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Die Drachenschwestern

Die Drachenschwestern

Titel: Die Drachenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Fox
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Lance
behutsam nach, obwohl er die Antwort darauf wusste. Wichtig war, dass sie
selbst ihre Beweggründe herausfand und verstand. Nur so würde es ihr möglich
sein, diese Muster zu ändern.
    „Weil...
– ach, ich weiß auch nicht.“
    Sie machte eine Pause, bemüht, ihre Gedanken zu ordnen,
was bei ihrem momentanen Gefühlsaufruhr nicht so einfach war.
    „Als ich klein war, habe ich immer bei Mémé gelebt. Das
war wunderschön, wirklich. Ich wäre nirgends lieber gewesen. Aber ich habe mich
immer danach gesehnt, dass meine Eltern bei mir wären. Doch sie waren immer
fort, im Ausland, mal da und mal dort. Wenn sie dann zu einem ihrer seltenen
Besuche kamen, habe ich mich immer so sehr bemüht, ihnen zu gefallen. Ich
dachte, wenn ich mich nur genug anstrengen würde, würden sie mich mitnehmen.“
    Ihre
Stimme verlor sich, als sie so weit in die Vergangenheit reiste.
    „Nicht, dass ich von Mémé weggewollt hätte. Ich glaube,
ich war mir gar nicht darüber im Klaren, dass das die Konsequenz gewesen wäre,
hätten sie mich tatsächlich mitgenommen. Ich wollte doch nur erreichen, dass
meine Eltern mich genug lieb haben, um mich mitzunehmen und ihr Leben mit mir
zu teilen. Aber es war nie gut genug. Im Gegenteil. Immer hatten sie etwas an
mir oder an Mémés und meinem Leben auszusetzen. Ich habe mich jahrelang so
hilflos gefühlt, denn ich hatte keine Möglichkeit, etwas zu ändern. Deshalb
habe ich mir geschworen, dafür zu sorgen, dass es nie mehr dazu kommt, dass ich
mich so fühlen muss.“
    Erschöpft
beendete Kaja ihre Überlegungen.
    „Und jetzt denkst du, dein ganzes Leben gerät aus den
Fugen, weil du zwei neue Leute kennenlernst“, fragte Lance nicht unfreundlich,
aber etwas verwundert.
    Niedergeschlagen blickte Kaja ihn an. „Nein, es ist
nicht nur das. Es ist eher der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt.“
    „Welches Fass?“,
fragte er verwirrt. „Irgendwie kann ich dir nicht ganz folgen.“
    Kaja schaute ihn amüsiert an. „Das ist nur so eine
Redensart. Was ich damit ausdrücken will, ist, dass mein Leben in den letzten
zwei Wochen völlig aus den Fugen zu geraten scheint. Erst der Ärger mit Klein-Freddy
und der Firma, was mich schon beinahe dazu gebracht hat, zu kündigen. Aber was
dann? Und jetzt auch noch mein Problem mit Tim…“
    „Welches Problem mit Tim?“, fragte Lance scharf. Jetzt
war es an ihm, sie eifersüchtig anzustarren.
    „Ich mag ihn.
Sehr.“
    „Und das ist ein Problem für dich? Umso besser für mich,
dann muss ich mir wenigstens keine Sorgen machen“, meinte Lance zufrieden.
    „Das ist nicht
lustig“, ärgerte sie sich. „Er war mal mein bester Freund.“
    „Und jetzt ist
er das nicht mehr?“
    „Doch, momentan
schon noch. Aber da ist noch mehr. Auf jeden Fall mehr als früher.“
    „Mehr was?“,
hakte er nach, obwohl er es eigentlich gar nicht so genau wissen wollte.
    „Mehr Gefühle...
ach, was weiß ich!“
    „Und wieso macht
dir das so Kopfzerbrechen? Ich nehme ja nicht an, dass du dich wegen meiner
Wenigkeit zurückhältst“, antwortete Lance in der Hoffnung, sie würde eben das
bestätigen.
    „Nein
sicher nicht. Überhaupt, was solltest denn du damit zu tun haben?“
    Verständnislos
blickte sie ihn an.
    „Aber
verstehst du denn nicht? Tim ist Fotograf!“
    Fragend
schaute er sie an.
    „Und was ist daran so verwerflich? Deine Stimme klingt,
als hättest du mir soeben eröffnet, er sei ein hauptberuflicher Gauner.“
    „Er reist das halbe Jahr in der Weltgeschichte umher“,
eröffnete sie ihm mit tonloser Stimme. „Wie meine Eltern. Ich könnte es nicht
ertragen, wenn er die Hälfte der Zeit nicht da wäre. Immer weg. Weit weg von
mir. Ohne mich. Keine gemeinsamen Erlebnisse, sich immer wieder fremd sein...“
    „Du klingst ja,
als wolltest du ihn gleich heiraten“, stellte Lance entsetzt fest.
    Bestürzt schaute
Kaja ihn an. „Heiraten? Um Himmels Willen!“
    Nicht wirklich beruhigt, setzte der Drache nach: „Das
hört sich für mich aber schon so an. Wieso solltest du dir sonst über unfertige
Eier den Kopf zerbrechen?“
    „Ungelegte
Eier“, verbesserte sie ihn automatisch.
    „Was?“
    „Die Redewendung heißt, sich über ungelegte Eier den
Kopf zerbrechen, aber egal“, winkte sie leicht entnervt ab. „Ich wäre froh,
wenn du jetzt mit deinen Spässen aufhören und meine Sorgen ernst nehmen
könntest, wenn ich dir schon mein Herz ausschütte!“, regte sie sich auf.
    „Dann vergiss ihn doch einfach, wenn dir das alles

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