Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenschwestern

Die Drachenschwestern

Titel: Die Drachenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Fox
Vom Netzwerk:
Ich glaube, da wähle ich
lieber die von dir vorgeschlagene Beschäftigungstherapie“, beschloss sie und
verschwand im Schlafzimmer.
    Sie ließ sich aufs Bett fallen und starrte an die Decke.
Das Gespräch mit Lance hatte sich ja erstaunlich gut entwickelt, auch wenn sie
immer noch nicht genau wusste, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Sie
seufzte. Aber sie hatte ja versprochen, mit dem Trübsal-blasen aufzuhören und
sich mit etwas abzulenken. Nur womit? Sie runzelte die Stirn. Ihr fiel auf,
dass es seit langem das erste Mal war, dass sie kein aktuelles dringliches
Projekt bei der Arbeit hatte, welches sie auch noch nach Büroschluss beschäftigte.
Die letzten paar Monate hatte sie auch zu Hause noch nächtelang am Computer
gesessen, um Programme zu entwickeln und um die jeweiligen Deadlines zu
schaffen. Wenn sie es recht bedachte, war ihr noch gar kein neues Projekt
zugeteilt worden. Abrupt setzte sie sich auf. Und ließ sich gleich wieder in
ihr Kissen zurückfallen. Das fiel wohl auch unter die Kategorie, sich unnötig
aufzuregen. Heute würde sie an ihrem projektlosen Zustand wohl nichts mehr
ändern können. Aber gleich morgen würde sie bei Max anklopfen und ihn fragen,
was denn als nächstes anliegt. Nur war mit dieser Entscheidung das Problem, wie
sie sich jetzt ablenken sollte, immer noch nicht gelöst.
    „Offensichtlich brauchst du ein Hobby, Kaja“, schimpfte
sie halblaut mit sich selbst. Ihr Blick fiel auf eine von Mémés Kerzen. Das war
die Idee. Sie musste ja noch ihre Schulden bei Luc begleichen. Sie schnitt eine
Grimasse. Ihr war eben eingefallen, dass diese ja auch eine Kerze für Tim
beinhalteten. Egal. Kerzen fabrizieren würde sie sicher ablenken. Und schließlich
hatte Mémé ihr in weiser Voraussicht ja alles nötige dafür mitgegeben. Mit
neuem Elan sprang sie vom Bett auf und machte sich auf die Suche nach den
erforderlichen Zutaten.
    Einige Stunden später war sie der Verzweiflung nahe und
schimpfte lautstark wie ein Rohrspatz vor sich hin. In ihrem Überschwang hatte
sie vergessen, dass ihr nicht wie bei Mémé ein ausgeklügeltes Atelier mit
sämtlichen erforderlichen Hilfsmitteln und Tricks zur Verfügung stand, sondern
eben nur eine kleine offene Küche, dazu gedacht, sich etwas Essbares zu kochen
und nicht etwa, Wachs zu schmelzen, Kräuter einzurühren, halt eben Kerzen zu
machen. Abgesehen davon, dass sie zwei ihrer nicht gerade zahlreichen Pfannen
ruiniert hatte, kämpfte sie noch dazu mit dem Problem, die Dochte am Boden der
Gussformen zu befestigen, damit sie sie wenigstens von Hand gerade ziehen
konnte. Als sie endlich das Gefühl hatte, ihr letzter Versuch mit
Sekundenkleber könnte von Erfolg gekrönt sein, fiel ihr auf, dass sie zumindest
zwei Arme zu wenig hatte, um gleichzeitig, den Docht zu spannen und das heiße
Wachs einzugießen.
    „Ein
Tintenfisch müsste man sein“, grummelte sie.
    Entschlossen klemmte sie sich die Form zwischen die Knie
und packte den Docht mit den Zähnen. So verrenkt rutschte sie auf ihrem Stuhl
zum Herd und betete im Stillen, dass das Wachs, bitte, bitte, noch flüssig
genug sei. Zu allem Elend hatte sich Lance auch noch entschlossen, ihr mit
klugen Ratschlägen Gesellschaft zu leisten.
    „Meinst
du nicht, das ist ein wenig gefährlich? Wenn dir das heiße Wachs danebengeht?“
    „Mrpf“, kam es von Kaja, die mit dem Docht zwischen den
Zähnen einfach keine bessere Verwünschung zustande brachte.
    Vorsichtig setzte sie zum letzten Versuch an und begann,
das heiße Wachs in die Form zu gießen. Alles schien zu klappen, bis der
Sekundenkleber offensichtlich der Hitze des Wachses nachgab und der Docht sich
vom Boden der Gussform löste. In einem Schwall ergoss sich die heiße Maße auf
Kajas Jeans, während sie schwungvoll und hollywoodreif mitsamt dem Stuhl nach
hinten kippte.
    „Waah, ist das heiß“,
rief sie aus.
    „Hab ich’s dir nicht gesagt“, brachte Lance gerade noch
besserwisserisch zustande, bevor er in lautes Gelächter ausbrach.
    Finster beäugte Kaja ihn, während sie sich hochrappelte.
„Das ist nicht lustig“, fauchte sie. „Ich versuche hier gerade, produktiv zu
sein!“
    „Ach komm schon. Allzu heiß war das Wachs offensichtlich
nicht mehr und dein Gesichtsausdruck war einfach köstlich! Und außerdem, den
Zweck hat es ja erfüllt, ob du die Kerzen jetzt fertig hast oder nicht.“
    Kaja
bemühte sich, ihren finsteren Blick beizubehalten und gab es schließlich auf.
    „Du hast Recht“, lachte sie. „Nur

Weitere Kostenlose Bücher