Die drei ??? - 100 - Toteninsel
Flurs gebogen war. Er ging ins Vorzimmer zurück und schloss die Tür. Viel Zeit hatte er nicht. Sobald Mrs Jefferson unten auf dem Parkplatz angekommen war, würde sie feststellen, dass ihr Auto immer noch unversehrt dort stand, wo sie es abgestellt hatte. Und nicht gerade abgeschleppt wurde, wie der Polizeibeamte am Telefon behauptet hatte. Der gar kein Polizeibeamter war. Sondern Bob mit verstellter Stimme. Das Büro befand sich im fünften Stock. In spätestens vier Minuten würde sie zurück sein. Justus musste sich also beeilen. Er schlich zum Schreibtisch der Sekretärin hinüber und warf einen Blick auf den Computerbildschirm: ein Brief an irgendeine Firma in Nevada. Nicht besonders aufschlussreich. Dann öffnete er die Schublade. Klebestreifen, Büroklammern, Tacker, Textmarker und hübsch designte Briefumschläge mit dem Hadden-Industries-Logo. Was hatte er erwartet? Auch der Blick auf das Aktenregal brachte ihn nicht weiter. Dies war eine gut laufende Firma voller gewissenhafter und ehrgeiziger Mitarbeiter. Sie handelten mit Kunststoffen. Nicht mit Drogen oder Waffen oder geraubten Schätzen. Und wenn doch, dann würde er die Hinweise darauf sicher nicht im Büro der Chefsekretärin finden. Justus' Blick fiel auf den Tischkalender, den Mrs Jefferson konsultiert hatte. Er war von oben bis unten voll geschrieben. An eines schien Mr Hadden sich jedoch eisern zu halten: seinen Feierabend um sechs Uhr abends. Justus überflog die Einträge, blätterte vor und zurück. Zu viel, um sich alles zu merken, selbst für ihn. Kurz entschlossen schnappte er sich den Kalender, ging damit zum Kopierer und legte die Doppelseite für gestern und heute auf die Glasfläche. Das Rattern des Kopierers erschien ihm ohrenbetäubend laut.
Unwillkürlich drehte er sich um und fixierte die beiden Türen hinaus auf den Flur und hinein in Mr Haddens Büro. Jeden Moment würde jemand hereinkommen!
Justus rief sich innerlich zur Ordnung. So ein Blödsinn!
Warum sollte Mrs Jefferson nicht zwischendurch etwas kopieren? Trotz seiner Angst, entdeckt zu werden, konnte Justus der Versuchung nicht widerstehen und blätterte den Kalender um. Er kopierte noch eine Seite. Und noch eine. Schließlich hatte er eine Kopie der gesamten Woche gemacht. Eilig faltete er die Blätter zusammen und steckte sie in die Hosentasche. Er stellte den Kalender zurück auf den Tisch. Zeit zu verschwinden! Doch gerade als er das Büro verlassen wollte, wurde er wieder auf die gedämpfte Stimme aus dem Nebenraum aufmerksam. Wenn er das Ohr an die Tür legte... Die Chance durfte er sich nicht entgehen lassen. Justus schlich hinüber und lauschte. Er hörte nur eine Stimme. Hadden schien zu telefonieren. Doch außer einem dumpfen Brummeln und ein paar kurzen Jas und Neins war nichts zu verstehen. Dann war das Gespräch beendet.
Justus wollte sich gerade abwenden, als plötzlich direkt hinter ihm jemand mit dunkler Stimme sprach! »Mrs Jefferson, würden Sie bitte den Wagen schicken?«
Geisterstadt
Der Erste Detektiv fuhr zusammen und wirbelte panisch herum. Es war niemand hier. Erleichtert atmete er auf. Es war Mr Haddens Stimme gewesen, die aus der Gegensprechanlage kam. »Mrs Jefferson?« Mrs Jefferson sah nach ihrem Auto. Und durfte bestimmt nicht unabgemeldet ihren Arbeitsplatz verlassen. »Hallo? Sind Sie da?« Justus hörte einen knarrenden Stuhl, dann Schritte. Hadden kam rüber! Der Erste Detektiv hechtete zurück zum Flur, doch er hatte den Raum erst halb durchquert, als sich die Tür in seinem Rücken öffnete. Wie angewurzelt blieb er stehen und blickte sich so beiläufig wie möglich im Büro um.
»Wer bist du denn? Und wo ist Mrs Jefferson?«
Der Erste Detektiv wandte sich um. Hadden war groß. Er überragte Justus um eineinhalb Köpfe. Sein schwarzer Anzug saß tadellos, die Manschettenknöpfe glänzten und auf den ersten Blick wirkte er wie ein Modell für das Cover eines Wirtschaftsmagazins. Alles an ihm strahlte Autorität aus.
Trotzdem war da etwas in seinem Gesicht, das so gar nicht zum Bild des knallharten Geschäftsmannes passen wollte. Das schalkhafte Glitzern in den Augen, die Lachfalten... irgendetwas machte Joseph Hadden zu einem durch und durch sympathischen Mann. »Oh, guten Tag. Sind Sie Mr Hadden?«
»Der bin ich.«
»Mein Name ist Justus Jonas. Ich... ich wollte eigentlich...
einen Termin mit Ihrer Sekretärin machen. Aber sie musste schnell mal raus.« Diesmal war Justus' Stottern echt.
»Einen Termin? Worum geht es
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