Die Drachenschwestern
dem Trockenen
sitzen.“
Das andere Glas reichte sie Miri und holte sich dann ihr eigenes.
„Lass uns anstossen.“
„Auf dein Haus.“
„Auf mein Haus, zumindest fast. Ich kann es eigentlich gar nicht
glauben. Ich muss mich auf jeden Fall samstags nochmals bei Sierra bedanken.“
„Also hast du dich
schon definitiv entschieden?“
Kaja verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. „Auch wenn ich nicht
gedacht hätte, dass ich das so schnell sagen würde und auf die Gefahr hin, dass
mich ein gewisser Drache gleich auslachen wird, es gibt nichts zu entscheiden.
Nicht rational. Mein Gefühl sagt mir, das ist mein zukünftiges Zuhause. Es hat
sozusagen auf mich gewartet. Und nachdem ich es mir offensichtlich sogar
leisten kann, ist auch meine logisch denkende Seite einigermaßen zufrieden
gestellt. Aber das ist völlig unerheblich. Ich muss einfach dort einziehen.“ Sie
warf einen Seitenblick auf Lance, der so tat, als wäre er extrem in den
Wirtschaftsteil der drei Tage alten Zeitung vertieft. Das war eigentlich ganz
nett von ihm.
Miri hingegen war so gerührt von Kajas Erklärung, dass sie sich
bemühen musste, nicht in Tränen auszubrechen. Kaja stand auf und nahm sie in
den Arm. „Nicht weinen, kleine Elfe, das ist ein Grund zu feiern.“
Miri schnaubte und musste lachen. „Ha, kleine Elfe. Kleine
Elefantenelfe vielleicht. Hat dich noch nie jemand aufgeklärt, dass Elfen süss
und zierlich sind?“
„Das bist du ja, zierlich, mit Kurven halt. Ich denke nicht, dass du
wegen deiner Kurven schon viele Beschwerden gehört hast, oder?“, forderte Kaja
sie heraus. Diesmal streckte Miri ihr die Zunge raus. Dann brachen sie in
lautes Lachen aus und ließen sich aufs Sofa fallen.
„Wir sind schon zwei Kindsköpfe, was?“
„Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts“, schnaubte Lance,
was ihm zwei Kopfkissen einbrachte, die ihm um die Ohren flogen.
Den Freitag verbrachte Kaja damit, Listen zu erstellen, was sie alles
brauchen würde, um mit der Renovierung anzufangen. Gestern hatte sie zusammen
mit Miri noch stundenlang über den Plänen des Hauses gesessen, hatte es
gedanklich umgestaltet und eingerichtet. Es waren keine richtigen Pläne, Sierra
hatte keine gehabt, aber Kaja hatte sie einfach, so gut es ging, aus dem Kopf
aufgezeichnet. Miri hatte eindeutig großes Talent als Innenarchitektin. Wieso
arbeitete sie bloß bei ihrem griesgrämigen Onkel in der Buchhandlung? Ihr fiel
beim besten Willen kein Grund ein.
„Hast du sie etwa
immer noch nicht gefragt?“
Bei Lance Frage schüttelte sie schuldbewusst den Kopf. „Leider nein,
muss ich gestehen. Es ist einfach so viel passiert, dass ich es immer wieder
vergessen habe. Keine gute Ausrede wie ich zugeben muss.“
Lance tätschelte ihr die Schulter. „Ich bin sicher, sie weiß, dass sie
jederzeit zu dir kommen könnte, wenn sie Probleme hat.“ Kaja richtete sich
hinter dem Schreibtisch auf und streckte sich, um ihren verspannten Rücken zu
lockern. „Hm. Ich bin mir da nicht so sicher. Wissen tut sie das vielleicht
schon. Aber ob sie mich tatsächlich um Hilfe bitten würde, da bin ich nicht so
sicher. Ich glaube, sie ist es gewohnt, alles mit sich selber auszumachen.“
„Kennen wir da nicht noch jemand anderen, der so ist?“, überlegte der
Drache laut und rollte dabei bedeutungsvoll die Augen.
„Ja, ja, ich weiß, das ist auch meine Angewohnheit. Aber du musst
zugeben, ich mache mich.“
„Stimmt. Also
besteht ja auch Hoffnung für Miri, oder?“
Zweifelnd schaute Kaja ihn an. „Hm, vielleicht. Immerhin ist sie ja
gestern Abend nicht mehr um zehn Uhr davon gerannt.“
„Ich glaube, so
ein Drache wäre auch für sie ganz nützlich“, fügte sie dann hinzu.
„Sieh an, sieh an.
Du erkennst endlich meinen Nutzen an“, freute sich Lance.
„Na, lass dir das bloß
nicht zu Kopf steigen“, beeilte sich Kaja zu sagen.
„Hast du schon mit
Tim gesprochen?“, wechselte er abrupt das Thema.
Sie drehte sich zu ihm um und schaute ihn streng an. „Ich wüsste
nicht, was dich das angeht. Und was ich bis jetzt mitbekommen habe, solltest du
ja heilfroh sein, wenn zwischen uns Funkstille herrscht.“
„Ja ja, du willst erst den Rest regeln und so weiter und natürlich bin
ich froh… es passt nur so wenig zu dir, jemanden in seinem eigenen Saft
schmoren zu lassen.“
„Dann wurde es vielleicht Zeit, das zu lernen“, antwortete sie ihm
schnippisch und wandte sich wieder ihren Listen zu.
Lance verzog sich aufs Dach, um zu
Weitere Kostenlose Bücher