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Die Drachenschwestern

Die Drachenschwestern

Titel: Die Drachenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Fox
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erfahren?“
    „Aber gerne: Mein Name ist Lance und ich bin dein persönlicher
Drache.“
    Wieder hallte die Stimme durch Kajas Kopf. Unheimlich. Sie fasste sich
schnell wieder und sagte bestimmt: „Schön Lance, aber du irrst dich, ich habe
keinen Drachen und ich bin mir sicher, dass ich dich nicht in mein Zimmer
eingeladen habe.“ Sie hoffte, dieser Hinweis würde wirken. Irgendwie hatte sie
in Erinnerung, dass Wesen aus der Anderswelt nur hinein dürfen, wenn sie
eingeladen waren. Oder galt das nur für Vampire? Egal, sie konnte sich jetzt
nicht um solche Feinheiten kümmern.
    Der Drache setzte an, etwas zu sagen, doch sie schnitt ihm mit einer
sehr bewussten Handbewegung das Wort ab, zeigte zur Tür und wiederholte: „Geh,
Lance, verschwinde aus meinem Zimmer!“ Es zischte und der Drache war weg. Kaja
war jetzt doch ein wenig verblüfft, dass das so gut geklappt hatte. Perplex
starrte sie das nunmehr leere Bett an. Sie runzelte die Stirn. Irgendwie war
das fast zu glatt gegangen. Sollte sie noch mit Mémé sprechen? Nein, beschloss
sie. Es war schon spät, Mémé schlief bestimmt schon und sie selbst war auch
müde. Rasch streifte sie ihre Kleider ab, schlüpfte in ihr bequemes SchlafT-Shirt
und eine ausgebeulte Pyjamahose und kroch unter die Bettdecke, wo ihr
überraschenderweise sofort die Augen zufielen.
    Mémé saß noch in der Küche über ihre Geschäftskorrespondenz gebeugt,
als der Drache mit einigem Gepolter am Tisch Platz nahm. Ohne aufzublicken fragte
Mémé: „Na, hat sie dich abblitzen lassen?“
    „Abblitzen lassen ist gut, sie hat mir ein Bannzeichen auf den Pelz
gebrannt und mich rausgeworfen. Ich brauche dringend einen Holunderschnaps!“,
jammerte Lance.
    Jetzt blickte Mémé doch auf. Um ihre Lippen spielte ein verschmitztes
Lächeln. Respekt, Kaja, das hätte ich dir gar nicht zugetraut, dachte sie. „Sie
ist halt meine Kleine“, meinte sie mit hörbarem Stolz in der Stimme. „Aber es
verwundert mich doch sehr, dass du dich davon hast abschrecken lassen. Zumal du
ja gar keinen Pelz hast, den sie dir tatsächlich hätte anzünden können“,
witzelte sie.
    „Ha ha, das findest du natürlich wieder lustig“, meckerte er. „Ich war
der Meinung, dass es für heute gereicht hätte, dass sie mich endlich
wahrgenommen und mich noch dazu beim Namen genannt hat. Du weißt ja, dass dies
das Ritual ist, womit sie anerkannt hat, dass ich existiere. Somit wird es mir
in Zukunft leichter fallen, mit ihr in Kontakt zu treten.“
    Ja, das wusste Josephine nur zu gut, hatte sie das doch alles vor
Jahren selber auch erlebt. Sie seufzte, halb besorgt, halb gespannt und voller
Erwartung, wohin der Weg ihrer Enkelin wohl noch führen würde.
    „Also willst du mir damit sagen, du hast dich in höflicher
Zurückhaltung geübt?“, schnaubte sie ungläubig.
    So würdevoll wie es einem riesigen schillernden blauen Fabelwesen in
einer kleinen Küche möglich ist, erwiderte er: „Selbstverständlich. Schließlich
ist es auch schon sehr spät. Ich dachte eigentlich sie wäre früher wieder
zurück. Was treibt sie sich zu so später Stunde auch noch draußen rum! Also
wirklich, Josephine! Du solltest dem Mädchen mal ordentlich die Leviten lesen!“,
schimpfte der Drache mit missbilligend gerunzelter Stirn vor sich hin. Mémé
hatte inzwischen den gewünschten Schnaps geholt und stellte ihn vor den Drachen
hin.
    „Hier, trink. Erstens ist das Mädchen erwachsen und kann selbst
entscheiden, wann sie nach Hause kommt. Zweitens bin ich sicher, dass du es
schon selber übernimmst, ihr ins Gewissen zu reden. Und jetzt sei still, ich
habe noch zu arbeiten.“ Mit diesen Worten beugte sie sich wieder über ihre
Papiere.

Kapitel 8
    Am nächsten
Morgen erwachte Kaja mit dem dringenden Bedürfnis sich mit Mémé zu unterhalten.
Nur konnte sie sich im ersten Moment gar nicht mehr erinnern, weshalb. Diese Gedächtnislücke
füllte sich jedoch auf einen Schlag, als sie ans Fußende ihres Bettes blickte
und den Drachen sah, der heftig gestikulierend auf einen heftig knurrenden
Zorro einzureden schien. Sie vergrub ihren Kopf auf der Stelle wieder in ihrem
Kissen. Jetzt wachte sie mit einem leibhaftigen Drachen im Zimmer auf und
wunderte sich schon fast nicht mehr. Kaja, ich glaube, du solltest dringend Mal
zum Psychiater, sagte sie zu sich selbst. Plötzlich fiel ihr auf, dass sie die
Stimme des Drachen gar nicht hörte. Seltsam, gestern hatte sie seine Stimme
doch klar und deutlich vernommen. Sie wühlte sich wieder

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