Die Drachenschwestern
schmollen. In einem hatte Kaja
recht. Von ihm aus konnte Tim in Island festfrieren. Nur half ihm das nichts,
wenn sein Schützling dabei unglücklich war. Obwohl, richtig unglücklich wirkte
sie momentan nicht. Also beschloss er, ein wenig Vertrauen in sie zu setzen.
„Danke vielmals. Ich fühle mich geehrt“, hörte er Kajas sarkastische Stimme in
seinem Kopf.
„Seit wann kannst du
denn in meinen Kopf rein?“, fragte er entgeistert.
„Seit ich es soeben ausprobiert habe“, kam die fröhliche Antwort
zurück. Okay… spannend.
Er würde sich also einfach entspannt zurück lehnen und sehen was
passierte. Das Telefon läutete unten und die Verbindung zwischen ihnen riss ab.
Es war Simon. „Wir hatten bislang leider noch kein Glück mit Max‘
Handy. Es ist immer noch ausgeschaltet. Aber die Ortung steht. Also falls einer
von uns Glück hat und Max bzw. wenigstens sein Handy in aktiviertem Zustand
erreicht, geht sofort die Peilsuche los.“
„Das ist gut. Ich werde es in diesem Fall auch wieder öfters
versuchen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es in den letzten
Tagen vergessen habe.“
„Macht nichts. Dafür bin ich ja da. Du hättest vermutlich auch nicht
mehr Glück gehabt, als wir.“
„Ja,
wahrscheinlich nicht. Bist du mit diesem Vertrag schon weitergekommen?“
„Ja, es ist tatsächlich so, wie wir schon vermutet haben, dass es um
die Aktienmehrheit geht.“
„Und was können
wir mit diesem Wissen nun anfangen?“ Kaja wurde ganz aufgeregt.
„Ehrlich gesagt, im Moment unternehmen wir gar nichts. Meine Priorität
hat im Moment die Suche nach deinem Chef Max, auch in der Hoffnung, dass er uns
weiterhelfen kann, wenn wir damit vor Gericht gehen.“
„Stimmt.“ Nach
einer kurzen Pause fragte sie: „Du denkst also, dass er noch lebt?“
„So lange ich keine anderen Anhaltspunkte habe, sicher. Du musst also
nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Es könnte sogar sein, dass er gar
nirgends festgehalten wird, sondern die anderen ebenso wie uns an der Nase
herumführt.“
„Aha. Diese
Version klingt für mich allerdings nicht sehr wahrscheinlich.“
„Für mich auch
nicht“, gab er zu. „Aber man soll die Hoffnung nie zu früh aufgeben.“
„Gut, ich melde
mich, sollte ich Neuigkeiten haben.“
Die Sorge um Max trübte ein wenig Kajas Vorfreude auf das Haus. Auch Miri
sowie Mémé waren nicht erreichbar, also versuchte sie, mit einer Joggingrunde
zu lautstarker Flashdance-Musik ihren Kopf zu lüften. Das mit der Musik gab sie
allerdings bald auf, weil sie immer wieder nach Zorro rufen musste, der dringend
nach irgendwelchen Mäusen jagen wollte. Durch die wiederholten Regenschauer der
letzten Tage war der Boden ganz durchnässt und die Nagetiere hielten sich
vermehrt an der Erdoberfläche auf.
Wieder zu Hause riss sie sich die Kleider vom Leib und stand bereits
mit einem Bein unter der Dusche, als das Telefon läutete. Kurz überlegte sie,
ob sie rangehen sollte, doch dann war das heiße Wasser doch verlockender.
Nach dem Duschen ging sie in die Küche, um sich einen Teller Spaghetti
warm zu machen, die vom gestrigen Essen mit Miri übrig geblieben waren. Als sie
an ihrem Schreibtisch vorbei kam, blinkte das rote Licht des Anrufbeantworters.
Im Vorübergehen drückte sie die Abspieltaste. „Hallo Kaja, ich… offensichtlich
möchtest du nicht mit mir sprechen.“ Tim! „Das kann ich verstehen“, hier legte
er eine kurze Pause ein, „allerdings nur zum Teil. Wie auch immer, ich werde
das sicher nicht mit dieser Maschine besprechen.“ Jetzt klang seine Stimme
ziemlich verärgert. „Ich fliege in einer Stunde nach Island. Ich weiß noch
nicht, wann ich zurück sein werde.“ Jetzt war er bei trotzig angelangt. Einige
Sekunden später hatte er aufgelegt.
In diesem Moment läutete das Telefon. In der Hoffnung es sei Tim, nahm
sie ab, ohne auf die Anruferkennung zu schauen.
„Kaja, Liebes.“
Die Stimme ihrer Mutter zwitscherte durchs Telefon. „Wie geht es dir denn?“
Etwas aus der Bahn
geworfen, antwortete sie. „Gut, und euch?“
„Ach bei uns ist es sehr stressig. Wir sind dieses Wochenende in Paris
und eigentlich wollten wir noch in den Süden fliegen und Josephine besuchen,
aber du weißt ja wie das ist. All diese Verpflichtungen…“ Sie beendete den Satz
nicht. Genau, dachte Kaja erbittert. Ich weiß wie das ist. Um Eure Tochter zu
besuchen hattet ihr auch nie Zeit.
„Hast du denn inzwischen eine neue Stelle gefunden?“, hakte ihre
Mutter nach,
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