Die Drachenschwestern
jetzt
schon Sorgen macht“, meinte er hoffnungsvoll.
Schließlich hatte Kaja ja ihn. Da brauchte sie nicht so
einen jungen Schnösel. Männer waren im Normalfall sowie so nicht zu gebrauchen.
Männliche Drachen natürlich ausgenommen. Er hatte seine Schützlinge gerne für
sich alleine.
„Das habe ich ja schon versucht. Es klappt einfach
nicht. Es ist ja auch nicht so, dass es mir nur Sorgen macht. Im Gegenteil. Ich
glaube, es könnte sogar klappen. So richtig klappen. Vielleicht lagst du gar
nicht so falsch, mit deiner Heiratsfrage“, gab sie zu. „Nicht dass ich heiraten
möchte, wirklich nicht. Aber ich habe das Gefühl, das mit Tim könnte sich zu
etwas wirklich Gutem entwickeln.“
Sie machte eine Pause und dachte daran, wie gut Tim sie
zu verstehen schien, wie er ihr ungefragt seine Hilfe angeboten und auch
unverzüglich umgesetzt hatte, Tim, wie er sie zum Lachen brachte, wie gut es
sich in seinen Armen angefühlt hatte. Sie setzte zu einer erneuten Erklärung
an.
„Wenn er mich in den Arm nimmt, ist es wie wenn ich nach
Hause kommen würde. Und das, das macht mir am meisten Angst.“
Lance sah ein, dass er so nicht weiter kam. Ihr
vorletzter Satz hatte ihn regelrecht alarmiert. Wenn sein Schützling das Gefühl
hatte, bei diesem... wie hieß er noch gleich, Tim, das Gefühl hatte, angekommen
zu sein, musste er das Ganze wohl ein wenig ernster nehmen. Was gleichzeitig
bedeutet, dachte er missmutig, dass ich meinen Schützling unterstützen muss und
meine eigenen Wünsche einfrieren kann. Manchmal war das ja schon ein Scheißjob,
ein Drache zu sein.
Er seufzte. Kaja
seufzte. Sie blickten sich an und brachen in ein befreiendes Gelächter aus.
Als sie sich wieder beruhigt hatten, rekapitulierte
Lance: „Erstens: du kennst Tim schon ewig. Also solltest du eigentlich wissen,
ob du ihm vertrauen kannst.“
„Schon, aber
doch nicht in dieser Hinsicht.“
„Still. Ich habe mich jetzt endlich durchgerungen, dich
ernst zu nehmen, also unterbrich mich nicht.“
„Yes Sir“, antwortete
Kaja ein wenig spöttisch.
„Zweitens: Probiere
es doch einfach aus und genieße es, solange es gut ist für dich.“
„Aber wenn es
nicht klappt, dann verlier ich sicherlich auch seine Freundschaft.“
„Ruhe! Ich bin noch nicht fertig. Und überhaupt,
offensichtlich hast du auch die letzten paar Jahre ohne seine von dir so hoch
geschätzte Freundschaft ganz gut überlebt.“
„Aber…“, wollte
Kaja entrüstet entgegnen.
„Nichts da aber. Ich habe Recht und du weißt es. Und
Drittens: Jetzt in diesem Moment läufst du nicht in Gefahr, dass er dich
verführt oder dich heiratet oder was weiß ich du dir gerade in deinem hübschen
Kopf vorstellst. Und selbst wenn, kannst du nicht mit Sicherheit sagen, wie es
rauskommen würde, oder?“
„Nein, das nicht
aber… .“
„Ich will jetzt kein ‚aber’ hören. Sondern nur, dass dir
bewusst wird, dass du dir im Moment völlig unnötig Sorgen machst über eine
völlig hypothetische Situation, die vielleicht niemals eintritt. Und an der du,
auch wenn du es wolltest, jetzt in diesem Moment auch überhaupt nichts ändern
könntest. Jetzt sag mir nochmals, welchen Sinn macht es, sich Sorgen zu
machen?“
„Hm, überhaupt keinen“, gab Kaja verblüfft und ein wenig
überwältigt zu. „Wenn du mir das so erklärst, macht das völlig Sinn. Nur
interessiert das meine Gedanken herzlich wenig, wenn sie so einen Aufstand in
meinem Kopf veranstalten“, schloss sie ein wenig kläglich. „Irgendwie sind wir
jetzt völlig vom Thema abgekommen, oder? Eigentlich waren wir ja bei meinen
sogenannten Schwestern. Nur, was bringt mir das jetzt?“
Lance zuckte mit den Schultern. „Prophezeiungen sind
nicht mein Gebiet. Ich denke, dass wirst du schon alleine rausfinden müssen.“
„Ist ja wieder typisch“, schnaubte Kaja amüsiert. „Erst großes
wichtiges Gerede von geteiltem Schicksal und dann nicht weiter wissen. Na ja,
egal. Ich treff mich jetzt morgen erst mal mit Miri, alles Weitere wird sich
dann ja zeigen, wenn du recht hast.“
Lance nickte
zufrieden und meinte: „So ist’s recht. Das ist die richtige Einstellung.“
„Und wie stell
ich jetzt meine sinnlosen Gedanken, die durch meinen Kopf jagen, ab?“
„Na, lenk’ dich ab, beschäftige Dich mit irgendetwas.
Obwohl, du kannst dich natürlich auch hinsetzen und meditieren“, grinste Lance.
„Meditieren?“, prustete Kaja. „Ohmm“, begann sie, nur um
gleich darauf wieder los zu kichern. „Nein danke.
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