Die Drachenschwestern
mitspielen.“
„So sind sie eben, die Menschen“, antwortete Lance ihm,
verständnisvoll nickend. „Nie wissen sie, was sie wollen.“
„Ruhe jetzt
Zorro, hör mit dem Gequietsche auf, wir gehen ja schon raus.“
Sie fuhr ihren Computer runter, schnappte sich ihren
Badge und die Hundeleine und verschwand mit Thea nach draußen, einen vor Freude
hektisch auf-und abspringenden Zorro im Schlepptau.
Diesmal hatte sich Thea um die Verpflegung gekümmert und
so gönnten sie Zorro am Ufer der Limmat seinen Auslauf, während sie versuchten,
zwischen den einzelnen Bissen eine halbwegs zusammenhängende Konversation
zustande zu bringen.
„Hm“, grinste Kaja mit vollem Mund. „Lunchmeetings haben
so ihre Tücken“, nuschelte sie weiter.
Thea musste erst fertig kauen, bevor sie einigermaßen verständlich
antworten konnte. „Mhm, du hast recht.“ Sie schluckte noch den Rest hinunter,
bevor sie vorschlug: „Vielleicht genießen wir einfach schweigend unsere tollen Biobrötchen,
garantiert ohne Genmanipulation, mit Auslauf, ohne Antibiotika oder Spritzmittel,
dafür jede Menge Joghurtsauce bzw. grobkörnigem Löwensenf und allerlei anderen
höchstgeheimen Zutaten“, fügte sie im Tonfall eines Marktschreiers auf dem
Jahrmarkt ein, „und unterhalten uns auf dem Rückweg.“
„Okay, ist vermutlich effizienter“, stimmte Kaja ihr
lachend zu, bevor sie den nächsten großen Bissen ihres Truthahnbrötchens mit
Senf, Gurken und schwarzen Oliven in Angriff nahm.
Satt und zufrieden setzten sie sich auf eine Bank. Es
war schon merklich kühler geworden und obwohl die Sonne schien, verhinderte
eine schwache Bise, dass es sich allzu viele Leute draußen gemütlich machten. Im
Sommer war hier um die Mittagszeit jeweils eine halbe Völkerwanderung im Gang.
Jetzt spazierten nur ein paar vereinzelte Geschäftsleute, die versuchten, ein
paar wenige Sonnenstrahlen zu schnappen, bevor die Novemberdepressionen über
sie herein brachen, Hundespaziergänger, an denen Zorro seine Freude hatte, eine
Mutter die mit ihrem Kleinkind Enten fütterte und sie beide.
„So,
jetzt erzähl mal, wieso wolltest du mich sprechen?“, wollte Thea von Kaja
wissen.
„Erzähl ruhig du
zuerst. Du bist mich ja schließlich extra suchen gekommen.“
„Das spielt doch
keine Rolle. Aber okay, dann mach ich den Anfang.“
„Das klingt jetzt aber ziemlich bedeutungsschwer“,
merkte Kaja an, bei der sich langsam aber sicher ein flaues Gefühl im Magen
breit machte. „Ich komme mir vor wie in der Schule, wenn man zum Rektor zitiert
wurde und man absolut keine Ahnung hatte warum. Ich hatte immer schon präventiv
ein schlechtes Gewissen, ob gerechtfertigt oder nicht.“ Kaja seufzte. „Also
los, spuck’s schon aus!“
„Würde ich ja“, antwortete Thea belustigt. „Wenn du kurz
deine Kindheitserinnerungen beiseiteschieben kannst, fange ich gerne an. Ganz
so dramatisch wie du dir das jetzt vielleicht ausmalst ist es nicht.“
„Da bin ich nicht so sicher“, antwortete Kaja mit einem
halbherzigen Lächeln. „Der Tag hat schon ziemlich dramatisch begonnen. Aber
davon später. Ich halt jetzt meinen Schnabel und lasse dich endlich sprechen.“
„Wer’s glaubt“, schnaubte Thea vergnügt. „Okay, also
erstens geht das Gerücht um, dass einigen der dienstältesten Angestellten
gekündigt werden soll. Nein, falsch, das war jetzt nicht ganz richtig
ausgedrückt. Man will sie loswerden. Aber natürlich nicht mit einer offiziellen
Kündigung, da müssten sie ja zum Teil noch monatelang Löhne bezahlen oder sogar
die eine oder andere ziemlich hohe Abfindung.“
„Loswerden?“, hakte Kaja ungläubig nach. „Wie meinst du
das denn jetzt?“ Im Geiste sah sie schon, wie Informatiker reihenweise um die
Ecke gebracht wurden.
„Nein, nein“, beeilte sich Thea sie zu beruhigen, als
sie ihren entsetzten Gesichtsausdruck sah. „Nicht was du denkst. Hast du zu
viele schlechte Thriller geguckt oder einfach zu wenig geschlafen, dass du
gleich so paranoid bist?“
„Tja, bei dem was mir in der letzten Zeit so passiert,
darf man wohl auch ein wenig Paranoia entwickeln“, verteidigte sich Kaja.
„Wie
auch immer, dann hätte ich wohl nicht gesagt es sei nicht so dramatisch oder?“
„Du hast recht, obwohl, bis jetzt klingt es dramatisch
genug und passt zu dem, was ich heute schon alles erlebt habe. Aber davon
später. Jetzt erzähl erst einmal weiter.“
„Die Absicht ist wohl, die Leute dazu zu bringen,
freiwillig ihre Verträge zu lösen.
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