Die drei ??? - 100 - Toteninsel
oder wen sie treffen würden.
Und je länger die Fahrt dauerte, desto häufiger unterdrückte Bob den Wunsch, bei der nächsten roten Ampel einfach auszusteigen. Sie fuhren auf der Küstenstraße Richtung Santa Monica. Die Scheiben des Wagens waren getönt, sodass das Sonnenlicht kaum ins Innere drang. Auch die Wärme wurde durch die Klimaanlage ausgesperrt. Es war wie in einem Sarg.
Schick gepolstert, aber dunkel und kalt.
Bob wusste nicht genau, was er erwartet hatte. Eine einsame Villa am Stadtrand? Die Chefetage eines Wolkenkratzers? Eine verlassene Waldlichtung im Hinterland, wo niemand ihre Schreie hören würde? Jedenfalls hatte er nicht damit gerechnet, dass die Limousine mitten in Santa Monica zum Meer abbiegen und vor einer Eisdiele am Strand anhalten würde.
»Setzt euch an einen der Tische und wartet«, sagte der Fahrer.
»Und dann?«
»Wartet einfach.«
Bob und Justus tauschten verwunderte Blicke aus, aber Bob war froh, den Wagen verlassen und ins warme Sonnenlicht hinaustreten zu können.
Es war früh am Morgen. Die Eisdiele hatte gerade erst geöffnet, aber bis jetzt hatten sich erst wenige Gäste dorthin verirrt. Die zwei Detektive wählten einen Tisch möglichst abseits, bestellten zwei Milchshakes und sahen sich um. Der Strand war noch wie leer gefegt, aber auf der Promenade waren eine Menge Jogger und Leute auf Rollerblades unterwegs.
Einige warfen neugierige Blicke auf die schwarze Limousine, wohl in der Hoffnung, jeden Augenblick einen Hollywoodstar ein-oder aussteigen zu sehen. »Und jetzt?«
»Warten wir.«
»Und worauf?«
»Das werden wir schon sehen.«
Eine elegante Frau kam auf sie zu. Alles an ihr war schwarz:
ihre Kleidung, ihre langen, glatten Haare, ihre Sonnenbrille. Sie bewegte sich gleichzeitig kraftvoll und vorsichtig, wie eine Katze. Als sie an ihren Tisch herantrat, nahm sie die Sonnenbrille ab und musterte die beiden Detektive aus ebenso katzenhaften, leuchtend grünen Augen. »Justus Jonas und Bob Andrews, nehme ich an.«
»Ganz recht«, antwortete Justus.
Sie nickte kurz und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Ihr Gesicht war hübsch, aber ausdruckslos.
»Ähm... und Sie sind...?«
»Jemand, der euch helfen möchte.« Ihr Tonfall machte deutlich, dass sie keine weiteren Fragen zu ihrer Person beantworten würde.
Der Erste Detektiv nickte bedächtig. »Woher kennen Sie uns?«
»Mein Fahrer hat euch letzte Nacht beobachtet.« Sie blickte erst zur Limousine, dann deutete sie mit einem Nicken zum fernen Hafen. »Pier 13.«
»Das war...« Jetzt wusste Bob, warum ihm der Mann bekannt vorgekommen war. Es war der Typ, den er gestern verfolgt hatte. Warum war er nicht gleich darauf gekommen! »Und woher wissen Sie unsere Namen und wo ich wohne?«
»Er ist euch gefolgt. Macht euch nichts draus, dass ihr es nicht bemerkt habt. Er ist ein guter Fahrer.« Die Andeutung eines Lächelns huschte über ihr Gesicht, verschwand jedoch sogleich wieder.
»Scheint mir auch so«, murmelte Justus.
»Ich will gleich zur Sache kommen. Gestern Nacht ist etwas geschehen, das nicht hätte geschehen dürfen. Anstelle von Skinner Norris ist euer Freund an Bord der ›Hadden Explorer gegangen, die, wie ihr wahrscheinlich wisst, auf dem Weg nach Mikronesien ist.«
»Nach Makatao, um genau zu sein.«
»Ihr wisst erstaunlich viel.«
»Sie auch.«
»Mehr, als ihr denkt. Euer Freund ist in Gefahr. Aber ihr könnt ihm helfen.«
»Wir wollten eigentlich gerade die Polizei benachrichtigen«, sagte Justus.
»Das würde ich euch nicht raten«, erwiderte sie sachlich. »Die Polizei würde die Situation nur verschlimmern.«
»Was ist denn die Alternative?«
»Mir zu vertrauen. Ich bin hier, um euch ein Angebot zu machen. Das Schiff braucht eine Woche, um die Insel zu erreichen. In dieser Zeit könnt ihr nichts unternehmen. Aber in sieben Tagen geht ein Flugzeug nach Ponape, der Hauptinsel der Föderierten Staaten von Mikronesien. Ihr werdet diesen Flug nehmen, auf Ponape ein Boot mieten und nach Makatao fahren, um euren Freund zu retten.«
Bob verschluckte sich an seinem Milchshake.
»Moment mal!«, sagte Justus. »Das... geht ein bisschen schnell. Wir wissen nicht einmal, wer Sie sind!«
»Ich bin auf eurer Seite«, versicherte sie. »Das ist alles, was ihr wissen müsst.«
»Und wenn wir nun doch die Polizei verständigen?«
»Dann riskiert ihr, euren Freund nie wieder zu sehen.«
Justus kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Woher wissen Sie das alles? Wer sind Sie? Und auf wessen
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