Die drei ??? - 100 - Toteninsel
antwortete ganz ruhig: »Weil ich die Hoffnung habe, die anderen noch retten zu können.«
»Blödsinn! Sie machen es wegen des Geldes wie wir alle.«
»Wie Sie meinen.«
Eine Weile herrschte verbissenes Schweigen. Peter kaute weiter. Das hart gekochte Ei rutschte ihm unendlich langsam die Speiseröhre hinunter, egal wie viel Orangensaft er auch hinterherschüttete. Insgeheim hatte er die Hoffnung gehabt, mit Menschen zu reisen, die sich untereinander gut verstanden und über ihre gute Laune Peter völlig vergessen würden. Stattdessen stauten sich die Konflikte bereits während des allerersten gemeinsamen Frühstücks auf. Das Erste einer langen Woche. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als aus diesem Albtraum aufzuwachen.
»Was auch immer unsere Beweggründe sind, ich erwarte von allen vollen Einsatz«, ergriff Mr Schwartz wieder das Wort.
»Hadden bezahlt uns, damit wir seinen Auftrag so schnell und kompetent wie möglich erledigen. Alles andere ist Nebensache.
Die Brückenwache ist in drei Schichten aufgeteilt. Die Schichtpläne haben Sie bereits. Ansonsten haben wir auf der Reise nicht viel zu tun. Was ist mit dir?« Schwartz sah zu Peter.
»Was... was soll mit mir sein?«
»Kannst du das Schiff steuern?«
»Ich... äh... nein.«
Juans Kopf zuckte herum. »Du kannst nicht einmal das Schiff steuern?«
»Tut mir Leid, nein.«
»Ich habe es Ihnen gesagt: Dieser Junge ist ein Nichtsnutz!
Hadden hat ihn nur als Spitzel mitgeschickt. Man kann ihm genauso wenig trauen wie Hadden selbst!« Juan sprach über Peter, als sei dieser gar nicht im Raum. Aber dem Zweiten Detektiv fiel auch keine Antwort ein. Das Absurde war, dass Juan sogar Recht hatte: Er war eine Art Spitzel und die Mannschaft hatte jeden erdenklichen Grund, ihm nicht zu trauen. Was er nicht wusste, war, warum sie Skinny nicht trauen sollten. Was Skinny an Bord der ›Explorer‹ zu suchen gehabt hätte. Was seine Funktion war. Im Stillen verfluchte er sich selbst. Er hatte immer gewusst, dass Skinny ihnen etwas verschwieg. Doch statt auf die ganze Wahrheit zu bestehe n, hatte er Justus' Gutgläubigkeit nachgegeben. Das hatte er jetzt davon. Wie oft würde er sich wohl in der nächsten Woche von Bord dieses verfluchten Schiffes wünschen?
»Was ist, Skinner?«, bohrte Juan. »Fällt dir dazu nichts ein?
Dachtest du, du könntest dich ewig hinter deinem Frühstück verstecken? Eine Woche lang? Raus mit der Sprache: Was hast du überhaupt an Bord verloren?«
Ich weiß nicht! Ich weiß es einfach nicht, okay? Peter räusperte sich. »Ich bin nicht befugt darüber zu sprechen.« Das war eine gute Antwort. Hier wurde so viel Geheimniskrämerei betrieben, ein Geheimnis mehr oder weniger machte da kaum einen Unterschied.
»Wenn du glaubst, du könntest uns hinters Licht führen, bist du schief gewickelt, Bürschchen!«
»Lassen Sie den Jungen in Ruhe«, sagte Olin. »Er hat sicherlich genauso eine Berechtigung, hier zu sein, wie wir alle.
Sonst hätte Hadden ihn nicht mitgeschickt.«
»Ich traue ihm nicht.«
»Das sagten Sie bereits.«
»Dieser Bursche wird uns noch eine Menge Ärger bereiten, das garantiere ich Ihnen!« Wütend schob sich Juan das letzte Stück Toast in den Mund und verließ den Raum. Großartig. Mit einem der Löwen hatte er sich schon angelegt, ausgerechnet dem jähzornigsten. Das fing ja gut an.
»Ich habe überhaupt kein gutes Gefühl bei der Sache«,raunte Bob. »Wenn es nun doch eine Falle ist?«
»Ziemlich merkwürdige Falle«, gab Justus zurück. »Nur keine Panik, in ein paar Minuten wissen wir mehr.«
Sie saßen auf der Rückbank der schwarzen Limousine, mit der der Unbekannte gekommen war, um sie abzuholen. Das hieß: Bob war nicht ganz sicher, ob ihm der Mann wirklich unbekannt war. Er hatte den Eindruck, ihn schon einmal gesehen zu haben, war aber nicht ganz sicher. Davon abgesehen konnte er es immer noch nicht glauben, dass Justus so bereitwillig zugestimmt hatte mitzukommen. Hatten sie nicht schon genug Ärger am Hals? Mussten sie jetzt auch noch zu einem Wildfremden ins Auto steigen, um sich zu einem geheimen Treffpunkt wer weiß wo mit wer weiß wem kutschieren zu lassen? »Wenn wir wissen wollen, was hier gespielt wird, müssen wir das Angebot annehmen«, hatte Justus gesagt. Damit hatte er vielleicht sogar Recht. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass Bob sich dabei gut fühlen musste. Oder keine Panik haben. Ihr Chauffeur hatte sich mit keinem Wort weiter dazu geäußert, wo es hingehen sollte
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