Die Drachenschwestern
in Kürze beruhigt haben würde, allerdings konnte
sein Schützling ab und zu eine erstaunliche Sturheit an den Tag legen. Kein
Wunder, dachte er, ein glucksendes Lachen in der Kehle. Schließlich war sie Josephines
Enkelin.
Während Lance es sich gut gehen ließ, hatte Kaja in
aller Hast ein paar Kleider aus dem Schrank gezerrt, sich angezogen und war mit
Zorro Joggen gegangen. Sie hatte in ihrem Ärger gar nicht mehr an ihren immer
noch brummenden Schädel gedacht. Doch erstaunlicherweise tat ihr die Bewegung
an der frischen Luft gut. Auf ihre Laune hatte das allerdings noch nicht
abgefärbt. Was fiel diesem Drachen eigentlich ein! Er meint doch tatsächlich,
er könnte sich ein Urteil über sie erlauben. Als ob ihn jemand um seine Meinung
gefragt hätte! Sie hatte wirklich momentan genug Schwierigkeiten in ihrem
Leben, ohne dass sich jemand einmischte und versuchte, sich wichtig zu machen.
Jemand war gut. Ein Drache. Das sagte ja schon alles. Zumindest alles über meinen
Geisteszustand, dachte sie ironisch.
In ihren inneren Monolog vertieft legte sie Kilometer um
Kilometer zurück. Zorro war völlig entzückt über den Verlauf, den dieser, zumindest
aus Hundesicht nicht besonders vielversprechende Morgen, genommen hatte.
Aufgedreht sprang er an Kaja hoch und riss sie so aus ihren trüben Gedanken.
Sie blieb stehen und neckte ihn: „Hoppla, das gefällt dir
wohl Zorro. Man könnte fast meinen, Lance und du habt ein Abkommen getroffen.“
Beleidigt wandte der Hund sich ab, der nächsten
Mäusespur zu. Kopfschüttelnd betrachtete sie ihn. Manchmal könnte ich schwören,
er versteht jedes Wort, murmelte sie. Genießerisch schloss sie die Augen und
hielt ihr Gesicht der Sonne entgegen. Offenbar hatte sie den größten Teil des
gestern im Übermaß genossenen Alkohols ausgeschwitzt. Ihr Kopf war auf jeden
Fall wieder einigermaßen klar. Und, wie sie sich eingestehen musste, war Lance’
Taktik recht geschickt gewesen. Er hatte sie auf jeden Fall erfolgreich von
ihren Sorgen abgelenkt, ihren Ärger angefacht und sie so in die Aktion
getrieben. Sie seufzte. Er steckte bestimmt mit Josephine unter einer Decke.
Die hatte selbstmitleidige Phasen wann immer möglich auch gleich in den
Anfängen erstickt. Kaja schnitt eine Grimasse. Und was jetzt? Jetzt konnte sie
genauso gut nach Hause gehen und sich mit diesem impertinenten Drachenvieh
auseinandersetzen. Was wohl, wie ihr aufging, genau Lance’ Plan gewesen war.
Ein paar halbherzige Verwünschungen ausstoßend, setzte sie sich wieder in
Bewegung und machte sich auf den Heimweg.
Eine Stunde später kam Kaja frisch geduscht und um
einiges besser gelaunt in die Küche und setzte Teewasser auf. Lance saß immer
noch bequem am Küchentisch, allerdings hatte er die leere Flasche Wein gegen
eine halbvolle Whiskeyflasche eingetauscht.
„Das ist nicht
zufälligerweise mein Whiskey?“, fragte sie ihn streng.
„Tja, ich weiß nicht, keine Ahnung. Die stand hier
einfach so rum und ein Name steht nicht darauf. Da musste ich mich dieser
einsamen, verlassenen Flasche einfach annehmen.“ Er grinste spitzbübisch.
„Du Ärmster. Du musstest dich also ungewollt um den
Whiskey kümmern. Aber du hast Glück, denn jetzt bin ich ja da und entbinde dich
von deiner Verantwortung“, spottete sie und versteckte die Flasche kurzerhand
im Schrank.
„He, was soll
das?“, regte er sich auf.
Ungerührt stellte sie eine Tasse dampfenden Tees vor ihn
hin. „Du schüttest das Zeug ja sowieso runter wie Wasser. Dann kannst du auch
gleich Tee trinken.“ Sie füllte sich ebenfalls eine Tasse mit dem heißen
Gebräu.
Lance schnüffelte an seiner Tasse und verzog das
Gesicht. „Bäh. Ich glaube sogar, wir Drachen können krank werden von so
gesundem Zeugs.“
„Ich werde dich hingebungsvoll pflegen“, versprach sie
ihm mit zuckersüßer Stimme und einem strahlenden Lächeln.
„Wie ich sehe, geht es dir wieder besser“, brummte er.
„Hm, ja, und das habe ich unter anderem dir zu verdanken“,
gab sie widerwillig zu.
Ungewöhnlich bescheiden winkte der Drache ab. „Nix da.
Ich hab dich nur gezwungen, dich in Aktion zu setzen. Alles andere hast du
selbst geschafft. Willst du darüber reden?“
„Da gibt’s nichts zu reden. Aber du wolltest doch große
Neuigkeiten loswerden?“ Fragend blickte sie ihn an.
„Denk nur nicht, ich merke nicht, wenn du vom Thema
ablenkst. Aber nun gut. Da ich wirklich Spannendes erfahren habe, lass ich dir
das mal durchgehen.“
„Jetzt hör schon
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