Die Drachenschwestern
hinüber, um Mémé
Gesellschaft zu leisten.
„Und, geht’s
wieder?“, wurde sie von ihrer Großmutter freundlich begrüsst.
„Ja ja. Ich bin vorhin nur kurz ausgetickt. War wohl alles ein
bisschen viel in den letzten Tagen. Zu sehen, wie du meiner leicht
abgewandelten Halluzination eines rosa Elefanten Frühstück servierst, hat mir
den Rest gegeben. Ich habe sofort eine mindestens weltumspannende Verschwörung
gegen mich gewittert!“, erklärte Kaja selbstironisch.
Josephine nickte verständnisvoll und meinte: „Ich wäre auch paranoid,
wenn ich in deiner Haut stecken würde. Ist ja kein Wunder, nachdem, was du in
den letzten Tagen erlebt hast.“
„Da du dieses Ungeheuer zu kennen scheinst, kannst du mir Näheres darüber
erzählen?“, erkundigte sich Kaja neugierig.
„Hm, lass mich mal überlegen. Viel kann ich dir nicht sagen, das
meiste wirst du selbst herausfinden müssen. Aber damit du wenigstens ungefähr
eine Vorstellung davon hast, kann ich es dir vielleicht folgendermaßen erklären:
Kannst du dich noch an die Krafttiere erinnern, von denen ich dir als Kind
erzählt habe, wenn du Angst hattest oder krank warst?“
„Ja klar, mein Krafttier, der Wolf, begleitet mich immer noch. Das
sind doch... wie soll ich sagen, tierische Helfer aus dem Astralbereich?“
„Genau. Und bei den Drachen ist es ähnlich, die Energie hat sich eben anders,
nämlich in Drachenform, manifestiert.“
„Besser gesagt: die Energie hat sich relativ penetrant manifestiert.
Selten so ein überhebliches, von sich selbst eingenommenes Wesen getroffen“,
grummelte Kaja.
Josephine musste schmunzeln. Sie verstand ihre Enkelin nur zu gut. So
war es ihr auch ergangen, als sie Lance zum ersten Mal getroffen hatte.
„Und sonst?“
„Was: und sonst?“
„Mehr kannst du
mir nicht sagen?“
„Leider nein. Nur, dass es sich vermutlich lohnt, ihn wenigstens für
den Moment in deiner Nähe zu dulden und zu schauen, wohin es dich führt.“
„Na toll! Und ich
hatte gehofft, du hättest für mich einen Drachenbannzauber!“, seufzte Kaja.
„Ich dachte, du
machst dir nichts aus meiner Hexerei?“, meinte Mémé augenzwinkernd.
„Das war, bevor
ich Bekanntschaft mit Lance gemacht habe“, schnaubte Kaja.
„Willst du mir
helfen, diese Serie Kerzen zu machen?“, wechselte Mémé das Thema.
„Oh ja, das wäre sogar sehr gut. Ich habe dir noch gar nicht erzählt,
dass ich gestern Abend zusammen mit Tim bei Luc war wegen meinem Auto.
„Genau, er hat sich bestimmt gefreut dich zu sehen ? Ist dein Auto
wieder in Ordnung? Und hast du dich mit Tim gut unterhalten?“
„Ja sehr. Auf jeden Fall hatte der alte Kauz wieder einen seiner
sonderbaren Einfälle. Ich darf als Bezahlung für ihn, und was noch seltsamer
ist, auch für Tim, eine Kerze machen. Und er wollte partout nur eine von mir
und keine von deinen. Ich habe ihm schon versucht zu erklären, dass ich das
nicht so gut kann, aber er wollte nichts davon hören“, schloss Kaja
achselzuckend.
Mémé konnte sich schon vorstellen, was es mit dieser Kerze für Tim auf
sich hatte... Luc, dieser alte Kuppler! Was sie auch nicht ganz verstand, war
der Sinn der Aufgabe an und für sich. Allerdings bestand kein Zweifel daran,
dass Kaja das schaffen würde. Sie hatte ja wirklich lange genug bei ihr gelernt
und mitgeholfen. Es war nur eine Weile her, seit sie die letzten Kerzen
angefertigt hatte. Mémé breitete die ausgewählten und getrockneten Kräuter auf
dem Tisch aus und stellte die entsprechenden ätherischen Öle bereit.
In der Zwischenzeit wog Kaja die Wachszutaten, Hartparaffin und
Stearinflocken, ab und mischte sie im richtigen Verhältnis in einem großen Topf.
Als sie fertig war, stellte sie diesen auf die extra für Mémé übergroß
angefertigte Herdplatte und schaltete die zweitniedrigste Stufe ein, damit die
Zutaten langsam schmelzen konnten. Dann ging sie hinüber zur alten Werkbank, wo
Mémé schon angefangen hatte, die Gussformen zusammenzuschrauben. Kaja half ihr,
indem sie die Dochte in der richtigen Länge zurechtschnitt. Der Docht musste
jeweils gutes Stück länger sein, als die endgültige Länge der Kerze, da dieser
an einem Querbalken, der von der Decke hing, befestigt und gespannt wurde. So
wurde gewährleistet, dass der Docht sprichwörtlich kerzengerade durch die Kerze
verlief. Dies sorgte für eine maximale Brenndauer und ein gleichmäßiges
Schmelzen des Wachses.
Als alles vorbereitet war, überprüften sie gemeinsam die Temperatur
der nun
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