Die Drachenschwestern
auf, dich so aufzuplustern“, lachte
Kaja. „Du platzt ja sonst gleich, wenn du deine Geschichte nicht bald
loswirst.“
Lance grinste. „Gut, gut, da hast du auch wieder recht.
Also. Ich habe dir ja gesagt, ich würde mich bei der großen Drachin erkundigen,
was es damit auf sich hat, dass Miri mich sehen konnte. Als ich es dann endlich
geschafft hatte, eine Audienz zu erhalten, wurde ich in einen prächtigen Raum
geführt. Die Wände waren komplett mit einem großen Mosaik bedeckt, das in allen
Farben schillerte…“ Der Drache verlor sich völlig in der Beschreibung dieses
offensichtlich prachtvollen Palastes.
Kaja hörte eine Weile geduldig zu, bis sie ihn schließlich
lachend anflehte: „Hör auf. Mir tun ja schon die Augen weh von all der Pracht,
wenn ich sie mir bloß vorstelle. Komm endlich auf den Punkt. Was hat es mit
Miri auf sich?“
Lance tat ein wenig beleidigt, weil sie ihn unterbrochen
hatte, kam aber ihrer Bitte nach. „Offensichtlich kommt das alle paar hundert
Jahre vor, dass es Drachenschwestern gibt. Diese Drachenschwestern sind durch
ein geteiltes Schicksal miteinander verbunden.“
„Drachenschwestern.“ Kaja probierte das Wort ein paar
Mal aus, der Klang war seltsam vertraut, während ihr Verstand damit nur wenig
anfangen konnte. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Bist du in dem Fall auch Miris
Drache?“, fragte sie eifersüchtig. Sie hatte nämlich absolut keine Lust, Lance
mit irgendjemandem zu teilen. Wenn sie sich schon mit diesem Drachenvieh und
seinen klugen Sprüchen rumschlagen musste, wollte sie ihn auch mit niemandem
teilen!
„Nein“, beruhigte
Lance sie. „Ich bin Gott sei Dank nur für dich zuständig!“
„Was soll denn
das wieder heißen“, entrüstete sich Kaja.
Ungewöhnlich diplomatisch antwortete er: „Nun ja, ich
denke, wir zwei haben genug miteinander zu tun, da möchte ich mich nicht noch
um jemand anderen kümmern.“
„Ja, ja.“ Abgelenkt versuchte sie, die Neuigkeiten zu
verdauen. „Drachenschwestern. Wie viele denn? Nur Miri und ich? Oder erwartet
mich schon der nächste Verkehrsunfall? Ich habe überhaupt keine Lust, was weiß ich
wen kennen zu lernen. Mit Miri scheine ich mich zwar überraschend gut zu
verstehen“, grübelte sie.
„Es handelt sich
immer um drei Schwestern, deren Leben miteinander verknüpft sind.“
„Also doch noch ein Unfall. Und wenn ich die Dritte im
Bunde nicht kennenlernen möchte?“, fragte Kaja bockig.
Lance lächelte und meinte: „Dir wird wohl nichts anderes
übrig bleiben. Gewisse Dinge im Leben entziehen sich unserem Einfluss.“
Das brachte Kaja
erst einmal zum verstummen.
„Was du aus diesen Begegnungen machst, bleibt selbstverständlich
dir überlassen“, versuchte der Drache sie zu beruhigen. „Schließlich hast du ja
immer noch deinen freien Willen.“
„Ja, das kann ich mir vorstellen. Ungefähr genauso frei,
wie ich dich gerufen haben soll“, schnaubte sie.
Lance runzelte die Stirn. Er begriff nicht ganz, weshalb
sich Kaja so aufregte. Ihre Stimmung schien wieder am selben Tiefpunkt
angelangt zu sein wie am Morgen. „Sag mal, was ist denn los mit dir? Du wirst
doch nicht etwa anfangen zu heulen?“ Etwas unbeholfen ließ er sich neben ihr
auf dem Sofa nieder und nahm Kaja in die Arme.
„Nein“, schniefte sie. „Ich heule nie“, behauptete sie
und musste gleichzeitig anfangen zu lachen, weil ihr klar wurde, wie dumm diese
Bemerkung war, wenn ihr doch die Tränen übers Gesicht liefen.
„So gefällst du mir schon viel besser“, antwortete
Lance, bemüht, dieses kleine Anzeichen von Heiterkeit zu erhalten. „Aber jetzt
erzählst du mir besser endlich, was dich schon die ganze Zeit so durcheinander
bringt. Ich dachte eigentlich, du würdest dich über meine Neuigkeiten freuen. Schließlich
warst du von Anfang an Miri sehr zugetan, obwohl du sie ja praktisch noch gar
nicht kennst.“
„Du hast ja Recht.“ Kaja schnäuzte sich und atmete tief
durch. „Objektiv betrachtet finde ich das auch toll. Ich bin auch gespannt und
neugierig. Aber gleichzeitig habe ich einfach das Gefühl, völlig die Kontrolle
über mein Leben und meine Gefühle zu verlieren.“
„Und du kontrollierst
dein Leben gerne, richtig?“
„Ja, auch wenn es bescheuert klingt, wenn es so laut
ausgesprochen wird. Ich habe gerne mein Leben im Griff. Besser gesagt, muss ich
das ja auch. Nur dann kann ich sicher sein, dass alles seinen gewohnten Lauf
nimmt.“
„Und wieso ist das so wichtig für dich“, hakte
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