Die Drachenschwestern
besorgt. „Aber
gut, ich versteh dich auch. Meine Drachin früher hat meine Geduld auch oft
strapaziert. Hat ihm die Kerze denn gefallen?“
„Ich habe sie ihm noch gar nicht gegeben. Ich dachte erst, er würde
gar nicht kommen, als Simon mich alleine abgeholt hat.“
„Dann wirst du ihn
ja bald wiedersehen“, meinte Miri hoffnungsvoll.
„Hm, ja“, antwortete Kaja unbestimmt. „Ich werde wohl bald einmal
Simon in seiner Firma besuchen. Dann bin ich sowieso in Bern und kann auch
gleich noch kurz bei Tim vorbei schauen.“
Sieh an, sieh an. Kaja hatte dem Thema offensichtlich schon mehr
Gedanken gewidmet, als sie sich selbst eingestand, dachte Miri bei sich. Sie
wollte jedoch nicht darauf herumreiten und wechselte das Thema.
Miri nahm sich das
letzte verbliebene Brötchen und betrachtete es kritisch.
„Willst du das nun
essen oder wissenschaftlich untersuchen?“
„Ich habe mir nur überlegt, wie ich es am besten teile. Es sei denn, du
möchtest nichts mehr davon?“
„Vielfrass. Du kannst es haben. Ich hätte da allerdings so ein Spezialwerkzeug,
falls du es trotzdem teilen möchtest.“
„Spezialwerkzeug?“
„Ja, du weißt schon, diese Dinger, die man Messer nennt? Ich glaube,
ich habe so eins irgendwo.“
„Ach du“, lachte
Miri und warf ein Kissen nach ihr.
„Eine Kissenschlacht? Darf ich mitmachen?“, fragte Lance eifrig und
wuchs auf der Stelle zu seiner tatsächlichen Grösse heran.
„Nein, darfst du nicht“, wies Kaja ihn zurecht. „Und jetzt sei nicht
gleich eingeschnappt, ich wollte nämlich noch etwas mit Miri besprechen.“
„Dass ihr
überhaupt noch Worte übrig habt, verwundert mich doch ein wenig.“
„Wir sind eben Mädchen“,
konterte Miri zuckersüss.
„Wie wenn das zu übersehen wäre“, murmelte der Drache, allerdings
vorsichtshalber sehr leise.
„Was wolltest du
denn besprechen? Unsere Drachenschwester?“
„Nein“, antwortete Kaja, korrigierte sich dann aber, „oder doch, aber
erst später. Erst möchte ich etwas anderes von dir wissen. Gerade vor unserer
denkwürdigen Begegnung mit unserer angeblichen Schwester haben wir doch darüber
gesprochen, in welche Richtung ich mich beruflich bewegen könnte. Und da hast du
etwas gesagt, was ich nicht ganz verstanden habe.“
„Ja, ich weiß was du meinst. Ich hatte nur deiner Liste von
Möglichkeiten die Punkte Kräuter und Duftkerzen hinzugefügt. Das sind schließlich
auch Dinge, die du gut kannst und gerne machst. Diesen Eindruck hatte ich auf
jeden Fall das letzte Mal, als ich hier war.“
„Hm.“ Gedankenverloren stand Kaja auf und ging zu dem großen Fenster,
das auf den kleinen Gartensitzplatz führte. „Stimmt“, meinte sie schließlich und
kehrte zu ihrem Platz auf dem Sofa zurück. „Nur, was mache ich denn mit den
Kerzen? Und nach Frankreich ziehen möchte ich eigentlich nicht unbedingt.“
„Wer sagt denn etwas davon, dass du nach Frankreich ziehen sollst?
Wenn die Leute diese Dinge in Frankreich kaufen, kaufen sie sie bestimmt auch
hier.“
Zweifelnd blickte
Kaja Miri an. „Und wo würde ich meine Kräuter ziehen?“
„Na, in deinem
Garten.“
Da musste Kaja lachen. „So sehr ich deinen Optimismus schätze. Aber
dieser Garten ist definitiv zu klein und zu schattig für dieses Vorhaben.“
„Schade!“ Enttäuscht sank Miri in ihr Kissen zurück. Doch sie ließ sich
nicht so schnell entmutigen. „Dann ziehst du halt um“, meinte sie pragmatisch.
„Umziehen? Stopp, stopp, stopp. Das gehört eindeutig in die Kategorie
zu viele Veränderungen auf einmal. Ich liebe meine Wohnung!“
„Na schön“, lenkte Miri ein. „Versprich mir einfach, dir das Ganze
einmal durch den Kopf gehen zu lassen.“
Kaja schnitt eine Grimasse. „Ich befürchte, das ist ja das Problem.
Diese Idee kriege ich bestimmt nicht mehr so schnell aus meinem Kopf. So, jetzt
zum nächsten Punkt auf ihrer Traktandenliste. Unsere Schwester.
Beziehungsweise, die Frau, die wir dafür halten.“ Kaja atmete einmal tief
durch. „Ich weiß gar nicht, weshalb mich diese Begegnung so aufwühlt. Schließlich
kommen wir zwei ja total gut aus. Dann sollte es auch mit ihr gut klappen.“
„Ja, Schwestern sind schließlich immer ein Herz und eine Seele“, ließ sich
Lance mit sarkastischer Stimme vernehmen.“
„Wie viele
Schwestern hast du denn“, wollte Miri interessiert wissen.
„Sieben“, erzählte der Drache stolz. „Und wir streiten uns jeden Tag,
wenn wir Zeit dafür finden.“
„Das gehört zu deinem
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