Die Drachenschwestern
einfach zu
müde.
Zum Glück kann ich von Schaffhausen direkt nach Zürich fahren, dachte
sie erschöpft. Das Adrenalintief machte sich langsam bemerkbar. Vom
Hauptbahnhof bis zu ihrer Wohnung würde sie sich ein Taxi gönnen, beschloss
sie. Sie war definitiv nicht in Stimmung, um mit irgendwelchen Partygängern in
der Kälte auf Tram und Bus zu warten.
Gegen ein Uhr nachts kam sie endlich zu Hause an. Sie wurde frenetisch
von Zorro begrüsst. Der Arme hatte wohl die ganze Aufregung aus der Ferne mitbekommen
und nicht helfen können. Sie schaffte es gerade noch, sich kurz sehr heiß zu
duschen, bevor sie ins Bett wankte und ausnahmsweise auch Zorro in ihr Bett
verfrachtete. Einladend tätschelte sie den Platz neben sich auf der Matratze.
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Sie schlang ihren Arm um ihn, legte ihren
Kopf an sein dickes Fell und schlief auf der Stelle ein.
Kapitel 32
Die nächsten
paar Tage verbrachte Kaja im Bett. Sie hatte sich eine gewaltige Erkältung
eingefangen und nieste im Sekundentakt. Ihre Nase leuchtete wie ein Stopplicht
und juckte wie verrückt und ihr Husten brach alle Rekorde. Die meiste Zeit
verbrachte sie brav im Bett (was blieb einem auch anderes übrig mit einem sehr
entschlossenen Drachen als Gefängniswärter?), viel zu müde, um sich mit
irgendjemandem darüber zu streiten. Während sie schlief, träumte sie wilde
Träume von Verbrecherjagden, mafiösen Zuständen, Partys und Menschen, die sie
im Stich ließen. Doch weil sich die Träume immer wieder änderten, nahm sie an,
dass sie so das Erlebte verarbeitete und fand sich mit ihnen ab. Miri kam
einmal täglich vorbei, um ihr etwas zu Essen zu bringen und literweise Tee zu
kochen.
„Das musst du doch
nicht tun“, hatte Kaja am ersten Tag abgewehrt.
„Wieso? Hast du
keinen Hunger?“, hatte Miri besorgt geantwortet.
„Doch, das schon.“
„Siehst du, und von Popcorn und Thunfischgerichten wird man ganz
sicher nicht gesund!“, hatte sie ihr mit einem vorwurfsvollen Blick
vorgehalten.
Und da Miri sehr leckere Krankenkost zubereitete und sie noch dazu
ständig mit Lesestoff versorgte, wehrte sich Kaja nicht mehr dagegen. Sie
führte lange Telefongespräche mit Mémé und besprach ihre Pläne mit ihr. Als
ihre Eltern anriefen, ignorierte sie das Telefon. Sie schaffte es auch, ihre
Wohnung zu kündigen, für einen Nachmieter zu inserieren und konnte sogar schon einen
Besichtigungstermin festlegen. Am vierten Tag beschloss sie, jetzt sei es genug
mit dem faulen Herumliegen. Von neuem Elan gepackt stand sie am Morgen auf und
unterzog erst sich, dann ihre Wohnung einer Generalreinigung. Sie bezog ihr
Bett frisch, stopfte die alte Bettwäsche zusammen mit den Kleidern der letzten
Woche in die Waschmaschine, jagte Zorro mit dem Staubsauger von einem Zimmer
zum anderen und lüftete gründlich. Danach fühlte sie sich erst einmal
erschöpft. Offenbar hatte diese Erkältung sie doch mehr mitgenommen, als sie
gedacht hatte. Dafür war sie sehr zufrieden mit sich. Allerdings lenkte sie das
Putzen nicht in dem Maße ab, wie sie eigentlich gedacht hatte. Tim schlich sich
immer wieder ungefragt in ihre Gedanken. Entschlossen polierte sie die
Duschhähne im Badezimmer noch ein wenig gründlicher. Als alles nur so glänzte,
setzte sie sich mit einer Tasse Tee ins Wohnzimmer, um den restlichen Tag zu
planen. Kurz wunderte sie sich, wo Lance steckte. Der hatte sich in den letzten
Tagen immer irgendwo herumgetrieben. Nur in der Nacht hatte er ihr zuverlässig
Gesellschaft geleistet. Und gestern, als sie noch zu erschöpft gewesen war um
mehr zu tun als sich mit Zorro zu seiner Pinkelwiese zu schleppen, aber schon
fit genug, um griesgrämig im Bett zu sitzen und sich über ihre Untätigkeit zu
ärgern, hatte er sie mit einem Pokerpiel abgelenkt. Und gnadenlos ausgenommen,
wie sie sich richtig erinnerte! Jetzt schuldete sie ihm eine Flasche Whiskey
und mindestens drei Flaschen Holunderschnaps. Na ja, das war es wert gewesen.
Sonst wäre sie gestern noch durchgedreht, da war sie sich sicher. Und hätte noch
mehr unnütze Gedanken an Tim verschwendet.
Kaja beschloss, heute zur Abwechslung einmal Miri zu bekochen und
schickte ihr eine Textnachricht, worin sie sie bat, am Abend nichts zu essen
mitzubringen. Sie grinste, als sie Miris Antwort las. „Wieder gesund? J “
Das kann man wohl so sagen, meinte sie zu sich selber und holte Zorros
Leine. „Komm, mein Lieblingsuntier. Zeit, dass du wieder einmal eine längere
Strecke unter die
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