Deshalb hatte Jofri vorgeschlagen, die Trauung auf den Abend zu verlegen, bei Sonnenuntergang, und den Platz von großen Freudenfeuern erhellen zu lassen. Meister Zist sah keinen Grund, diesem Plan zu widersprechen.
Jeder Bewohner des Camps hatte sich auf dem großen Platz versammelt. Die Esstische waren an den äußersten Rand geschoben worden, und vor dem Podium standen lange Reihen von Bänken. Später, wenn man zum unterhaltsamen Teil überging, gehörte die Bühne den Musikanten.
Kindan stieg der harzige Duft der Tannenzweige in die Nase, die man auf die noch nicht angezündeten Holzstöße gelegt hatte. Als die Sonne sich dem Horizont näherte, schlief auch der böige Wind allmählich ein.
Die Zeremonie konnte beginnen.
Meister Zist legt den Arm um Kindans Schultern und führte ihn zu seinem Platz auf dem Podium. Kindan bedachte Zenor mit einem flüchtigen Grinsen; sein Freund, gleichfalls in einem festlichen Gewand, stand an der andere Seite der Bühne. Neben ihm saß der Harfnergeselle Jofri, vor sich die Trommeln und die Gitarre in greifbarer Nähe. Meister Zist rückte ein Stück von Kindan ab und begab sich zu seinen eigenen Musikinstrumenten; Kindan nahm an, dass Jofri die Flöte und die Gitarre des Meisters auf die Tribüne gebracht hatte.
Meister Zist fasste Jofri ins Auge und nickte mit dem Kopf. Auf dieses Signal hin begann der Harfnergeselle mit einem langen Trommelwirbel. Die Zuschauer auf den Bänken verstummten. Aus dem Augenwinkel sah Kindan seinen Vater hinter der letzten Bankreihe stehen; an seiner Seite befand sich ein bildhübsches, vor Glück strahlendes Mädchen in einem traumhaft schönen Gewand. Mit gelindem Erschrecken vergegenwärtigte er sich, dass diese junge Frau Silstra war.
Jofri änderte den Rhythmus, Meister Zist hob die Flöte an die Lippen und fiel mit einer fröhlichen Melodie ein. Alle erhoben sich von den Plätzen, als Danil Silstra durch den Mittelgang zum Podium geleitete. Gleichzeitig entzündete man die Fackeln, die man zu beiden Seiten der Bankreihen aufgestellt hatte.
Am dunklen Himmel blitzte ein Lichtstrahl auf, tauchte Silstra in einen warmen Schein und leuchtete ihr den Weg zur Tribüne aus.
»Kindan, was ist das?«, raunte Zist, eine kurze Pause einlegend.
»Das ist Dask«, erwiderte Kindan voller Stolz. »Im Fluge hält er einen Glühkorb zwischen den Krallen.«
»Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, könnte ich es kaum glauben«, staunte Zist. »Das ist verblüffend. Wer hätte das gedacht?«
Und in die komplexe Melodie, die Meister Zist auf seiner Flöte spielte, mischte sich die zwitschernde Stimme des Wachwhers.
Die Musik verstummte, als Silstra ihren Platz auf dem Podium erreichte und sich mit dem Gesicht zum Publikum hinstellte.
Danach fing Jofri erneut an zu trommeln, dieses Mal klang der Wirbel jedoch aggressiver, kriegerischer.
Terregar, gekleidet in den Farben seiner Zunft, schritt durch den Mittelgang auf die Tribüne zu, begleitet von Veran, dem Anführer der Handelskarawane.
Abermals flog Dask über die Köpfe der Anwesenden hinweg und beleuchtete nun den Bräutigam, der sich gemessenen Schritts zur Bühne begab.
Als Terregar sich neben Silstra stellte, war dies für Kindan und Zenor das Zeichen, mit ihrem Duett zu beginnen. Jofri stellte die beiden mit einem furiosen Trommelwirbel vor, und Kindan fing an zu singen, doch gleich bei den ersten Noten stellte er fest, dass Zenor nicht einfiel.
Verzweifelt versuchte Kindan, die Aufmerksamkeit seines Freundes auf sich zu ziehen, doch Zenors Blick war himmelwärts gerichtet; wie gebannt beobachtete er Dask, der über dem Podium schwebte.
Kindan steigerte seine Lautstärke, um
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