Die drei ??? - 100 - Toteninsel
denn?«
»Um ein Interview für die Schülerzeitung.«
Mr Hadden lächelte belustigt. »Für die Schülerzeitung? Wieso sollte sich eine Schülerzeitung für mich interessieren?«
»Weil...« Jetzt war es auch egal. Justus konnte ruhig weiter den Idioten spielen. Ob er nun die Sekretärin vor sich hatte oder Joseph Hadden persönlich - was machte das für einen Unterschied? »Weil Sie ein so erfolgreicher Mann sind. Und ein Vorbild für jeden strebsamen amerikanischen Schüler, der es mal zu etwas bringen will im Leben.«
Nun lachte Hadden. Ein natürliches, sympathisches Lachen.
»Wenn du mir versprichst, diesen Satz nicht in deinem Artikel zu bringen, kannst du mich gerne interviewen.«
Die Tür ging auf. Mrs Jefferson kam herein. »Mr Hadden!
Verzeihen Sie, ich... musste kurz raus. Es war etwas mit meinem Wagen. Oder besser gesagt: Es war nichts mit meinem Wagen.
Jemand hat sich einen Scherz erlaubt.« Sie wandte sich an Justus. »Du bist ja immer noch hier. Hatte ich nicht gesagt -«
»Schon gut, Mrs Jefferson. Ich wollte zwar gerade Feierabend machen, aber bis der Wagen da ist, habe ich noch ein paar Minuten Zeit. Komm mit in mein Büro, Junge, dann kannst du mir ein paar Fragen stellen.«
»Danke, Mr Hadden.«
»Rufen Sie bitte den Fahrer an, Mrs Jefferson!« Justus folgte dem Chef von Hadden Industries in sein Büro.
»Ein Interview? Er hat dir ein Interview gegeben?« Peter schüttelte den Kopf. »Das gibt es ja nicht!«
»Das war überhaupt nicht mein Plan gewesen!«, verteidigte sich Justus. »Wer rechnet denn damit, dass er wirklich Zeit für einen Schülerzeitungsreporter hat! Noch dazu einen extrem unterbelichteten Schülerzeitungsreporter.« Sie standen auf der Straße in Downtown Los Angeles vor dem Gebäude der Hadden Industries. Hier draußen hatten Bob und Peter Mrs Jefferson angerufen und gewartet.
»Und was hast du ihn gefragt?«
»Na ja, nichts Wichtiges. Ich durfte mir ja nichts anmerken lassen, also habe ich ein paar belanglose Fragen gestellt und dabei furchtbar nervös getan, damit er nichts merkt.«
»Und? Wie ist dein Eindruck?«, wollte Bob wissen.
»Na ja... er ist sehr nett. Ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt habe. Nach dem ersten Eindruck habe ich fast das Gefühl, dass wir die falsche Spur verfolgen. Aber für ein Urteil ist es noch ein wenig früh.«
»Was steht denn auf den Kopien, die du gemacht hast?«
»Ich habe sie mir noch nicht angesehen. Denn jetzt gibt es Wichtigeres zu tun. Hadden macht gleich Feierabend. Er wird von einem Fahrer abgeholt. Ich schlage vor, wir verfolgen ihn.«
»Was soll das bringen?«
»Das werden wir dann sehen. Im Zweifelsfall wissen wir, wo er wohnt. Schaden kann es nicht.«
Sie gingen hinüber zu Peters MG, stiegen ein und beobachteten das Gebäude. Es dauerte nicht lang, da trat Joseph Hadden mit einer dicken Aktentasche in der Hand aus dem Haus, blickte die Straße hinunter und wartete. Unwillkürlich duckten sich die drei ???.
Eine halbe Minute später traf der Fahrer ein. »Das gibt es doch nicht!« Justus traute seinen Augen nicht. Es war nicht irgendein Wagen, von dem Hadden abgeholt wurde. Auf Hochglanz polierter, schwarzer Lack. Goldene Beschläge. Die kunstvoll geschwungene Kühlerfigur. Ein alter Rolls-Royce.
Und es war auch nicht irgendein Fahrer, der ausstieg, um Mr Hadden die Tür zu öffnen. »Das ist Morton!«
Der hoch gewachsene Brite mit dem makellosen schwarzen Anzug, in dem seine Haltung noch steifer wirkte, als sie sowieso schon war, hielt die hintere Tür auf und wartete, bis Mr Hadden eingestiegen war. Dann rückte er seine Chauffeursmütze zurecht und umkreiste den Rolls-Royce, um elegant auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. Alles an ihm war irgendwie elegant. Und gleichzeitig steif. Eben sehr britisch. Unverkennbar Morton.
Die drei ??? kannten den Chauffeur seit Beginn ihrer Detektivarbeit. Justus hatte seine Fahrdienste für einen Monat bei einem Preisausschreiben gewonnen. Als die Zeit abgelaufen war, hatte sich ein dankbarer Klient den drei Detektiven erkenntlich gezeigt, indem er die weitere Benutzung des Rolls-Royce finanzierte - auf unbestimmte Zeit. Seit Bob und Peter ein eigenes Auto hatten, machten sie zwar nur noch zu besonderen Anlässen davon Gebrauch, aber Morton war ihnen im Laufe der Zeit zu einem Freund geworden. Zwar legte der Chauffeur seine vornehme Art niemals ab, aber sie wussten, dass die Sympathie nicht nur einseitig war. »Morton ist Haddens Fahrer, ich glaub es ja
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