Die Drachenschwestern
dir zu tun hat, wissen wir, wie gesagt, auch nicht so
genau. Ich habe ja auch keinen Drachen. Lance gehört definitiv hauptsächlich zu
Kaja. Aber aus irgendeinem Grund können wir beide ihn auch sehen. Und wir sind
der Überzeugung, dass das kein Zufall sein kann.“
„Vielleicht können alle Frauen ihn sehen und ihr habt es nur noch
nicht gemerkt“, meinte Sierra hoffnungsvoll. Beide schüttelten den Kopf. Sierra
ignorierte die beiden. „Ich hab’s. Ihr habt ja vorhin gehört, ich muss noch
Einladungen schreiben. Wir geben eine kleine Party für Kunden von uns. Kommt
doch auch. Dann kann ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen, ob andere den
Drachen auch sehen.“
Kaja wollte schon ablehnen. Lance war schließlich keine
Zirkusattraktion, die man vorführen konnte. Da mischte sich der Drache
unerwartet selbst ein. „Klar kommen wir. Danke für die Einladung.“ Verblüfft
blickte Kaja ihn an.
„Lass sie doch. Wenn sie das braucht? Und du kannst ja Ablenkung
gebrauchen, oder irre ich mich?“, flüsterte er seinem Schützling zu.
„Autsch. Das ging
jetzt aber unter die Gürtellinie. Aber du hast leider Recht. Wieder einmal.“
„Nicht schmollen“, meinte er und kitzelte sie. Sie konnte gerade noch
einen Lachanfall unterdrücken. Die kleine Diskussion hatte unbemerkt von den
anderen stattgefunden. Hatte wohl doch etwas Gutes, dass Lance ihr ganz
privater Drache war, stellte sie mit einer kindischen Befriedigung fest. Miri
hatte inzwischen sowieso schon zugesagt und war gerade dabei, ihre beiden
Telefonnummern auf ein Stück Papier zu kritzeln. Sierra steckte den Zettel ein
und meinte bedauernd: „Ich habe leider keine Zeit mehr. Aber ich freue mich,
wenn ihr übernächstes Wochenende kommen könnt.“
„Gerne. Und du
meldest dich, falls du zufällig mal in Zürich bist, versprochen?“
„Okay“, antwortete Sierra und dachte bei sich, dass sie sowieso
praktisch nie vom Stall weg kam geschweige denn bis nach Zürich.
„Sie war doch ganz
nett“, stellte Miri fest, sobald sie im Auto saßen.
„Hm, ja“, musste Kaja wohl oder übel zugeben. „Sie lässt sich ganz
schön herumkommandieren von ihrem Freund. Oder war das sogar ihr Mann?“
„Stimmt.“
„Da wäre ich aber
ganz schnell weg“, behauptete Kaja.
„Ich weiß nicht. Findest du das nicht ein etwas hartes Urteil? Schließlich
wissen wir gar nichts über die beiden oder ihre Beziehung.“
„Mir reicht was
ich gesehen habe. Schrecklich!“
Miri warf Kaja
einen Seitenblick zu. „Du bist manchmal ganz schön arrogant, weißt du das?“
Kaja wollte das schon empört abstreiten, gab dann aber ein wenig
niedergeschlagen zu: „Vermutlich hast du recht. Überhaupt bin ich wohl die Letzte,
die irgendwelche klugen Kommentare zum Thema Beziehungen abgeben sollte.“ Einen
Moment lang sagte keiner der beiden etwas.
Schließlich fragte
Miri vorsichtig: „Hat das geklappt mit Tim gestern?“
„Ja, das könnte
man wohl so nennen“, antwortete Kaja trübsinnig.
„War der Sex so
schlecht?“, fragte Miri mit weit aufgerissenen Augen.
Kaja musste
lachen. „Nein, ganz im Gegenteil!“
„Was ist denn dann
das Problem?“
„Na ja, um den heiteren Grundton dieser Unterhaltung zu bewahren,
würde ich das Problem so umschreiben, dass ich in der näheren Zukunft, sprich
in den nächsten paar Wochen, wohl nicht mehr in den Genuss von genanntem guten
Sex kommen werde.“
„Wieso das denn?“
„Weil der Held der
Geschichte nächste Woche nach Island abreist.“
„Wie? Aber ich
dachte, er muss erst in gut zwei Monaten nach Brasilien?“
„Offenbar haben
sich seine Pläne geändert“, sagte Kaja düster.
„Und jetzt?“
„Keine Ahnung. Heute Morgen bin ich erst mal wütend aus seiner Wohnung
getürmt und jetzt, jetzt bin ich vor allem ratlos.“ Sie seufzte. „Ich werde
ihn mir für den Moment wohl aus dem Kopf schlagen und mich mit dem Problem
wieder befassen, wenn er wieder hier ist. Jetzt kann ich sowieso nichts
ändern.“
„Mitfahren
möchtest du nicht?“
„Ehrlich gesagt, nein. Dafür bin ich viel zu wütend. Er hat mir weder
von seinen Plänen erzählt, noch hat er mich eingeladen, ihn zu begleiten. Zudem
bin ich gerade dabei, mein ganzes restliches Leben umzukrempeln oder es
krempelt sich gerade von selbst um... was da zutreffender ist, weiß ich selber
auch nicht“, ergänzte sie, „da möchte ich nicht einfach mitten drin nach Island
abhauen.“
Sie hielt inne und konzentrierte sich auf die Straße. Es hatte
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